Schön sieht sie aus. Als könnte ihr der Zahn der Zeit nichts anhaben. Doch auch Kirchen wie die weltberühmte Thomaskirche brauchen immerfort Pflege und Ausbesserung. Und die große Restaurierung der Kirche liegt inzwischen auch schon wieder 23 Jahre zurück. 20 Millionen DM wurden damals gesammelt, um die Thomaskirche wieder wetterfest zu machen. Doch sie ist keine Museumskirche.

Mindestens 200.000 Menschen besuchen sie jedes Jahr, so erzählt Helke Rubitzsch vom Thomaskirche – Bach e. V., lauschen den Motetten und den Gottesdiensten, besuchen die Weihnachtskonzerte des Thomanerchors oder kommen einfach zur Mittagsstunde in die Kirche, um eine Rose am Grab von Johann Sebastian Bach niederzulegen, das sich im Chor der Kirche befindet.

Es ist der Thomaskirche – Bach e. V., der sich rührig und letztlich unermüdlich um die Instandhaltung der Kirche kümmert. Und nachdem man sich in den letzten Jahren um die Restaurierung von Epitaphien, das Glockengeläut auf dem Turm und den neogotischen Altar gekümmert hat, steht schon die nächste Aufgabe ins Haus.

Dringend nötige Putz-Arbeiten

23 Jahre nach dem Abschluss der letzten umfassenden Restaurierung und Instandsetzung der Thomaskirche müssen mehrere Bereiche im Inneren der Kirche nun erneut saniert werden.

Unter der Südempore der Thomaskirche werden die Malerarbeiten bald beginnen. Foto: Ralf Julke
Unter der Südempore der Thomaskirche werden die Malerarbeiten beginnen. Foto: Ralf Julke

Besonders in den drei Eingangsbereichen der Kirche, in den Bereichen unterhalb der Süd- und Nordempore sowie auf den Aufgängen zu den genannten Emporen haben die letzten Jahre deutliche Spuren hinterlassen: Der Putz ist an vielen Stellen beschädigt, blättert ab, Risse sind teilweise im Mauerwerk sichtbar. Der Grund ist der natürlichste der Welt. Denn wenn jedes Jahr tausende Menschen die Kirche besuchen, entsteht auch eine gewisse Luftfeuchte, die Putz und Mauerwerk angreift. Hier geht es also darum, die ersten Schäden zu beseitigen, bevor es tatsächlich richtig teuer werden würde.

Wer die Kirche mit Staunen und Bewunderung betritt, sieht das natürlich nicht. Dazu müssen Helke Rubitzsch und Pfarrerin Britta Taddiken natürlich erst einmal aufmerksam machen auf die von Feuchtigkeit gelockerten Putzschichten unter den Emporen und die lädierten Stellen an der Decke.

„Aufgrund einer größeren Spende, zugesagter Fördermittel der Landeskirche Sachsens sind wir nun in der glücklichen Lage, endlich die Beseitigung der Schäden anzugehen und die Thomaskirche in neuem Glanz erstrahlen zu lassen“, freut sich Britta Taddiken.

Überholung für die 150 Jahre alten Türen

In zwei Bauabschnitten sollen zunächst in den Bereichen unter den Emporen die Schäden im Mauerwerk großflächig ausgebessert und die Wände neu gemalert werden. Ende Oktober sollen dann die Eingangsbereiche und die Aufgänge zu den Emporen folgen. Ebenfalls sollen die historischen Türen aufgearbeitet und restauriert werden, eine Maßnahme, die vor 23 Jahren zurückgestellt wurde.

Nach den Arbeiten unter den Emporen werden die Eingangsbereiche saniert – hier der Eingang von der Burgstraße aus gesehen. Foto: Ralf Julke
Nach den Arbeiten unter den Emporen werden die Eingangsbereiche saniert – hier der Eingang von der Burgstraße aus. Foto: Ralf Julke

Auch das sieht man kaum, wenn man mit Vorfreude die Kirche betritt: dass die großen Eingangsportale schon 150 Jahre auf dem Buckel haben und seitdem ihren Dienst versehen.

Der Verein ist jedenfalls froh, dass die Türen jetzt Teil des neuen Sanierungsschritts werden können, auch wenn noch nicht alle benötigten Gelder beisammen sind. Da rechnet Helke Rubitzsch sehr auf die Spendenbereitschaft von Freunden der Thomaskirche.

