Zum „Tag des offenen Denkmals“ eröffnete im Stadtbüro die Ausstellung zu Handschwengelpumpen in Leipzig. Die Austellung thematisiert auch, welche Rolle die Pumpen im Leipziger Straßenbild auch künftig spielen können und wohl auch werden. Schon heute werden die funktionstüchtigen Pumpen genutzt, um Gießwasser für die Straßenbäume zu bekommen. Doch: Historische Handschwengelpumpen zu restaurieren kostet viel Zeit und Geld.

Stifter retten Pumpen

Wolfgang Leyn

Historische Handschwengelpumpen zu restaurieren, kostet viel Zeit und Geld. Fehlende oder defekte Teile müssen von Spezialfirmen neu angefertigt werden. Schnell kommen da 50.000 Euro oder mehr zusammen. Das übersteigt das städtische Budget bei weitem.

Daher springen Sponsoren ein. 1999 kann die Gotik-Pumpe in der Waldstraße dank einer Stiftergemeinschaft von 20 Firmen und Bürgern wiederhergestellt werden. Ähnlich im Jahr darauf beim Großen Löwen an der Bornaischen Straße. Die Interessengemeinschaft Connewitz bringt dafür 18 Sponsoren zusammen.

Ebenfalls 2000 startet der Bürgerverein Schönefeld auf dem Stadtteil-Weihnachtsmarkt eine Spendenaktion für die Restaurierung des Spatzenbrunnens an der Gorkistraße, Ecke Volksgartenstraße. 2001 erfolgt die feierliche Übergabe. 2004 bietet der Bürgerverein Ostvorstadt am „Tag des offenen Denkmals“ einen Stadtteilrundgang zu den Handschwengelpumpen in Reudnitz, Sellerhausen, Volkmarsdorf und Neustadt an. Der Leipziger Geschichtsverein sammelt Spenden für die Gotik-Pumpe vor dem Romanushaus.

2013 wird in Möckern auf dem neugestalteten Huygensplatz der Kleine Löwe aufgestellt, der zuvor in der Blücherstraße stand. Großen Anteil daran hat der Bürgerverein Möckern-Wahren. 2021 organisiert der Bürgerverein Gohlis gemeinsam mit der Erich Kästner-Schule einen Spendenlauf für die Restaurierung des Spatzenbrunnens in der Fritz-Seger-Straße.

Plakat für die Ausstellung im Stadtbüro. GrafIk: Arbeitskreis Gohliser Geschichte
Plakat für die Ausstellung im Stadtbüro. GrafIk: Arbeitskreis Gohliser Geschichte

Leipzig unterhält ein erfolgreiches Programm von Bürgerpatenschaften für Bäume, Parkbänke sowie für Springbrunnen, Wasserfontänen und Trinkbrunnen. Die Handschwengelpumpen würden gut dazu passen.

Wasser für Stadtbäume

Historische Handschwengelpumpen sind unverzichtbare technische Denkmale. Sie eignen sich als Treffpunkte, wo sich Nachbarschaft begegnet. Könnten sie, wieder in Gang gesetzt, nicht auch Wasser für die Stadtbäume spenden, die unter der zunehmenden Trockenheit leiden? Vor allem junge Bäume brauchen zusätzliche Bewässerung.

Die Initiative LEIPZIG GIESST hat dafür 2021 eine Gieß-App ins Netz gestellt, mit Angaben zu 57.000 Stadtbäumen und zu den funktionsfähigen Pumpen. Nutzer können Gießpatenschaften für Bäume übernehmen. „Leipzig pumpt“, eine Gruppe unter dem Dach von LEIPZIG GIESST, engagiert sich dafür, möglichst viele historische Handschwengelpumpen als kostenlose Wasserquellen in der Nähe von Stadtbäumen zu reaktivieren.

Der Bürgerverein Sellerhausen-Stünz hofft, dass die demontierte Delphin-Pumpe in der Wurzner Straße bald repariert werden kann, um so ohne Trinkwasser Baumscheiben gießen zu können.

Neues Pumpenmodell?

In einer Koordinationsgruppe stimmen bürgerschaftliche Initiativen und Vereine seit 2021 ihre Vorhaben auf kurzem Weg mit den zuständigen in Ämtern und Eigenbetrieben der Stadt ab. Gemeinsam wird auch über die Entwicklung einer neuen Leipziger Handschwengelpumpe nachgedacht. 2024 begeht Leipzig das 100-jährige Jubiläum des Grassimuseums mit dem Themenjahr „Kunst in Gebrauch“. Ein Wettbewerb für ein wasserspendendes attraktives Stadtmöbel des 21. Jahrhunderts würde dem Motto auf ideale Weise entsprechen.

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