Das fiel natürlich auf im Spätsommer 2020, als da auf einmal auf der sichtlich trockenen Rosentalwiese ein Bohrfahrzeug auftauchte und tiefe Löcher in den Boden fräste. Was war da los? Suchte die Stadt nach Wasser für den trockengelegten Rosentalteich, der nach drei dürren Jahren kein Wasser mehr führte? Oder sichert sich hier der Zoo zusätzliche Wasserreserven?

„Auf meinem täglichen Weg durch das Rosental muss ich immer wieder merkwürdige Beobachtungen machen. Heute konnte ich beobachten, dass auf der Rosentalwiese von einer Brunnenbau-Firma gebohrt wird. Ich vermute, das dem Zoo langsam das Wasser ausgeht und nun tiefer gebohrt werden soll“, schrieb uns schon im vergangenen Herbst Claus Reinhardt, der auch das Foto anfertigte.„Dabei ist der Grundwasserspiegel schon derart abgesunken, dass der vordere Rosentalteich ganzjährig ohne Wasser ist! Ist das etwa der Lösungsansatz der Verwaltung eine Schwammstadt zu realisieren? Müsste nicht endlich nach nachhaltigen Lösungen gesucht werden?“

Das Thema Schwammstadt hat Leipzig damit noch nicht angepackt, teilt uns auf Nachfrage das Amt für Stadtgrün und Gewässer mit. Es ging wirklich um die Brunnen des Leipziger Zoos: „Der Leipziger Zoo betreibt im Rosental seit 1971 insgesamt vier Brunnen. Von den vier Brunnen wurden in 2020 zwei Brunnen durch neue Brunnen ersetzt. Die Errichtung der Brunnen ist wasserrechtlich genehmigt. Die Entnahmemenge liegt im Rahmen der erlaubten Grundwasserbenutzung. Sowohl die Entnahmemengen als auch die Auswirkungen auf den Grundwasserspiegel bleiben durch den Ersatzneubau der beiden Brunnen unverändert.“

Aber die kolportierte Geschichte, dass der Rosentalteich aus diesen Brunnen befüllt worden wäre, stimmt nicht, betont das Amt: „Nein, die Bohrungen haben nichts mit dem Rosentalteich zu tun. Uns ist außerdem nicht bekannt, dass der Teich in den letzten Jahrzehnten mit Brunnenwasser befüllt wurde.“

Auch der Stadtbezirksbeirat Mitte hatte ja schon so einen Gedanken verfolgt. Aber der Rosentalteich ist, wie mehrere Naturteiche in der Leipziger Region, darauf angewiesen, dass er entweder aus dem hochstehenden Grundwasser gespeist wird oder regelmäßig Regenwasser als Nachschub bekommt. Eine künstliche Befüllung war hier nie vorgesehen.

Was natürlich den Blick auf die Grundwasserproblematik im Rosental lenkt, das ebenso wie andere Teile des Leipziger Auwaldes seit Jahrzehnten von natürlichen Hochwässern abgeschnitten ist.

Und die zurückliegenden Jahre mit ihren viel zu geringen Niederschlagsmengen haben auch hier die Grundwasserthematik verschärft, wie auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer bestätigt: „Das gesamte Leipziger Auensystem ist aktuell nicht durch auentypische Grundwasserstände gekennzeichnet. Möglichkeiten zur Wiederherstellung von auentypischen Verhältnissen werden für verschiedene Teilbereiche im Stadtgebiet analysiert und Maßnahmenvorschläge erarbeitet.“

Wie die freilich aussehen werden, verrät das für die Gewässer zuständige Amt noch nicht: „Das Auenentwicklungskonzept wird eine Entwicklungsperspektive für die Leipziger Auenlandschaft formulieren. Daraus soll bis Ende 2022 ein Handlungsprogramm mit konkreten Maßnahmen für das gesamte Auensystem abgeleitet werden. Das Rosental zählt zum Auenbereich, inwieweit konkrete Maßnahmen im bzw. mit Auswirkungen auf das Rosental erarbeitet werden, kann nicht vorweggenommen werden.“

Und was wird aus dem Teich im Rosental? Da hat sich seit den Auskünften im Jahr 2020 nichts geändert, betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer: „Der Teich ist wichtiger Teil des unter Denkmalschutz stehenden vorderen Rosentals. Kurzfristige Rettungsmaßnahmen sind nicht vorgesehen.“

Was eben auch heißt, dass sich auch Leipzigs Teichlandschaften sichtbar ändern werden, wenn sich mit der Klimaerwärmung die Niederschlagsmengen verringern – die Teiche werden dauerhaft trockenfallen und so die Passanten auch daran erinnern, dass die Klimaerhitzung schon lange Realität ist.

Neben den zunehmenden Starkregenfällen (wie sie zuletzt das Ahrtal trafen), stärkeren Stürmen und brennenden Wäldern werden auch lange Dürrezeiten mit sinkenden Grundwasserständen zu den Folgen gehören. Es ist die Vielzahl dieser Extremereignisse, die vom Klimawandel erzählen. Und selbst so ein kleiner Teich zeigt, wie schlecht auch Leipzig darauf vorbereitet ist.

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Es gibt 2 Kommentare

Gibt es eigentlich für die neu zu bauende (Salzwasser-)Zoo-Landschaft ein öffentlich vorliegendes Wassernutzungskonzept?
Also, irgendwie einmalige Entnahme und gefilterte Umwälzung.
Da das adäquate Projekt in Wuppertal auf ganz andere Wasser-Ressourcen zurückgreifen kann. Und wenn da jetzt der Wiederbau von 2 weiteren Brunnen nötig wird, sollte da der Stadtrat vielleicht doch mal genauer hin schauen.
Bisher war ja nur von 2 Brunnen die Rede. Das Becken von dem einen im Zoo kenne ich noch, ohne Wasser, vermutlich fürs Aquarium? Ist inzwischen überbaut.
Wann wurde das letzte Mal Grundwasser aus den (jetzt?) reaktivierten, 2 weiteren Brunnen entnommen?
Dass Zoo-Tiere aus Süd-Südamerika nicht in Pleißewasser leben können, logisch.
Aber die Projekte sind inzwischen sehr alt und von Architekten(?).
Da kann man schon mal fragen, ob es ein klimawandelangepasstes Wasser-und erneuerbare Energienutzungskonzept gibt.
Ehe es zu spät ist.

Was nun aber noch interessant wäre, neben dem allgemeinen Grundwasser-/Auen- und Klimaproblem:

Werden diese Brunnen auf der öffentlichen Wiese errichtet oder waren das nur Probebohrungen?

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