Die Baugrundstücke, welche die Stadt eigentlich für neue Schulen, Sporthallen und Kindertagesstätten braucht, sind knapp geworden. Als sie noch im ganzen Stadtgebiet verfügbar waren, hat Leipzig lieber selbst Grundstücke verkauft, um den Haushalt zu stärken. Eine Vorgehensweise, die jetzt eine Menge Geduld und Verhandlungsgeschick nötig macht, um dennoch an notwendige Bauflächen zu kommen. So wie am Torgauer Platz, wo eine neue Gemeinschaftsschule entstehen soll.

Für den geplanten Neubau einer Gemeinschaftsschule am Torgauer Platz will sich die Stadt dort ein rund 25.000 Quadratmeter großes Grundstück durch ein Tauschgeschäft mit einem privaten Investor sichern. Den entsprechenden Beschluss hat Oberbürgermeister Burkhard Jung jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Der Stadtrat muss noch abschließend entscheiden. 

Platz für eine Gemeinschaftsschule

Der neue Schulstandort in Volkmarsdorf soll perspektivisch knapp 1.500 Schülerinnen und Schüler beherbergen. Der Bedarf an Schulplätzen ist im Leipziger Osten ungebrochen sehr hoch, betont die Stadtverwaltung zu diesem Vorhaben. Die Einrichtung von Gemeinschaftsschulen ist seit der Änderung des Sächsischen Schulgesetz im Jahr 2022 möglich.

Eltern haben nun das Wahlrecht zwischen den einzelnen Schularten: Gemeinschaftsschulen machen längeres, gemeinsames Lernen möglich.

Der Neubau für den ersten Gemeinschaftsschulstandort am Dösner Weg hatte im Februar begonnen.

Grundstückstausch gegen vier Garagenstandorte

Ein Alternativstandort steht im Einzugsgebiet rund um den Torgauer Platz allerdings nicht zur Verfügung, betont die Stadt. Der Torgauer Platz biete hier nicht nur die nötigen Voraussetzungen, sondern zudem eine optimale Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.
Der Grundstückseigentümer hat dem Verkauf jedoch nur unter der Maßgabe zugestimmt, im Gegenzug Flurstücke zu erhalten, die sich für Wohnungsbau eignen.

Auf den vier hierfür infrage kommenden städtischen Grundstücken in der Geutebrück- und der Pöppelmannstraße (Sellerhausen-Stünz), in der Bautzner Straße (Schönefeld-Ost) sowie in der Bremer Straße (Gohlis-Nord) befinden sich derzeit Garagen.

Die vier Grundstücke haben einen Gesamtwert von 7,5 Millionen Euro. Mit Beurkundung des Tauschvertrages würde sich die Stadt gleichzeitig ein Vorkaufsrecht an diesen Grundstücken sichern, falls der neue Eigentümer die Flächen unbebaut weiterverkaufen würde. Alle betroffenen Garagennutzerinnen und -nutzer wurden im April des vergangenen Jahres auf die Planungen sowie die laufenden Grundstückstauschverhandlungen hingewiesen, erklärt die Stadtverwaltung.

Wo einst die MIKROSA stand

Für das Tauschgrundstück am Torgauer Platz konnte sich die Stadt mit dem Investor auf einen Wert von gut 11,7 Millionen Euro einigen. Die Stadt zahlt daher einen Wertausgleich in Höhe von rund 4,3 Millionen Euro. Ein Verkehrswertgutachten hatte das Grundstück zunächst auf 15 Millionen Euro taxiert. Weil es sich bei dem Schulstandort teilweise um den früheren Maschinenbaustandort MIKROSA handelt, müssen vor Baubeginn zudem Altlasten im Boden beseitigt werden.

Diese Sanierungskosten werden auf rund 8,7 Millionen Euro geschätzt und in den Schulbaukosten berücksichtigt.

Der umfassende Auswahlprozess potenzieller Schulstandorte erfolgt durch die Task Force Schulhausbau der Stadtverwaltung sowie die AG Standortsicherung soziale Infrastruktur. Bei fehlenden städtischen Grundstücken werden zunächst Ankäufe von Flurstücken bevorzugt geprüft – doch ist dies nicht immer wirtschaftlich möglich.

Kriterien für die Standorte sind neben der Lage im Bedarfsraum auch die Grundstücksgröße, die Eigentumsverhältnisse und die Frage, ob ein Bau überhaupt planungsrechtlich möglich ist.

Aufgrund dieser hohen Anforderungen sind nur wenige Grundstücke geeignet.

Die Task Force Schulhausbau behandelt den Standort in Volkmarsdorf mit oberster Priorität. Entsprechend der vom Stadtrat beschlossenen Schul- und Kitabaustrategie ist für die neue Gemeinschaftsschule am Torgauer Platz ein Baubeginn im Jahr 2028 vorgesehen.

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