Am Donnerstagmorgen, dem 19. Oktober, gab es ein großes Stelldichein im Leipziger Auwald – genauer: am Revitalisierungsprojekt des Zschampert. Die Revitalisierungsmaßnahmen im nördlichen Teil des Leipziger Auwald sind gut vorangeschritten. Davon überzeugten sich die Bürgermeister der Städte Leipzig und Schkeuditz, das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt (LaNU) vor Ort.

Die Gesamtmaßnahme am Zschampert innerhalb des Projekts „Lebendige Luppe“ startete vor einem Jahr. Seit August dieses Jahres laufen die Hauptarbeiten an dem Fließgewässer auf einer Länge von über fünf Kilometern. In dem Zuge wurden auch zwei Brücken und vier Furten erneuert.

Die Revitalisierung der Zschampert ist ein Teilvorhaben, um die ökologische Funktionsfähigkeit der Leipziger Nordwestaue zu verbessern und wiederherzustellen. Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten werden dabei aufgewertet. Ebenso soll damit der Auwald an den Klimawandel angepasst werden. Die Maßnahme dient gleichzeitig als Bestandteil des natürlichen Hochwasserschutzes.

Die Bedeutung intakter Flussauen

„Dem Leipziger Auwald und der Auenlandschaft fehlt an vielen Stellen Wasser. Deshalb haben wir uns vor drei Jahren gemeinsam mit vielen Partnern, mit den Landkreisen und Kommunen aufgemacht, den Auwald mit einem breiten Maßnahmenbündel zu retten. Angesichts der Tatsache, dass derzeit nur rund sieben Prozent der sächsischen Fließgewässer in gutem ökologischem Zustand sind, ist die Zschampert-Revitalisierung ein wichtiger Beitrag. Sie dient der Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit des Leipziger Auensystems“, erläutert Sachsens Umweltminister Wolfram Günther.

„Denn intakte Flussauen sind hochvitale Lebensräume und natürliche Wasserspeicher – angesichts der Krise der Artenvielfalt und der Klimakrise wichtige Punkte.“

„Nach der bereits erfolgten Revitalisierung des Burgauenbaches werden nun weitere Maßnahmen aus dem Projekt der Lebendigen Luppe im Gebiet sichtbar“, betonte Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal. „Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Nordwestaue als ökologisch funktionsfähige Auenlandschaft zu erhalten und wiederherzustellen, bedeutende Lebensräume und artenreichen Waldstrukturen zu fördern und der biologischen Vielfalt und der Anpassung an den Klimawandel Rechnung zu tragen.“

In der Leipziger Auenlandschaft. Foto: Katharina Subat
Leipziger Auenlandschaft. Foto: Katharina Subat

Mit dem Auenrevitalisierungsprojekt durch Schkeuditz und Leipzig werde ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung des Auensystems geleistet, erklärte Rayk Bergner, Oberbürgermeister von Schkeuditz: „Ich freue mich, dass die Arbeiten auf unserer Flur voranschreiten. Alle Maßnahmen, die durch Renaturierung von Gewässern zum Erhalt der wertvollen Auenlandschaft zwischen Leipzig und Schkeuditz beitragen, sind ein Gewinn für unsere Umwelt und die Menschen, die eine intakte Naturlandschaft genießen wollen.“

Das Zschampert-Projekt

Die Baumaßnahmen am Zschampert haben einen Kostenumfang von 6,5 Millionen Euro. Sie sind Bestandteil des über das Bundesprogramm Biologische Vielfalt geförderten Vorhabens „Lebendige Luppe“. Auch die Sächsische Landesstiftung Natur und Umwelt unterstützt dieses Vorhaben finanziell.

Der Bach Zschampert zählt zu den „Nebenflüssen“ der Weißen Elster. Mit Fertigstellung der Gesamtmaßnahme im Februar 2025 kann dieses Gewässer wieder sein altes Flussbett bespannen. Damit sind regelmäßige auetypische Flutungen des angrenzenden Hartholzauewalds möglich. Die Länge des Zschamperts verlängert sich dabei um mehr als einen Kilometer auf 6,6 Kilometer.

Mit dieser Maßnahme wird ein wertvoller Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt der Gewässerlandschaft nördlich von Leipzig geschaffen.

Als erster Teilbaustein der Gesamtmaßnahme startete bereits im November 2022 der Bau der Brücke der B 186 über den künftigen Zschampert im Bereich Kleinliebenau. Daran anschließend begannen Ende August 2023 die Hauptarbeiten über eine Länge von 5,4 Kilometer sowie der Bau von zwei weiteren Brücken und vier Furten. Auenökologisch wirksam werden diese erst mit der Renaturierung des bestehenden Abschnittes bis zum Saale-Leipzig-Kanal.

Im Februar 2025 wird er wieder durch sein historisches Gewässerbett fließen, regelmäßige auentypische Flutungen im angrenzenden Hartholzauwald ermöglichen. Die Fließgewässerlänge wird von 1,1 auf 6,5 Kilometer verlängert.

„Wie hier am Zschampert braucht es bundesweit noch mehr Anstrengungen und Maßnahmen, um Auen als Hotspots der Artenvielfalt zu erhalten und wiederherzustellen“, fordert Sabine Riewenherm, Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz. „Intakte Flußauen erfüllen hierbei mehrere Funktionen, denn neben dem Erhalt und Schutz der Biodiversität mildern sie auch die Auswirkungen von Hochwassern entscheidend ab.

Bundesweit, auch hier im Leipziger Raum, sind Auen als Folge des Klimawandels sowie aufgrund begradigter Gewässer durch Austrocknung gefährdet. Umso erfreulicher ist, dass im Rahmen der ,Lebendigen Luppe‘ gegengesteuert wird.“

Im Rahmen des Projekts Lebendige Luppe arbeiten die Städte Leipzig und Schkeuditz, die Universität Leipzig, das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ und der NABU Sachsen gemeinsam an Förderung und Erhaltung auentypischer Biotopstrukturen. Durch die Wiederbelebung ehemaliger Flussläufe und die Förderung von naturnahen Überflutungsereignissen soll der Wasserhaushalt des Auensystems insgesamt verbessert und die biologische Vielfalt gefördert werden.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar