Seit langem ist bekannt, dass der bei Bürger/-innen Leipzigs und der Region geschätzte Leipziger Auwald als wichtigster Bestandteil der grün-blauen Infrastruktur in einem schlechten ökologischen Zustand ist. Diese aus heutiger Sicht negative Entwicklung hatte bereits im 19. Jahrhundert begonnen, um die Hochwassergefahr in der Stadt Leipzig mit technischen Lösungen zu mindern. Heute fehlt der Elster-Luppe-Aue schlichtweg das Wasser in Form naturnaher Überflutungen, die für ein solches, naturnahes Ökosystem das Lebenselixier sind.

Im Rahmen des Verbundprojektes Lebendige Luppe wurden seit 2011 Lösungen für eine nachhaltige großflächige Auenrevitalisierung entwickelt und erste Maßnahmen umgesetzt.

Zum Ende des Projekts Lebendige Luppe stellte das Projektteam auf der Abschlussveranstaltung „Neues Wasser auf alten Wegen – Auenrevitalisierung zwischen Leipzig und Schkeuditz“ am Freitag, 17. November, die Planungen bzw. deren Umsetzung sowie Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitung aus den vergangenen Jahren im Leipziger Kubus vor.

Die Projektpartner/-innen – Stadt Leipzig, Stadt Schkeuditz, NABU (Naturschutzbund Deutschland) Landesverband Sachsen e. V., Universität Leipzig und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) – arbeiteten dabei gemeinsam an beispielhaften Maßnahmen, die Vielfalt im Ökosystem der Leipziger Flussauenlandschaft zu sichern und zu entwickeln. Die Ökosystemleistungen, die die Elster-Luppe-Aue seit jeher für die Menschen bereitstellt, sollen erhalten und verbessert werden.

„Das Projekt erreichte viele seiner Ziele und kann auf nennenswerte Erfolge zurückblicken. Dabei möchte ich auf die Revitalisierung des Burgauenbaches und die begonnenen Baumaßnahmen am Zschampert verweisen sowie den intensiven Dialog mit der Stadtgesellschaft und spannende Umweltbildungsangebote hervorheben“, betont Heiko Rosenthal, Umweltbürgermeister der Stadt Leipzig.

„Ich freue mich, dass die Arbeiten auf unserer Flur voranschreiten. Alle Maßnahmen, die durch Renaturierung von Gewässern zum Erhalt der wertvollen Auenlandschaft zwischen Leipzig und Schkeuditz beitragen, sind ein Gewinn für unsere Umwelt und die Menschen, die eine intakte Naturlandschaft genießen wollen“, betonte Rayk Bergner, Oberbürgermeister von Schkeuditz.

Als planerischer Rahmen wird derzeit ein Auenentwicklungskonzept für die Elster-Luppe-Aue erarbeitet, das Visionen, aber auch Ansprüche aus verschiedenen Nutzerperspektiven für diese wertvolle Auenlandschaft berücksichtigen soll. Mit seinem Entwicklungsziel für eine nachhaltige und gesamträumliche Revitalisierung der Flussauenlandschaft und einem Nutzungskonzept gibt es wertvolle Impulse für die fachliche Auseinandersetzung mit dem Thema.

Was geschafft wurde

Mit Blick auf Maßnahmen wurde beispielsweise der fünf Kilometer lange Burgauenbach im Winter 2022/2023 als Lebensader für den Auwald aufgewertet. Die Stadt Leipzig stellte in Kooperation mit der Landestalsperrenverwaltung das Einlaufbauwerk und damit seine Wasserspeisung wieder her. Gleichzeitig wurden im Projekt Verwallungen entlang des Gewässers geöffnet und historische Rinnen wieder angebunden. Je nach Wasserstand im Burgauenbach können die Ausuferungen aus dem Gewässer bis zu 30 Hektar Fläche erreichen. An der Leipziger Stadtgrenze und auf Schkeuditzer Flur wurde mit der Wiederherstellung des Zschampert begonnen.

Das Gewässerbett des historischen und zukünftigen Zschampert verläuft nordöstlich von Kleinliebenau über Ackerland und Hartholz-Auenwald Foto: Kathleen Burkhardt-Medicke | NABU Sachsen
Das Gewässerbett des historischen und zukünftigen Zschampert verläuft nordöstlich von Kleinliebenau über Ackerland und Hartholz-Auenwald Foto: Kathleen Burkhardt-Medicke | NABU Sachsen

Dessen Revitalisierung wird bis Anfang 2024 zum überwiegenden Teil fertiggestellt sein. Der letzte Abschnitt soll dann bis Anfang 2025 umgesetzt sein. Der Zschampert ist ein Fließgewässer, das von Grünau kommend, heute als Graben ausgebaut, die Ackeraue auf dem schnellsten Weg entwässert. Nach der Renaturierung ab dem Saale-Leipzig-Kanal wird aus dem zurzeit etwa 1 km langen Graben wieder ein 6,5 km langer naturnaher Bach, der bei Kleinliebenau in das Wildbett der Luppe mündet. Bei starken Niederschlägen ermöglicht er eine zeitweise Überflutung von bis zu 55 Hektar Hartholz-Auenwald. Auf aktuellen Ackerflächen werden zudem 12 Hektar Fließgewässer, Weichholzaue, Auengrünland und Biotopverbundflächen wiederhergestellt.

