In der letzten Ratsversammlung wurde ein Stadtratsbeschluss kurzerhand wieder verschoben, weil die CDU-Fraktion im letzten Moment noch einen Änderungsantrag eingereicht hatte, mit dem sich dann auch die zuständigen Ausschüsse nicht mehr beschäftigen konnten. Dabei hatten sowohl das Leipziger Verkehrsdezernat als auch der Petitionsausschuss der Petition von Felix Winter zur Radwegesituation vorm Hauptbahnhof weitgehend zugestimmt.

Petition wirft Stadt Versagen vor und tritt für Radweg ein

„Eine gefährdungslose Nutzung würde für Radfahrer praktisch ein vorsichtiges Vortasten in Schrittgeschwindigkeit bedeuten. Dies ist eine schwerwiegende Behinderung des Verkehrsflusses und steht im direkten Widerspruch zu einem klimafreundlichen modernen Verkehrskonzept und stellt ein komplettes Versagen der Stadt in der Infrastrukturplanung dar. Anstatt dieses Problem (wie schon seit Jahren) weiterhin vor sich herzuschieben, ist die Stadt hier in der Verantwortung, eine dauerhafte Lösung zu finden und Bürgern Möglichkeiten des sicheren und effizienten Fuß- und Radverkehrs zu eröffnen“, hatte Felix Winter in seiner Petition festgestellt.

Und das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) hatte dem zugestimmt. Denn die Situation wartet seit Jahren auf eine Lösung. Und sie gehört in die seit 2018 diskutierte Frage, wie der Radverkehr auf dem Promenadenring Platz finden soll. Die grünen Radstreifen am Dittrichring und am Martin-Luther-Ring sind ja nur der Auftakt. Bis 2025 soll es einen kompletten eigenen Radweg rund um den Ring geben, kündigte Baubürgermeister Thomas Dienberg an.

Und deshalb empfahl das VTA für das Wegstück vorm Hauptbahnhof auch: „Der Oberbürgermeister prüft die Neuordnung des Radverkehrs vor dem Hauptbahnhof und ordnet, so weit wie möglich, Radverkehrsanlagen auf der Fahrbahn ein.“

Warum die CDU ihr Veto einlegt

Doch genau das will die CDU-Fraktion nicht, sie kann sich einen Innenstadtring, auf dem Radfahrer eine ganze Fahrspur nutzen können, nicht vorstellen und schlägt eine Lösung vor, die in der Diskussion um den Radweg vorm Hauptbahnhof schon einmal abgelehnt wurde.

„An der vom Petenten genannten Stelle kommt es regelmäßig zu Konflikten, weil die Radwegkennzeichnung insbesondere für Fußgänger nicht eindeutig erkennbar ist. Durch eine farbliche Markierung an diesem neuralgischen Punkt kann die Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer auf einfache Weise spürbar verbessert werden, ohne eine Fahrspur für den Autoverkehr zu reduzieren“, schreibt die CDU-Fraktion in ihrem Änderungsantrag.

„Mit der Reduzierung auf drei Autofahrspuren vor dem Hauptbahnhof würde zudem ein neuer potenzieller Unfallschwerpunkt geschaffen, da an dieser Stelle aus Richtung Georgiring sowie aus Richtung Brandenburger Straße jeweils zwei Autofahrspuren vor den Bahnhof führen.“

Amt widerspricht: Fällt nun doch eine Kfz-Fahrspur weg?

Das VTA aber hatte schon festgestellt: „Die unbefriedigende Situation für den Fußgänger- und Radverkehr vor dem Hauptbahnhof ist bereits in Bearbeitung. Die Einordnung eines Radwegs auf dem Gehweg ist jedoch u.a. in Bezug auf das Urteil des OVG zur Radwegbenutzungspflicht entlang des Promenadenrings nicht zielführend und es wird die Einordnung eines Radfahrstreifens zulasten einer Kfz-Fahrspur vor dem Hauptbahnhof geprüft. Die Steuerung der Lichtsignalanlage wird derzeit überarbeitet und dabei die Einordnung des Radfahrstreifens berücksichtigt. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen werden vorbereitet.“

Gerade mit der Lösung auf der Fahrbahn will das VTA den Unfallschwerpunkt entschärfen. Jetzt soll die Abstimmung zur Petition in der Oktoberratsversammlung stattfinden.

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Es gibt 13 Kommentare

Wir sind aktuell beim Hauptbahnhof 🙂
Leute wie “Cisk” reagieren auf Meinungen, welche hartnäckig in der bisherigen Verkehrspolitik verortet sind und dort weiter verbleiben wollen. Kann ich nachvollziehen.
Mir passiert das auch etwas bei Ihren Ausführungen. Weil ich auch meine, dass DER RADLER nicht das Nonplusultra ist, aber zumindest gleichwertig zum MIV! (DAS Radler gefällt mir noch besser).

