Am heutigen Mittwoch, dem 19. April, steht auch die Vorzugsvariante zum Bau der Straßenbahnstrecke durch Mockau auf der Tagesordnung der Ratsversammlung. Aber es ist gut möglich, dass die Entscheidung noch einmal vertagt wird, denn im Vorfeld hat sich der Ökolöwe Leipzig noch einmal an alle verkehrspolitischen Sprecher/-innen der Fraktionen gewandt. Aus seiner Sicht ist die Separierung der Straßenbahngleise mitnichten nachhaltig. Es ginge auch anders.

„Die Variante, die LVB und Verkehrstiefbauamt (VTA) als Vorzugsvariante in der Ratsversammlung kommende Woche votiert sehen wollen, lehnen wir Ökolöwen ab“, hieß es in diesem Schreiben, das an alle Fraktionen ging.

„Durch den angedachten separaten Gleiskörper muss ein Großteil der Bestandsbäume gefällt werden. Zudem werden Flächen der geplanten Schule beschnitten, die bestehende Quartiersgarage muss abgebaut werden und die Querung der Straße für Anwohnende wird erheblich erschwert. – Die Planung entspricht NICHT den Kriterien des Nachhaltigkeitsszenarios der Mobilitätsstrategie 2030.“

Alles noch einmal aufschnüren?

„Wir empfehlen dringend eine Variante mit ‚normalen‘ Straßenbahngleisen in der Fahrbahnmitte (zweigleisig) ohne separatem Gleis vorzusehen – so wie es bereits vor und hinter dem besagten Abschnitt auf dieser Tram-Linie gebaut ist“, formuliert Tino Supplies für den Ökolöwen die günstigere Variante, die mit wesentlich weniger Flächenverbrauch auskommt.

Die Vorteile einer nachhaltigen Variante mit „normalen“ Straßenbahngleisen listet er hier auf:

Ein Großteil der Bäume kann erhalten bleiben
Der Flächenverbrauch ist geringer
Die Baukosten sind niedriger
Die Bauzeit ist kürzer
Die Baugenehmigung ist gesichert
Die bestehende Quartiersgarage kann erhalten bleiben
Die Fläche der geplanten Schule bleibt weitgehend unangetastet
Es können durchgängige Gehwege angelegt werden
Attraktive Kaphaltestellen am Fahrbahnrand für die Fahrgäste anstatt ungünstige Mittelinseln
Unkompliziertere Gestaltung der Knoten
Gewährleistung der Verkehrsleistung für die Straßenbahn aufgrund der geringen Kfz-Verkehrsstärke
Aufrechterhalten der einfachen und sicheren Straßenquerung für den Fußverkehr (keine Barrierewirkung)

Massiver Widerstand befürchtet

Und das vorgesehene Projekt könnte auch erhebliche Genehmigungsschwierigkeiten mit sich bringen, befürchtet der Ökolöwe: „Wir Ökolöwen haben das Interesse, dass diese Straßenbahnstrecke schnell gebaut wird. Mit der aktuellen Planung sehen wir jedoch erhebliche Genehmigungswiderstände im späteren Planfeststellungsverfahren auf die LVB zukommen. Dies gilt es durch eine angepasste Variante zu vermeiden.“

In ihren Änderungsanträgen sind die Stadtratsfraktionen noch nicht auf die Anregungen des Ökolöwen eingegangen. Die CDU-Fraktion bemüht sich in einem Antrag vor allem um den Erhalt von Quartiersgarage und Stellplätzen. Einen Änderungsantrag zum Baumerhalt hat inzwischen die Grünen-Fraktion eingereicht.

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Wo war denn der Ökolöwe als 2017 die alte Vorzugsvariante eingestampft wurde und man sich auf den separaten Gleiskörper in Mittellage geeinigt hat. Seitdem hat sich doch im Bestand nichts geändert. Man hat also mindestens 5 Jahre geschlafen und bremst kurz vor Toresschluss alles aus.
Ein zentrales Anliegen dieser Umbauplanung ist im Übrigen die Kieler Straße zu entlasten und mit Fördermitteln zu bauen. Da kommt am Ende das raus, was jetzt als neue Vorzugsvariante von der Ratsversammlung möglichst bald bestätigt wird. Die Gleise in der Kieler Straße halten nicht mehr ewig und müssten dann für viel Geld nochmal notdürftig Instand gesetzt werden.
Die Vorzugsvariante ist nicht sonderlich schön und scheint auf den ersten Blick übertrieben üppig. Allerdings soll dort ringsum noch mehrgeschossig gebaut werden. Dann doch lieber jetzt großstädtisch planen und bauen als später über den Mangel klagen. Leipzig wächst doch überraschend schnell auf die 700.000er Marke zu.

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