Es ist ein Jahrestag, auf den man gern verzichtet hätte: Am heutigen Dienstag, dem 7. Oktober, jährte sich der terroristische Überfall der Hamas auf Israel mit etwa 1.200 Getöteten und mehr als 250 Entführungsopfern zum zweiten Mal. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte als Zeichen die Brodyer Synagoge in der Keilstraße und sprach mit Gemeindeangehörigen. Beim nicht öffentlichen Gespräch unter anderem auch dabei: Eta Zachäus, Sonderbeauftragte für jüdische Friedhöfe.
Lob über Steinmeier-Besuch
Deutliches Signal am zweiten Jahrestag des Hamas-Terrors: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (69, SPD) besuchte am Dienstagvormittag die Brodyer Synagoge in der Leipziger Keilstraße, besichtigte im Rahmen des Laubhüttenfestes zunächst eine Laubhütte im Innenhof und traf sich anschließend zum Gespräch mit Gemeindemitgliedern in der Synagoge. Journalisten durften hier nach Ende der Film- und Fotoaufnahmen nicht mehr dabei sein.

Doch Eta Zachäus war es: Die 77-Jährige, Nachfahrin von Holocaust-Opfern, ist Gemeindemitglied, Sonderbeauftragte für jüdische Friedhöfe und kümmert sich als Angehörige der Chewra Kadischa, einer Art Beerdigungs-Gemeinschaft von Jüdinnen und Juden, um Organisatorisches, Riten und Zeremonien rund um die jüdische Beisetzung.
„Es war ein großes Erlebnis und eine große Ehre für uns“, sagt sie voller Begeisterung über die Begegnung mit dem Bundespräsidenten und dessen Ehefrau Elke Bündenbender. Das Staatsoberhaupt sei sehr warmherzig aufgetreten, habe Fragen gestellt und sich die Geschichte aller Teilnehmer aus der Runde angehört. Darunter auch die der jüdischen Studentin Katrin Ikhilman, die bereits angefeindet und geschubst wurde, Angst verspürt, bestimmte Vorlesungen zu besuchen.
In Leipzig fühlt man sich relativ sicher
Sie persönlich belaste die aufgeheizte Situation angesichts ihres mittlerweile höheren Alters etwas weniger, sagt Eta Zachäus. Die Probleme sieht sie eher bei der jüngeren Generation von Jüdinnen und Juden, die in diesem Land noch etwas anpacken will.
Doch auch Zachäus erfuhr den Antisemitismus, der im Gespräch mit Steinmeier ebenso thematisiert wurde, schon offen: Beispielsweise in der Form, dass ihrer Enkeltochter bereits etwas widerfuhr oder dass sie im Alltag mit schockierenden Stereotypen konfrontiert wurde, wonach Juden „alles in der Hand“ hätten.
Trotzdem sieht sie Leipzig insgesamt angesichts einer meist offenen, engagierten Bevölkerung und vieler Initiativen vergleichsweise gut aufgestellt, auch in der Präventionsarbeit. „Die Stadtgesellschaft ist sehr positiv. Wir spüren keine Gefahr für Leib und Leben“, betont Zachäus.
Auch Zachäus wurde bereits zum Opfer
Aber seit dem brutalen Terror der Hamas vor zwei Jahren, der den bis heute andauernden Gaza-Krieg Israels mit zehntausenden Opfern auf Seiten der palästinensischen Zivilbevölkerung auslöste, hat sich die zunehmende Unsicherheit auch bei der Jüdischen Gemeinde Leipzigs breitgemacht. Sichtbar wird sie vor allem an dem mittlerweile umfassenden Polizeischutz für jüdische Einrichtungen vor Ort.
Hinzu kommt, dass auch Eta Zachäus schon ganz persönlich die vermehrte Aggression gegenüber jüdischen Menschen zu spüren bekam, über Ablehnung und Vorurteile hinaus. Ins Detail gehen möchte sie nicht. Nur so viel: Es habe sich, so Zachäus, um einen körperlichen Vorfall gehandelt. Ihren Davidstern, sagt sie, trage sie bereits seit einiger Zeit nicht mehr sichtbar.
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