Und deswegen ist es an der Zeit, dem Radverkehr auch einen weitestgehend reibungslosen Raum zu geben. Leipzig hat viel zu lange das Auto bevorzugt und Platz dafür zugebaut.
Dass das auf Kosten des MIV geht, ist mir auch klar. Aber dafür gibt es Kompromisse.

Ihre Erfahrungen, dass Ihnen das mit dem Auto auch passiert, sind nicht zu vergleichen mit einem planmäßig konstruierten Radweg, auf dem ständig Fußläufige oder sogar Gegenverkehre beachtet werden müssen! Dem Auto gehört die Straße allein, aber der Radler soll sich weiterhin den schmalen Weg mit “dem Rest” teilen? Diese Sichtweise eckt bei mir an.

Auch ich nutze beide Verkehrsformen, MIV und Rad, und kenne die Bedingungen.
Meine Perspektiven sind zweiseitig.
Rote Ampeln nerven mich als Radler auch; dies gilt es zu vermeiden.
Aber eine Fußgänger- / Radler – Mischform vor dem Hbf – das kann nicht die Lösung sein.

Hallo Christian,
werden wir jetzt grundsätzlich, oder sind wir noch beim Hauptbahnhof? Ich gehe mal von ersterem aus:
> Stellen Sie sich vor, sie müssten mit Ihrem MIV-Gefährt ständig “kurz warten, bremsen, ausweichen, was auch immer.”
> Wäre das in Ihrem Sinne?
Ehrlich gesagt erlebe ich das in meinem “MIV-Gefährt” (ich fahre übrigens ein Auto, wenn ich nicht gehe oder Rad fahre) ständig. Durch mitunter auch politisch gewollte Verkehrsplanung immer öfter. “Vorstellen” muss ich mir das nicht.
Und das, was ich über mein Verhalten vor dem Hauptbahnhof aktuell geschrieben habe, war auch keine hypothetische Beschreibung, oder meine Vorstellung, sondern das tatsächliche Gebaren.

> Wie wollen Sie denn einen “saisonal und meteorologisch schwankenden Radverkehr abbilden” […]
Ich meinte: Statt den Radverkehr wie aktuell in gewissen Kreisen als das Nonplusultra über Allem hinzustellen, würde ich eine Karl-Heine-Straße, oder eine Waldstraße, oder einen Ring eben nicht verbauen. Ja es gibt brenzlige Stellen, aber wenn ich, und ich gehe wirklich von mir als Radfahrer aus, bis jetzt ampelfrei und zügig in Getriebestufe 7 von 8 auf den bestehenden Wegen entlang komme, danach aber an Ampeln warten muss – und die Begründung dann auch noch was mit Gastwirten zu tun hat, die sich ausbreiten, dann bin ich damit nicht zufrieden. Das ist für mich eine Verschlechterung, die ich ideologisch verordne.

> Offensichtlich sehen Sie nur MIV und ÖPNV.
Ich empfinde Ihre Ignoranz gegenüber meinen wiederholten Schilderungen, dass ich in dieser Stadt nicht selten das Rad nutze, langsam als unhöflich und unterstellend. Ich denke mir die Erfahrungen doch nicht aus – kann es vielleicht sein, dass SIE lediglich eine einzige Perspektive haben?

> Warum bekommt er bei Ihnen nicht den Stellenwert, den er besitzt?
All Ihre genannten Vorteile des Radverkehrs kann ich vorbehaltlos unterstreichen. Dennoch ist Radverkehr nicht Alles, und ganz bestimmt nicht der Allheilbringer für unsere Gesellschaft. Auch wenn diese Verkehrsart aktuell so derart absurd in den Himmel gehoben wird, dass es manchmal weh tut. Am Ende ist deutlich zu sehen, dass bei Niederschlag, niedrigen Temperaturen oder schlicht dunkler Jahres- /Tageszeit wenig Leute die (Rad)infrastruktur nutzen. Dass ältere Leute das Rad eher nicht nutzen. Dass ich einige Latinos kenne, die mit Radfahren nichts zu tun haben. Dass es für viele Transporte nicht geeignet ist, und auch nicht für Anlässe wie Sporttraining am anderen Ende der Stadt. Deswegen ist ÖPNV auch wichtig, und der Individualverkehr natürlich auch.