Für das Projekt sind insgesamt 190.000 Euro veranschlagt. Davon sind bereits 40.000 Euro Fördermittel von der sächsischen Landeskirche bewilligt und 100.000 Euro an Spenden, die der Verein gesammelt hat, vorhanden. Die fehlenden 50.000 Euro will der Thomaskirche-Bach e. V. durch eine Spendenkampagne sammeln und bittet unter dem Slogan „Altes Gemäuer, frischer Anstrich“ um Unterstützung.

Spendenkonto: DE26 8604 0000 0370 7007 00

Die Arbeiten sollen sofort beginnen

Aber da auch Spender gern ein kleines Erinnerungsstück mitnehmen, hat sich der Verein auch für diese Aktion wieder etwas Besonderes ausgedacht: Eine andere Möglichkeit, das Projekt zu fördern, ist der Kauf eines Malerpinsels für den symbolischen Wert von 10 Euro. Die Pinsel sind online über thomasshop-leipzig.de oder vor Ort im Shop direkt neben der Kirche zu erwerben. Wobei selbst Käufer des Malerpinsels durchaus mehr spenden können als die 10 Euro.

Werbung für die Aktion „Alte Gemäuer, frischer Anstrich“ an der Thomaskirche. Foto: Ralf Julke
Die Werbung für die Aktion „Alte Gemäuer, frischer Anstrich“ an der Thomaskirche. Foto: Ralf Julke

Denn dass allein der Verkauf der Malerpinsel die benötigte Summe zusammenbringt, glaubt auch Britta Taddiken nicht. Aber aus der Erfahrung weiß der Verein, dass viele Menschen sehr großzügig sein können, wenn sie wissen, wofür das Geld eingesetzt wird. 358 Mitglieder hat der Verein. „Und die Mitgliederzahl wächst“, bestätigt Rubitzsch.

Das Engagement der Menschen für die Kirche ist also nach dem großen Kraftakt von 1997 bis 2000, als auch das Kirchenschiff völlig neu eingedeckt wurde, nicht erloschen. Und ein großer Kraftakt wartet ja noch, sagt Taddiken. Denn 2000 wurde auch ein Teil des Daches aus Kostengründen noch nicht angefasst: das Dach über dem Chor. Hier geht es nicht nur um eine Öffnung des Gebälks und die Erneuerung der Schiefereindeckung, sondern auch um Brandschutz. Das werde, so Taddiken, eine deutlich größere Hausnummer als das Programm, das jetzt im Herbst geschafft werden soll.

Die Handwerker, so Britta Taddiken, könnten jetzt jederzeit in der Kirche auftauchen. Wohl wissend, wie schwer es aktuell ist, Handwerker tatsächlich zu binden. Und die Arbeiten unter den Emporen sind das Erste, was angepackt werden soll. Da auch Gerüste und Absperrungen aufgebaut werden, wird es teilweise kleine Einschränkungen beim Kirchenbesuch geben. Aber die Kirche wird nicht geschlossen. Nach den Wandflächen unter den Emporen sind dann die Eingangsbereiche dran. Da wird es schon mal zeitweise zur Sperrung der einen oder anderen Eingangstür kommen.

„Aber wir haben drei große Türen“, sagt Britta Taddiken. Da muss man eben mal seinen üblichen Laufweg ändern.

Und vor allem ist der Start der Arbeiten wichtig, damit diese nicht in das dicht gepackte Weihnachtsprogramm geraten, betont die Pfarrerin. Deswegen möchte der Verein die fehlenden 50.000 Euro auch bis November beisammen haben, damit auch alle geplanten Arbeiten bis zur Ausbesserung der Türen noch geschafft werden, bevor es festlich wird in der Kirche.

Der Thomaskirche – Bach e. V.

Der im Jahre 1997 gegründete Thomaskirche – Bach e. V. gehört zu den erfolgreichsten Fördervereinen in Leipzig. Aktuell zählt er knapp 360 Mitglieder weltweit. Mit den Spenden, die der Verein akquiriert, hilft er der Ev.-Luth. Kirchgemeinde St. Thomas bei der Erhaltung der Thomaskirche Leipzig und ermöglicht die Durchführung von Konzerten. Seit seiner Gründung hat der Verein die Kirchgemeinde bereits mit insgesamt 6 Millionen Euro unterstützt.

Seinem Engagement ist es u. a. zu verdanken, dass die Thomaskirche Leipzig anlässlich des 250. Todestages von Johann Sebastian Bach vollständig restauriert werden konnte. Heute hilft der Verein, die Thomaskirche als Ort des Glaubens, des Geistes und der Musik zu erhalten und verschiedene Projekte zu finanzieren.

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