Stück für Stück werden Teile der Leipzige Nordwestaue wieder revitalisiert, auch wenn das Leipziger Auenentwicklungsprogramm noch nicht vorliegt. Aber auch ohne dieses lassen sich kleine Fortschritte bei der Wiederherstellung der Aue gewinnen. So wie dieser Tage am Pfingstanger, wo aus einer bislang landwirtschaftlich genutzten Fläche wieder ein Stück Luppe-Aue wird.

In Kooperation mit der unteren Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig sowie weiteren städtischen Behörden und Ämtern hat die Landestalsperrenverwaltung Sachsen mit einer Kompensationsmaßnahme für naturschutzrechtliche Eingriffe an Hochwasserschutzdeichen der Weißen Elster in Leipzig begonnen. Die Umsetzung erfolgt auf einem zirka fünf Hektar großen städtischen Flurstück, einem Teil des sogenannten „Pfingstangers“ in der Gemarkung Hänichen. Die landwirtschaftliche Nutzung dieser Fläche wird nun nach Auslaufen des Pachtvertrages von bislang intensiver ackerbaulicher Nutzung in eine extensive Grünlandnutzung überführt.

Erklärtes Ziel dabei ist die Wiederherstellung auetypischer ehemaliger Bodensenken der Luppe-Aue, die zukünftig wieder periodisch Wasser führen sollen. Auf Luftaufnahmen – auch auf Google Maps – sind diese sogar noch gut zu erkennen.

Die Bodensenken sollen dabei in einen neu angelegten hochwertigen Wiesenkomplex eingebettet werden. Leitbild hierfür sind Brenndolden-Auenwiesen und Flachlandmähwiesen: Dabei handelt es sich um zwei Lebensraumtypen, die bundesweit laut der Roten Liste der gefährdeten Biotoptypen Deutschlands akut von vollständiger Vernichtung bedroht bis stark gefährdet sind. Ergänzend werden Hecken sowie ein Waldmantel angelegt.

Ein Stück typischer Aue

Durch diese Renaturierungsmaßnahme wird ein auentypischer Komplex aus flachen, teilweise beschatteten Überflutungsbereichen sowie Feucht- und Frischwiesen wiederhergestellt, wie er vor Ort bis zur Einführung der Ackernutzung auf dem Pfingstanger großflächig typisch war.

„Damit wird nach den Maßnahmen am Möckernschen Winkel eine weitere wichtige Maßnahme aus dem Gesamtpaket von Maßnahmen zur Kompensation der Eingriffe der Landestalsperrenverwaltung während der Hochwasser 2011 und 2013 umgesetzt“, betont Peter Wasem, Amtsleiter des Amtes für Umweltschutz der Stadt Leipzig.

Gleichzeitig hebt er die gute fachübergreifende Zusammenarbeit von Naturschutz und Wasserwirtschaft hervor, die für das Gelingen solcher Maßnahmen notwendig ist.

Die vorbereitenden Arbeiten wie Boden- und Baugrundgutachten, Vermessungsarbeiten, Abgrenzung zur restlichen Feldflur usw. begannen bereits im Jahr 2022. Die Maßnahmenplanung wurde fachlich sehr eng durch die untere Naturschutzbehörde der Stadt Leipzig begleitet. Wichtige Beiträge leisteten auch das Amt für Stadtgrün und Gewässer und das Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig.

Arbeiten seit September

Die Kosten für die Umsetzung der Maßnahme betragen rund 400.000 Euro und werden aus dem Sofortprogramm „Rückgewinnung von Auenflächen, gewässerökologische Strukturverbesserung und naturnahe Flächenbewirtschaftung“ finanziert.

Im September 2023 fanden die Arbeiten für die Herstellung der Bodensenken statt. Von November 2023 bis Februar 2024 werden neue Gehölze gepflanzt. Ab Spätsommer 2024 sollen die weiteren Flächen dann durch Samen und Mahdgut, das von lokalen Spenderflächen gewonnen wird, begrünt werden.

Nach dem Abschluss der Arbeiten Ende 2024 übernimmt die Landestalsperrenverwaltung drei Jahre lang die Pflegeleistungen zur Entwicklung der Fläche. Zugleich hat sie sich für 25 Jahre zur naturschutzgerechten Unterhaltung verpflichtet.

„Am Beispiel dieser Kompensationsmaßnahme zeigt sich, dass die fachlich gute und enge Zusammenarbeit zwischen der Landestalsperrenverwaltung und der Stadt Leipzig positiv für den Erhalt und die weitere naturnahe Entwicklung der Leipziger Auen ist“, so Axel Bobbe, Leiter des Betriebes Elbaue/Mulde/Untere Weiße Elster der Landestalsperrenverwaltung Sachsen.

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Das sind Kompensationsmaßnahmen der Deicrodungen 2011/2012. Warum wird das denn dann aus dem Sofortprogramm „Rückgewinnung von Auenflächen, gewässerökologische Strukturverbesserung und naturnahe Flächenbewirtschaftung“ finanziert? Es müsste doch im Budget der damaligen desaströsen Deichrodungen (Deichsanierung und -erhöhung) enthalten sein. Eine Auenmaßnahme ist es ja nicht, da nichts für die Revitalisierung getan wird. Aber natürlich, deutlich besser als der Acker, der aber insgesamt aus der Aue verschwinden müsste.

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