Ein Teil dieser Bewegung gefällt mir trotzdem ganz gut. Weil sie den Finger in manche Wunden legt, gegen zu große Autos etwas sagt, die Bedingungen für den Radverkehr auch abseits von Symbollösungen wie grünen Streifen neben Radstraßen am Ring verbessert, und auch solche Ideen wie Lastenräder zum Ausleihen hervorbringt. Diesen Teil der Bewegung finde ich gut, während krassen Forderungen, verpackt im unhöflichen Gebaren von Leuten wie “Cisk” natürlich nur Paroli geboten werden kann.

@Sebastian
Stellen Sie sich vor, sie müssten mit Ihrem MIV-Gefährt ständig “kurz warten, bremsen, ausweichen, was auch immer.”
Wäre das in Ihrem Sinne?

Wie wollen Sie denn einen “saisonal und meteorologisch schwankenden Radverkehr abbilden”, wenn Sie Radwege wieder näher an die Fußwege bringen wollen, nur nach Möglichkeit (Luxus!) auch separat? Siehe oben?

Offensichtlich sehen Sie nur MIV und ÖPNV.
Radverkehr ist nachhaltig, spart Platz, ist flexibel, hält gesund.
Warum bekommt er bei Ihnen nicht den Stellenwert, den er besitzt?

Also aktuell komme ich mit dem Rad dort bestens durch. Die komplette Strecke zwischen Busbahnhof / Ostseite und Westseite des HBF. Wenn dort Fußgänger_:/*innen sind, kann ich kurz warten, bremsen, ausweichen, was auch immer. Geht deutlich schneller, als eine starre Rotphase der Ampel dauern wird, wenn es denn nur Eine wird.
So, wie ich die Karl-Heine-Straße früher ohne Ampel besser entlang gekommen bin, und so wie ich früher schneller als (meist) heute über die Hans-Driesch-Straße an der Brücke gekommen bin.

“Die Idee”, Ihre Frage ganz allgemein aufgefasst, für einen ampelarmen Radverkehr ist aus meiner Sicht einfach, dass der aus meiner Sicht falsche Trend zur Vermischung mit dem Straßenverkehr beendet wird und die Radwege wieder näher an die Fußwege gebracht, nach Möglichkeit auch separat geführt werden. Wobei man sich diesen Luxus eher wird selten gönnen können.
Auf diesem Weg behält man sich Platz für einen leistungsfähigen ÖPNV UND Individualverkehr, und was sonst noch auf vier Rädern fährt, und kann dennoch den auch saisonal und meteorologisch schwankenden Radverkehr abbilden.

@Sebastian Zitat:
“Abgesehen davon wäre es schön, wenn ich als Radfahrer möglichst durchfahren kann statt von roten Ampeln aufgehalten zu werden. […], dass eine ampelarme Wegführung grundsätzlich erst mal angenehm ist.”
Wie sieht denn ihre Idee für eine ampelarme Wegeführung für den Radverkehr aus?

Ohne großen Aufstellbereich zwischen Radweg und Bord funktioniert die Trennung auch mit farbigem Radweg schlecht bis gar nicht. Das kann man z.B. im Bereich Windmühlenstraße/Bayrischer Platz beobachten. Außerdem würde es die ohnehin langen Wege noch verlängern, was gerade von weniger mobilen Menschen als extrem stressig empfunden wird.

Bei dem zeitweise hohen Aufkommen ist es aus Fußverkehrssicht sehr wünschenswert, auch den Radverkehr an der Ampel zu stoppen. Ohnehin sind die Querungsphasen verglichen mit dem Längsverkehr kurz, so dass man einen Großteil der Zeit legal durchfahren können wird und das zügig, ohne z.Zt. ortsunkundige Fußgänger im Weg. Kritisch ist dabei natürlich die Koordinierungsgeschwindigkeit der drei LSA. Zu befürchten ist, dass diese nur auf den KFZ-Verkehr ausgelegt wird.

Naja, so richtig unterfüttert ist Ihr eskalativer Unsinn (“…killer”, quetschen, reinballern, Irrsinn) ja nun auch nicht. Klemmen Sie sich ruhig, was Sie eh nicht entkräften können: Mindestens die mittlere Ampel wird kaum Beachtung finden. 🙂
Sollen wir in einem Jahr noch mal drüberschauen an der Stelle?

Abgesehen davon wäre es schön, wenn ich als Radfahrer möglichst durchfahren kann statt von roten Ampeln aufgehalten zu werden. Wenn Sie kurz durchatmen wird das auch für Sie wenig provokativ sein, dass eine ampelarme Wegführung grundsätzlich erst mal angenehm ist.

@Sebastian:

Warum sollen sich die umweltfreundlichsten und ressourcensparendsten Verkehrsarten wieder auf einer viel zu kleinen Fläche quetschen und gegenseitig behindern, während einer der größten Umweltkiller ungestört allen Platz der Welt für sich reklamieren darf?
DAS ist die Frage!

