Das geht so gar nicht. Da veröffentlicht ein Leipziger Kinderbuchverlag lauter lebendige Kinderbücher, die auch Werte wie Anstand, Offenheit und Vielfalt vertreten. Und dann packt ein neurechter Verlag ein solches Buch einfach zum Verkauf mit auf seine Website, um damit Geld zu verdienen.

Neurechter Verlag bot Bücher eines Leipziger Verlags an

Der Klett Kinderbuch Verlag wurde darauf aufmerksam gemacht, dass der neurechte und
unter Beobachtung des Verfassungsschutzes stehende Verlag Antaios über seine Webseite auch Bücher des Leipziger Verlags anbietet und verkauft hat.Verlegerin Monika Osberghaus: „Wir konnten es erst kaum glauben, dass dieser Anbieter mit unseren Büchern Geld verdient. Das wollen wir nicht und wir haben nun einen Weg gefunden, wie der Vorgang trotzdem noch Gutes bewirkt. Weitere Verlage, denen das sicher auch nicht gefällt, sind gleichfalls betroffen und sollten sich das mal anschauen.“

Spende als Solidaritätsaktion

Was war geschehen? Über den Antaios-Webshop wurden Ausgaben des Buches „Alle Kinder“ von Martin Schmitz-Kuhl und Anke Kuhl verkauft. Der Klett Kinderbuch Verlag erwirtschaftete damit knapp 250 Euro.

Aber vielleicht war es ja der kesse Untertitel dieses Kinderbuches, den man bei Antaios einfach mal wieder im eigenen Sinne missverstehen wollte: „Ein Abc der Schadenfreude“. Aber kindliche Schadenfreude ist etwas anderes als die boshafte Schadenfreude erwachsener Männer, die Spott und Häme für legitime Gesprächspraktiken halten.

Da es kompliziert ist, einen einzelnen Webshop aus dem System auszuschließen, und da Verbots-Aktionen sowieso nicht zu Klett Kinderbuch passen, verdoppelt der Verlag nun die Summe und spendet 500 Euro an die Berliner Buchhandlung Leporello. Diese war in den vergangenen Jahren mehrfach Ziel von Anschlägen aus dem rechten Spektrum gewesen.

„Frech, intelligent und unangepasst“

Inhaber Heinz Ostermann freut sich: „Diese Aktion des Klett Kinderbuch Verlages passt hervorragend zu der Bilderwelt von Anke Kuhl. Beides ist frech, intelligent und unangepasst! Vielen Dank dafür!“ Von Heinz Ostermann stammt übrigens der schöne Begleitspruch zu dieser Meldung, den Anke Kuhl sogleich kongenial ins Bild gesetzt hat.

Der Klett Kinderbuch Verlag wurde 2008 als Ableger des Klett Konzerns in Leipzig gegründet. Pro Halbjahr erscheinen sieben bis zehn neue Titel für Kinder zwischen 2 und 12 Jahren. Für das Programm zeichnet seit Beginn Monika Osberghaus verantwortlich. Seit 2015 ist Klett Kinderbuch ein unabhängiger Verlag.

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