Bereits am zweiten Tag des neuen Jahres sind in Leipzig wieder hunderte Menschen zum Demonstrieren auf die StraรŸe gegangen. Nach einer linken Kundgebung gegen die aktuelle Krisenpolitik folgte von โ€žLeipzig steht aufโ€œ ein Aufzug รผber den Ring, an dem sich offenbar erneut Rechtsradikale beteiligten. Am Rande und kurzzeitig auch auf der Strecke gab es wieder Gegenprotest.

Schon um 18 Uhr startete auf dem Augustusplatz eine Kundgebung des Solidaritรคtsnetzwerkes. Dieses fordert unter anderem hรถhere Lรถhne und niedrigere Preise. Einige dutzend Personen beteiligten sich an der Versammlung.

Anlass fรผr weitere Kundgebungen im Jahr 2023 seien unter anderem Preiserhรถhungen bei den LVB, kommende Nebenkostenabrechnungen und steigende Energiepreise, teilte das Solinetzwerk schon Ende vergangenen Jahres in den sozialen Medien mit.

Die Gruppe โ€žLeipzig steht aufโ€œ versammelte sich ab 19 Uhr am Mendebrunnen vor der Oper. โ€žFrieden schaffen ohne Waffenโ€œ, lautete ihr zentrales Motto. Wie gewohnt richteten sich die Appelle vor allem an die Ukraine und deren Unterstรผtzerstaaten. Kritisiert wurden beispielsweise die deutschen Waffenexporte.

Corona auch weiterhin ein Thema

Thema in diesem Spektrum bleibt aber weiterhin auch die Coronakrise. So forderte ein Demonstrant die Abschaffung der Maskenpflicht, ein anderer โ€žFreiheit fรผr Michael Ballwegโ€œ. Der โ€žQuerdenkenโ€œ-Initiator befindet sich seit einem halben Jahr in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft verdรคchtigt ihn des versuchten Betrugs und der versuchten Geldwรคsche in Hรถhe von insgesamt mehr als einer Million Euro.

Ebenfalls am Mendebrunnen versammelten sich mehrere dutzend Personen zu einer Gegenkundgebung. Sie kritisieren vor allem, dass sich Rechtsradikale an der Versammlung von โ€žLeipzig steht aufโ€œ beteiligen wรผrden. In den vergangenen Monaten war das tatsรคchlich hรคufig der Fall. Zumindest Personen aus der organisierten Naziszene scheinen sich aber aktuell kaum noch zu beteiligen.

Das liegt zum einen daran, dass die Zahlen allgemein stark rรผcklรคufig sind. War es im September noch eine vierstellige Anzahl an Teilnehmenden, beteiligten sich am 2. Januar nur noch etwa 200 Personen an dem Aufzug. Zum anderen hat sich die radikale Gruppe rund um den ehemaligen NPD-Funktionรคr und Aktivisten der โ€žBรผrgerbewegung Leipzig 2021โ€œ Volker B. abgespalten. Er und einige dutzend Mitstreiter/-innen standen erst vor der Oper und liefen dann ihre eigene Route.

Danger Dan lieรŸ sich vor dem Gewandhaus sehen

Die Menschen vor dem Mendebrunnen hatten wohl auch auf einen kurzen Auftritt von Danger Dan gehofft. Dieser war am Montagabend im Gewandhaus zu Gast. Tatsรคchlich lieรŸ er sich kurz drauรŸen blicken, um beispielsweise einige Fotowรผnsche zu erfรผllen. Seine Musik kam zwar nicht live, aber zumindest vom Band.

Im Vergleich zu manch anderen Montagen der vergangenen Wochen, an denen hunderte Antifaschist/-innen die Strecke von โ€žLeipzig steht aufโ€œ blockierten, gab es diesmal nur wenige nennenswerte Vorkommnisse.

So setzte sich beispielsweise am Hauptbahnhof eine Gruppe von fรผnf Personen auf die StraรŸe. Der Aufzug stoppte kurz und lief dann an ihnen vorbei. Einige dutzend Gegendemonstrant/-innen begleiteten den Aufzug seitlich. Hin und wieder gab es verbalen Austausch.

Die Polizei teilte am Dienstag mit, dass es dennoch Ermittlungen wegen Beleidigung, Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte und VerstรถรŸen gegen das Versammlungsgesetz gebe. Zudem werde wegen Kรถrperverletzung ermittelt: Eine Person des Gegenprotests soll ein Megafon auf zwei vorbeilaufende Polizist/-innen gerichtet haben. Diese hรคtten โ€žstarke Schmerzen im Gehรถrgangโ€œ erlitten, seien aber weiterhin dienstfรคhig.

Empfohlen auf LZ

So kรถnnen Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstรผtzen:

Renรฉ Loch รผber einen freien Fรถrderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar