Er ist einer der beliebtesten Aussichtspunkte von Leipzig. Im Mai kürte ihn die LTM zur Nr. 9 unter den besten Aussichtspunkten für Fotografen – noch vor dem Turm im Rosental und dem Völkerschlachtdenkmal. Der Fockeberg liegt nun einmal viel näher dran an den Sehenswürdigkeiten im Stadtzentrum. Aber er hat ein Problem: Er wird stark übernutzt und von der Stadt eher stiefmütterlich gepflegt. Jedenfalls sieht es die SPD-Fraktion im Stadtrat so.

Schon im Mai hatte sich die Fraktion wegen der vom Zahn der Zeit zernagten Holzfiguren vom Fockeberg an die Verwaltung gewandt. Die hatten dem alten Trümmerberg auch eine besondere Note gegeben und waren bei Kindern als Kletterskulpturen beliebt. Fast vergessen ist ja gerade bei den jüngeren Leipziger/-innen, dass der Berg aus tausenden Tonnen innerstädtischer Bombentrümmer zusammengefahren wurde.

„Der Fockeberg, dessen offizieller Name Trümmerkippe Bauernwiesen lautet, ist ein beliebtes Erholungsgebiet in der Leipziger Südvorstadt mit Wegen, Bänken und einem Spielplatz“, schreibt die LTM zu diesem Ausichtspunkt.

„Er entstand nach 1947 aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges und stellt einen idyllischen Aussichtspunkt in 153 Metern Höhe dar. Zum Gipfel gelangt man entlang eines etwa 850 Meter langen asphaltierten Waldweges. Bei einem Picknick kann man das Panorama von Leipzig genießen. Jährlich finden hier beliebte Veranstaltungen wie das Leipziger Seifenkistenrennen oder der Fockeberglauf statt.“

Bekanntlich ist das alles nicht mehr so. Das beliebte Seifenkistenrennen musste 2020 wegen der Corona-Pandemie ausfallen. Und mit Sitzbänken sieht es oben auf dem Berg auch nicht so toll aus.

Deswegen beantragt die SPD-Fraktion jetzt etwas mehr Mühe von der Stadtverwaltung: „Kurzfristig, bis Ende 2021, schafft bzw. repariert die Stadtverwaltung Sitzgelegenheiten auf dem Fockeberg und errichtet dort Fahrradabstellmöglichkeiten, einen öffentlichen Grillplatz sowie Abfallbehälter. Außerdem sorgt die Stadtverwaltung dafür, dass die Sichtfelder Richtung Innenstadt und Richtung Osten frei bleiben werden.“

Was ja dann auch Fotografen verzweifeln lässt. Wenn man die Turmspitzen nicht heranzoomen kann, weil lauter Bäume die Sichtfenster zugewachsen haben, war der ganze Aufstieg umsonst.

Aber wie schon im Frühjahr sieht die SPD-Fraktion bei diesem beliebten Trümmerberg auch echte Chancen, die Anwohner miteinzubeziehen: „Darüber hinaus erstellt die Verwaltung bis zum dritten Quartal 2021 unter Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern ein Konzept zur Sicherung und Aufwertung des Fockebergs. Dabei sind unter anderem folgende Punkte zu diskutieren:

– Öffentliche Toilette und Wickelplatz,
– ausgewiesene Strecken für Mountainbiker zum Schutz der Natur,
– Errichtung eines Fitnessparcours,
– Wettbewerb für künstlerisches Konzept im öffentlichen Raum.“

Denn so, wie sich der Berg derzeit darbietet, ist er gewaltig mitgenommen und zeigt auch Spuren jener Zeitgenossen, die sich nicht die Bohne darum kümmern, ob hier überhaupt noch so etwas wie ein Ort der Erholung für andere erhalten bleibt.

Ohne mehr Fürsorge wird das kein beliebter Aussichtspunkt bleiben, stellt die SPD-Fraktion fest: „Der Fockeberg erfreut sich großer Beliebtheit und stellt einen wichtigen Ort zur Naherholung für Anwohnerinnen und Anwohner im Leipziger Süden und darüber hinaus dar. Um dies weiterhin gewährleisten zu können, bedarf es dringend eines Konzeptes für eine Neu- bzw. Umgestaltung des inzwischen heruntergewirtschafteten Areals.

Aktuell sind sämtliche Sitzmöglichkeiten in einem sehr schlechten Zustand, Abstellmöglichkeiten für Fahrräder gibt es nicht, rings um den Berg haben sich ungenehmigte Mountainbikestrecken entwickelt, die die Natur teilweise erheblich beeinflussen, und es sind wilde Feuerstellen entstanden. Vor diesem Hintergrund soll ein Konzept entwickelt werden, das die Missstände beseitigt und beispielsweise das Mountainbiking in geordnete Bahnen lenkt.“

Stadt hat keine neuen Pläne für den Fockeberg und für die Holzplastiken fehlen einfach die Spender

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