Und daß man Gefahr sieht, daß die Blechkutscher mit ihren fetten Karren zusammenrasseln könnten, weil sie mit Karacho auch hier in der innersten Innenstadt reinballern, zeigt eher auf, daß man dem ganzen motorisierten Irrsinn endlich mal Grenzen aufzeigen muß.

Das mit der Ampel und den Radlern, die sich dran halten, ist so primitiv in dem Kontext, daß ich mir jede Antwort klemme….

@ György und Sebastian

Mit der Sanierung des Bahnhofvorplatz-Fußweges gab es zuerst einen separaten Radweg im Bereich zwischen Ampelmasten und Fahrbahn, von dem heute noch die Begrenzungskante zu sehen ist. Dieser wurde, auch aufgrund der Gestaltung, von derart vielen Fußgängern ignoriert, dass die Stadt erst im Bereich der Fußgängerfurten, später im gesamten Vorplatzbereich einen Fußweg mit Radfreigabe angeordnet hat – der heutige Zustand. Die entscheidende Frage ist also, wie man einen möglichen Radweg gestalten will – egal ob Einfärbung des ehemaligen getrennten Radweges oder Neugestaltung eines Radfahrstreifens auf der Fahrbahn – ohne dass jener dieses Mal von Fußgängern ignoriert wird. Gegen die Wiederbelebung des alten Weges im Sinne der CDU spricht hier die RiLSA an den drei Fußgängerfurten, da Wege mit Z. 241 nicht nur für Radler beampelt werden können. Also entweder querende Fußgänger und ring-folgende Radfahrer im Konfliktverkehr oder drei neue Ampelanlagen auch für Fußgänger. Da ist etwas Farbe auf einem wenig genutzten Fahrstreifen deutlich günstiger.

Es gibt wie in meinem Beitrag geschrieben sehr wohl einen erkennbaren Bereich, der sich ungefähr zwischen Ampelmast und Bordstein der Straße befindet. Wenn man als Fußgänger an dieser Linie stehen bleibt und nicht vorn am Bordstein auf grün wartet, können Radler problemlos durch. Diese Linie ist aber dünn und der Bereich davor nicht großartig anders markiert, wenn er sich überhaupt unterscheidet vom eigentlichen Gehweg vor dem Gebäude.
Wie man es nun aktuell im Verkehrsdeutsch nennt sei mal dahin gestellt, aber dass man mit einfachen Maßnahmen, die man seit Jahren unterlässt, hier Konflikte verhindern könnte, ohne irgendwelche Spuren wegzunehmen und den Durchlass damit zu verschlechtern, steht ja nun auch im Raum.

@Sebastian
es gibt wie in meinem Beitrag geschrieben keinen Bereich für Radfahrer dort. Die Fußgänger:innen stehen zu Recht dort.

Da die Leute, die den Bahnhofsvorplatz überqueren, tatsächlich wegen der fehlenden Deutlichkeit der Markierung auf dem Bereich für Radfahrer herumstehen, wäre mit Farbe (meinetwegen mit Änderung des Status des Weges) schon viel getan. Die Frage ist dann halt, wie die Weiterführung des Radweges aussieht, wenn es so gestaltet wird.
Aber gut, aus der Antwort des Amtes geht ja schon hervor, dass es nicht sinnvoll ist über das Verhältnis von Aufwand und Wirkung nachzudenken und sich da einzubringen. Die unmittelbare Nachbarschaft dieses Radstreifens zur Fahrbahn wäre sicher auch im Sinne des Gerichtsurteils von Bautzen möglich zu werten. Und eine Ampel weniger ist auch für Radler vorteilhaft. Also die, die sich dran halten…

Hm, da liegt die CDU-Fraktion meines Erachtens fachlich falsch. Vor dem Hauptbahnhof existiert kein Radweg bzw. Radverkehrsanlage, die durch Färbung verdeutlicht werden könnte. Der Fußweg ist mit Zusatzzeichen 1022-10 gekennzeichnet. D.h. Radfahrende können sich aussuchen, ob sie auf der Fahrbahn oder dem Fußweg fahren. Auf dem Fußweg müssen sie besondere Rücksicht nehmen. Aber auf dem Fußweg gilt für sie auch nicht das Rot der Autoampel, wenn sie sich parallel zur Fahrbahn bewegen.
Ein getrennter Fuß- und Radweg (Zeichen 241) existierte bis vor einigen Jahren tatsächlich, aber meiner Erinnerung nach nur zwischen den Ampeln, also außerhalb des eigentlichen Konfliktbereiches. Im Ampelbereich gab es dann Zeichen 240 (gemeinsamer Fuß- und Radweg).

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