Eigentlich sollte alles schon fertig sein und irgendwann im Sommer der schöne Banddurchschnitt passieren, der die Straßenbahnlinie 9 auf ihre neue Gleisstrecke durch Mockau entlassen hätte. Doch was 2016 schon fast fertig wirkte, beschäftigt derzeit wieder den Stadtrat. Denn Stadt und LVB mussten ihre Pläne zur Gleistrasse in Mockau völlig ummodeln.

Weshalb die CDU-Fraktion jetzt extra ein Fragenpaket geschrieben hat, um ein wenig Klarheit darüber zu bekommen, wo das Projekt nun steht. Denn inzwischen steht es ja auch als wichtiges Investitionsprojekt im Nahverkehrsplan der Stadt. Und im Rahmenplan zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie Leipzig 2030, der 2020 beschlossen wurde: „Neubaustrecke Mockauer Straße / Tauchaer Straße (einschl. Umgestaltung Kieler Straße)“, mit einem voraussichtlichen Baujahr nun von 2023 bis 2025.

Und das wird ziemlich knapp. Denn jetzt geht es erst einmal um die Vorplanung, die gegenwärtig im Auftrag von Stadt und LVB erstellt wird und im „I. Quartal 2022 den zu beteiligenden Ämtern zur Stellungnahme vorgelegt werden“ soll, wie das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) auf Anfrage der CDU-Fraktion mitteilt.

Unpraktische Seitenlage

In dieser Antwort erläutert das VTA auch noch einmal, warum die Pläne für die Gleistrasse noch einmal komplett umgeschmissen werden mussten:

„Der ursprüngliche Planungsansatz zur Führung der Straßenbahn auf besonderem Bahnkörper in Seitenlage ist mit verkehrlichen Defiziten verbunden, wie z. B. dem Wechsel der Straßenbahngleise vor bzw. nach den Knotenpunkten von Mittel- in Seitenlage bzw. umgekehrt, schiefwinklige Querungsstellen der Radverkehrsanlagen mit Gleisen, mehrfach erforderliche verkehrstechnische Eingriffe in den Verkehrsablauf für den Wechsel von Seiten-/Mittellage. Daher wurde die Variante Seitenlage der Straßenbahn (Mitbau der Stadt nur auf die Knotenpunkte beschränkt) neu bewertet und vertiefende Untersuchungen angestellt. Dabei wurde deutlich, dass mit dieser Variante keine allseits zufriedenstellende und funktionsfähige Verkehrsanlage geschaffen werden kann.“

Blieb also nur, die Straßenbahn ganz klassisch in die Mitte der Tauchaer Straße zu legen und den kompletten Straßenquerschnitt neu zu planen.

„Im Ergebnis wurde festgestellt, dass eine Komplexbaumaßnahme Stadt/LVB/ Versorgungsunternehmen mit Realisierung einer Mittellage der Straßenbahn und Erneuerung der Gesamtverkehrsanlage sowie der Möglichkeit des Neubaus von Radverkehrsanlagen im Zuge der Mockauer Straße / Tauchaer Straße, in Verbindung mit deren ohnehin erforderlichen Erneuerung, wesentliche Vorteile nicht nur aus verkehrstechnischer, sondern auch aus gesamtwirtschaftlicher und städtebaulicher Sicht hat“, stellt das VTA fest.

Kieler Straße in der Warteschleife

Gleichzeitig musste auch der mögliche Bau einer Oberschule am Standort Mockauer / Tauchaer Straße mitbedacht werden.

Und eigentlich ist auch die Kieler Straße, wo die Linie 9 heute entlangrumpelt, reif für eine Kompletterneuerung: „Die Planungen für die Umgestaltung der Kieler Straße sollen nach Vorliegen des städtebaulichen Konzeptes für Mockau und im Anschluss an die Planungen zur Straßenbahnneubautrasse erfolgen. Der Baubeginn für die Kieler Straße kann erst nach Abschluss der Komplexbaumaßnahme der Straßenbahnneubautrasse erfolgen.“

Aber wie soll es jetzt weitergehen? – Wie die neue Trasse nun aussehen soll, soll in den Gremien des Stadtrats in den nächsten Wochen vorgestellt werden und dann im II. Quartal auch der Öffentlichkeit.

„In Abhängigkeit von den eingehenden Stellungnahmen und Hinweisen ist hier ein Zeitraum von ca. 6 Monaten vorgesehen. Unter Abwägung und Einarbeitung der Ergebnisse der Gremien- und Öffentlichkeitsbeteiligung wird im Nachgang die Vorlage für den Stadtratsbeschluss zur Vorzugsvariante erstellt.“ Womit man schon am Jahresende wäre und ein Baubeginn 2023 mehr als fraglich wird.

Überfällig: eine Straßenbahnhaltestelle an der S-Bahn-Station

Und auch die anderen Vorhaben, Mockau besser anzubinden, sind noch Zukunftsmusik, auch wenn die einzelnen Bausteine nur logisch sind: „Dazu ist seitens der LVB die Errichtung einer zusätzlichen Haltestelle in der Mockauer Straße südlich des S-Bahnhaltepunktes vorgesehen. Diese zusätzliche Haltestelle steht auch im Zusammenhang mit der Optimierung der Haltestellenabstände im Zuge der gesamten Mockauer Straße.“

Jetzt ist es noch so, dass man von der Haltestelle an der Mockauer Post 100 Meter auf der Mockauer Straße zurücklaufen muss, um zur S-Bahn-Station der Linie 4 zu kommen.

Und auch andere Bausteine fehlen noch, wie das VTA mitteilt: „Weiterhin soll durch die Anordnung einer Mobilitätsstation, welche Angebote zum Car- und Bikesharing und ggf. weiterer Anbieter sowie Lademöglichkeiten für E-Fahrzeuge beinhalten wird, dem Handlungsfeld Multimodale Mobilität Rechnung getragen werden. Nicht zuletzt sind auch wieder Taxi-Stellplätze vorgesehen.“

Nur einen Park-and-Ride Platz, wie von der CDU-Fraktion ins Spiel gebracht, wird es nicht geben, „da diese nur zusätzlichen Verkehr in den Stadtteil hineinziehen würde.“ Da sollen die City-Besucher lieber in Torgau, Eilenburg oder Taucha in die S-Bahn steigen und bis Leipzig -Zentrum durchfahren. Erst so macht P+R ja Sinn und lenkt die Reisenden frühzeitig auf den ÖPNV, der sich erst richtig lohnt, wenn mehr Menschen mitfahren.

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