Noch verläuft der Radweg am Hauptbahnhof direkt auf dem Bürgersteig und kommt in direkte Konflikte mit den Passanten, die hier die Straße Richtung LVB-Haltestelle überqueren wollen. Mal stehen sie an der Haltelinie, mal mitten auf dem Radweg. Das kann so nicht bleiben. Mit seiner Petition rennt Felix Winter hier aber inzwischen offene Türen ein.

Die Situation steht seit Jahren in der Kritik.

„Die Verkehrssituation vor dem Hauptbahnhof stellt eine Gefahr für Radfahrer und Fußgänger sowie eine Behinderung im Verkehrsfluss dar. Der ‚Radweg‘ ist dauerhaft blockiert von an der Ampel wartenden Fußgängern, ständig laufen Fußgänger unachtsam auf den Weg. Die Stadt zieht sich hier geschickt aus der Verantwortung, indem sie den Radweg als ‚Gehweg mit erlaubter Fahrradnutzung‘ deklariert, anstatt eine sichere und verkehrseffiziente ‚richtige‘ Lösung zu finden“, hatte Felix Winter in seiner Petition geschrieben.

Das jahrelange Aussitzen hat ihn besonders verärgert:

„Es wird mit polizeilichen Daten ein ‚fehlender Unfallschwerpunkt‘ belegt, während vorenthalten wird, dass die meisten Unfälle zwischen Radfahrern und Fußgängern nicht schwerwiegend genug für eine polizeiliche Einmischung sind und deswegen in den offiziellen Statistiken eine große Menge von Unfällen und Beinaheunfällen nicht enthalten ist.

Durch die bestehende leichte farbliche Trennung des Bereichs vor dem Bahnhof in zwei Wege entsteht für Fahrradfahrer der Eindruck, dass dies ein Radweg sei. Außerdem geht der Weg auf beiden Seiten des Bahnhofs praktisch fließend in einen offiziellen ‚richtigen‘ Radweg über. Deshalb fahren viele Radfahrer schnell und rücksichtslos am Bahnhof vorbei und stellen eine Gefährdung für Fußgänger dar.

Eine gefährdungslose Nutzung würde für Radfahrer praktisch ein vorsichtiges Vortasten in Schrittgeschwindigkeit bedeuten. Dies ist eine schwerwiegende Behinderung des Verkehrsflusses und steht im direkten Widerspruch zu einem klimafreundlichen, modernen Verkehrskonzept und stellt ein komplettes Versagen der Stadt in der Infrastrukturplanung dar.“

Großprojekt Radring

Dass das auch die Stadt inzwischen so sieht, haben wir ja schon am 30. August berichtet. Da hat Baubürgermeister Thomas Dienberg auch schon ein Jahr genannt, wann diese unbefriedigende Situation vor dem Hauptbahnhof beendet werden soll.

Inzwischen hat auch das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) Stellung genommen zur Petition. Und der Petitionsausschuss hat den Standpunkt des VTA im Großen und Ganzen übernommen. Denn darin steht ja die versprochene Lösung für 2023.

„Der Oberbürgermeister prüft die Neuordnung des Radverkehrs vor dem Hauptbahnhof und ordnet, so weit wie möglich, Radverkehrsanlagen auf der Fahrbahn ein“, formuliert der Petitionsausschuss den Beschluss für die Ratsversammlung. Denn natürlich kann der Stadtrat die Verwaltung nicht mit einer Neuordnung des Verkehrs beauftragen. Das ist eine hoheitliche Aufgabe.

Aber jahrelanges Drängeln hilft. Felix Winter war ja nicht der Erste, der hier den Finger draufhält.

„Die unbefriedigende Situation für den Fußgänger- und Radverkehr vor dem Hauptbahnhof ist bekannt und bereits in Bearbeitung. Die Neuordnung des Gehwegs mit Einordnung eines Radwegs ist jedoch auch im Hinblick auf das Urteil des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts zur Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht entlang des Promenadenrings nicht zielführend“, übernimmt der Petitionsausschuss die Aussage des VTA.

Dies muss sich ja seit 2018 auch darum kümmern, dass das Radfahrverbot auf dem Promenadenring endlich aufgelöst wird und um den gesamten Ring ein sicheres Radwegenetz existiert. Das bedeutet eben auch Veränderungen vor dem Hauptbahnhof.

Die Ampeln müssen neu programmiert werden

„Daher wird bereits die Einordnung eines Radfahrstreifens zulasten einer Kfz-Fahrspur vor dem Hauptbahnhof geprüft. Voraussetzung dafür ist u. a., neben baulichen Maßnahmen wie Bordabsenkungen oder Rampen, die Überarbeitung der Steuerung der Lichtsignalanlage Willy-Brandt-Platz/Brandenburger Straße, da die derzeitig gleichzeitige Freigabe des linksabbiegenden Kfz-Verkehrs aus Richtung Augustusplatz und des Verkehrs aus der Brandenburger Straße dann nicht mehr aufrechterhalten werden kann“, heißt es in der Vorlage des Petitionsausschusses.

„Im Rahmen des laufenden Förderprojektes RBLSA III ‚Adaptive RBL-gekoppelte LSA-Steuerung zur Verbesserung des Verkehrs in Leipzig‘ (RBL = Rechnergestütztes Betriebsleitsystem) wird die Steuerung dieser Lichtsignalanlage derzeit überarbeitet. In der Überarbeitung wird die Einordnung des Radfahrstreifens geprüft und berücksichtigt. Die erforderlichen baulichen Maßnahmen werden vorbereitet.“

Das VTA hatte auch schon den Zeitpunkt angegeben, wann die Maßnahme vor dem Hauptbahnhof umgesetzt werden soll: „Voraussichtlich zwischen IV. Quartal 2022 und II. Quartal 2023“.

Das ist dann nach den grün aufgetragenen Radfahrstreifen am Dittrichring und am Martin-Luther-Ring die nächste Maßnahme, mit der der Fahrradring rund um den Promenadenring bis 2025 – so Baubürgermeister Thomas Dienberg – Gestalt annehmen soll.

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