Mitte August meldete die „Bild“, dass einem Neonazi im Chemnitzer Stadtpark drei Finger mit einer Machete „abgehackt“ worden seien. Verantwortlich waren angeblich mehrere Vermummte. Die rechtsradikalen „Freien Sachsen“ griffen den Fall auf und sprachen von „Macheten-Antifas“. Doch zwei Wochen später ist sich das LKA sicher: Das stimmt so nicht. Stattdessen ermitteln die Beamt*innen jetzt wegen des Verdachts einer vorgetäuschten Straftat.

Die Ermittlungen richten sich gegen den schwer verletzten Neonazi selbst, aber auch gegen eine weitere Person. Diese wird einer schweren Körperverletzung verdächtigt. Bereits in der vergangenen Woche wurden die Wohnungen der beiden Männer durchsucht.

Offiziell möchte das LKA noch immer nicht bestätigen, dass drei Finger abgetrennt wurden. Die Ermittlungen wegen schwerer Körperverletzung legen das allerdings nahe. Laut Paragraf 226 des Strafgesetzbuches handelt es sich dabei um dauerhafte Verletzungen beziehungsweise Beeinträchtigungen, darunter Vorfälle, bei denen die betroffene Person ein „wichtiges Glied des Körpers verliert oder dauernd nicht mehr gebrauchen kann“.

Die Beschuldigten schweigen

Was genau passiert sein soll, lässt das LKA noch offen. Denkbar wäre ein schwerer Unfall, dem spontan die Idee folgte, daraus zumindest politisch noch Kapital zu schlagen. Nicht auszuschließen ist aber auch, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um eine geplante Tat handelte.

Die beiden Beschuldigten äußern sich laut LKA derzeit nicht zu den Vorwürfen. Nun sollen die in den Wohnungen gefundenen Beweismittel ausgewertet werden.

Zweifel an der Darstellung des angeblichen Opfers hatte es von Beginn an gegeben. Zwar werden Neonazis in Deutschland immer wieder Ziel von Angriffen militanter Antifaschist*innen, doch abgetrennte Gliedmaßen gehörten bislang nicht zu den gewählten Mitteln. Behauptungen von Neonazis beziehungsweise den „Freien Sachsen“ ist darüber hinaus grundsätzlich mit Skepsis zu begegnen.

Dieser Fall scheint das zu bestätigen.

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