Schimpfen kann CDU-Stadtrat Michael Weickert ja wie ein Rohrspatz, wie er am 25. Juni in der Ratsversammlung wieder demonstrierte. Obwohl der Anlass diesmal eher nur ein kleiner war. Anders als in anderen Ratsversammlungen waren diesmal fast alle Anfragen aus den Fraktionen schon vor der Versammlung auch beantwortet. OBM Burkhard Jung hatte Besserung gelobt. Es hatte sich gebessert.

Nur eine Antwort war nicht rechtzeitig fertig. Ausgerechnet eine aus der CDU-Fraktion. Dabei ging es darin um knallharte Zahlen in knallharten Zeiten. Und bei der Anfrage zu den Kosten beim neuen Naturkundemuseum ging es letztlich nur um eine Unterschrift. Die zuständige Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke war krank. Da musste dann aushilfsweise Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal unterschreiben, damit die Antwort öffentlich geschaltet werden konnte.

Und dass das neue Naturkundemuseum im ehemalige Bowlingtreff teuer werden würde, das war schon seit langem klar. Erste Bauarbeiten haben begonnen und es wurden bis März auch schon 3.954.799 Euro ausgegeben.

„Bisher wurden noch keine Fördermittel abgefordert, eine Mittelabforderung wird seitens der Stadt Leipzig umgehend gestellt, sobald die Landesdirektion die gemeindewirtschaftliche Stellungnahme positiv bestätigt hat. Die positive GWS der Landesdirektion ist in der 25 KW 2025 eingegangen“, erklärt das Kulturdezernat in seiner Antwort. Dort wird man gewaltig aufgeatmet haben. Denn bei anderen Haushaltsposten agiert die Landesdirektion wesentlich rigider.

Ein Prestigeprojekt für die Kohleregion

Andererseits ist das Naturkundemuseum auch ein Prestigeprojekt, das fast vollständig aus Strukturmitteln finanziert wird.

Oder mit den Worten des Kulturdezernats: „Für den Umbau des Bowlingtreffs wurden Fördermittel nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (Förderrichtlinie des Sächsischen Staatsministeriums für Regionalentwicklung zur Gewährung von Zuwendungen nach dem Investitionsgesetz Kohleregionen (RL InvKG) beantragt. Die eingeplante Fördermittelsumme beträgt 74.126.490 € (entspricht 95 % der förderfähigen Kosten).

Eine schriftliche Absichtserklärung für die Förderung wurde durch Ministerpräsident Michael Kretschmer am 11. Juni 2024 vor Ort unterzeichnet. Der Fördermittelbescheid für die erste Fördermittelperiode ist am 18.11.2024 eingegangen. Seitens der Landesdirektion Sachsen wurde am 18. Juni 2025 die dafür notwendige rechtsaufsichtliche Bestätigung zu den erforderlichen Eigenmitteln für die bauliche Realisierung der Stadt Leipzig (5 % – Anteil) angekündigt.“

Es liege auch der erste Fördermittelbescheid der Sächsischen Aufbaubank (SAB) vom 18. November 2024 über eine Zuwendung in Höhe von 14.624.690 Euro vor, der zweite Fördermittelbescheid der SAB sei für Herbst 2025 zugesagt.

Die CDU-Fraktion hatte in ihrer Anfrage auch die Befürchtung ausgesprochen, dass Förderzusagen nicht eingehalten werden könnten.

Aber dem sei nicht so, beschwichtige das Kulturamt: „Gemäß schriftlicher Rückmeldung vom 04.06.2025 des Sächsischen Staatsministeriums für Infrastruktur und Landesentwicklung ist davon auszugehen, dass die Bewilligung des 2. Förderbescheides für das NKM im Herbst 2025 durch die SAB erfolgen wird. Hintergrund ist die Tatsache, dass für den 2. Fördermittelbescheid auf Bundesfinanzhilfen der 2. Förderperiode zurückgegriffen wird, die aktuell noch nicht an die Länder zugewiesen wurden.“

In diesem Fall also nicht wirklich ein Grund zur Aufregung. Anders als bei vielen anderen Posten im Stadthaushalt, wo jetzt der rigide Rotstift regiert und auch die Landesdirektion weitere Kürzungen verlangt, bevor sie den Doppelhaushalt für Leipzig 2025/2026 genehmigen will.

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Es gibt 2 Kommentare

Ich freue mich auch, halte das Gebäude aber architektonisch denkbar ungeeignet für ein Naturkundemuseum. Der geplante Kostenrahmen wird massiv gesprengt werden, und ausstellungstechnisch ist da auch kein großer Wurf zu erwarten, das lässt der Bau einfach nicht zu.

Schön!
Ich freue mich darauf, dass das Gebäude endlich (wieder) benutzt wird. Und dann auch noch als Naturkundemuseum. Und sogar noch 95% gefördert. Was will man mehr! Win-Win-Win.

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