Der Weg stimmt

Erste Ergebnisse aus der naturwissenschaftlichen Begleitung in der Burgaue sowie zur Paußnitzflutung im Naturschutzgebiet Elster-Pleiße-Auwald zeigen, dass die Überflutungen im Wald angestrebte Wirkungen erzielen: Die Bodenfeuchte nimmt zu und ist somit für längere Zeit für Pflanzen verfügbar. Die Vegetation reagiert typisch für eine Auenentwicklung. So zeigt sich, dass der mittlerweile im Auwald dominierende Ahorn sich durch Überflutungsereignisse zurückdrängen lässt.

Um größere Teile der Auenlandschaft mit einer naturnäheren Auendynamik zu erreichen, ist die Erarbeitung von konkreten Maßnahmen zwischen Kleiner Luppe und Pfingstanger ein wichtiges Ergebnis. Die Maßnahmen bestehen aus der Wiederherstellung eines verzweigten Fließgewässers von 13 Kilometern Länge, das in Teilen im Burgauenbach und ehemaligen Flutrinnen verläuft und bei einem maximalen Wasserdurchfluss von 5 Kubikmetern pro Sekunde voraussichtlich bis zu 120 Hektar der Aue temporär überflutet wird. Gleichzeitig werden trockengefallene Lachen und Kolke wieder zeitweise mit Wasser bespannt, so dass sie für die Amphibien als Laichhabitat nutzbar sind und große Teile der Ackerflächen im Pfingstanger wieder in auentypisches Grünland überführt werden. Zum Jahresende werden bei der Landesdirektion die Unterlagen für das Planfeststellungsverfahren, als Voraussetzung für die Umsetzung eingereicht. Zurzeit befindet sich das Projekt in der Plausibilitäts- und Vollständigkeitsprüfung bei der Landesdirektion.

Weitere Schritte müssen folgen

„Die Lage der Aue in der Großstadt hat uns vor große Herausforderungen bei den Planungen gestellt. Trotz der drängenden Notwendigkeit, die Aue zu retten, dürfen Anforderungen des urbanen Umfelds nicht vernachlässigt werden. Dazu gehören zum Beispiel der Hochwasserschutz oder die Belange der Siedlungsentwässerung. Jetzt sind wir sehr froh, die Genehmigungsplanungen für unser Fließgewässer fertiggestellt zu haben. Damit sind wir unserem Ziel der Auenrevitalisierung einen Schritt nähergekommen, aber weitere Schritte müssen und werden folgen, um der Aue wieder ausreichend Wasser zuzuführen“, fasst Projektleiterin Angela Zábojník, Abteilungsleiterin Gewässerentwicklung im Amt für Stadtgrün und Gewässer der Stadt Leipzig, den gegenwärtigen Stand zusammen.

Zu diesen Schritten zählt etwa ganz konkret der Antrag auf ein Naturschutzgroßprojekt für eine Förderung beim BMUV, den derzeit die Stadt Leipzig in Zusammenarbeit mit der Stadt Schkeuditz, dem sächsischen Umweltministerium (SMEKUL), dem Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie, den Behörden des Landkreises Nordsachsen sowie den Staatsbetrieben (Landestalsperrenverwaltung und Sachsenforst) vorbereitet.

„Die Rettung der Elster-Luppe-Aue hat sowohl für die Städte Leipzig und Schkeuditz als auch für den Freistaat Sachsen hohe Priorität“, betont Heiko Rosenthal. „Für die weitere Entwicklung bauen wir auf eine rasche und gute Zusammenarbeit aller Beteiligten, damit die dringenden Maßnahmen zügig umgesetzt werden können.“

Zum Ende des Projekts ist die Broschüre „Neues Wasser auf alten Wegen – Auenrevitalisierung zwischen Leipzig und Schkeuditz“ erschienen, die Ziele, Zwischenschritte und Ergebnisse des Projekts Lebendige Luppe  veranschaulicht. Die Broschüre ist bei den Projektpartner/-innen erhältlich und steht zum Download unter www.Lebendige-Luppe.de zur Verfügung.

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