Am 6. Februar meldete das Statistische Landesamt neue Zahlen zur Entwicklung des Niedriglohnsektors in Sachsen. Demnach lag der Bruttostundenverdienst im April 2024 in rund 320.000 Beschäftigungsverhältnissen unter der Niedriglohnschwelle von 13,79 Euro. Bei insgesamt 1,719 Millionen Beschäftigungsverhältnissen entsprach das einer Niedriglohnquote von 18,6 Prozent. Im April 2014, vor der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns, lag die Zahl der Jobs im Niedriglohnbereich in Sachsen noch bei rund 571 Tausend. Der Niedriglohnsektor ist also geschrumpft.
Bei insgesamt 1,614 Millionen Beschäftigungsverhältnissen betrug die Niedriglohnquote damit 35,4 Prozent. Die Niedriglohnschwelle lag 2014 freilich noch bei einem Bruttostundenverdienst von 10,00 Euro.
Damit hat sich der Anteil der Beschäftigungsverhältnisse mit Vergütung im Niedriglohnbereich an der Gesamtbeschäftigung in Sachsen innerhalb von zehn Jahren nahezu halbiert, so das Statistische Landesamt. In Deutschland insgesamt verringerte sich die Niedriglohnquote von 21,4 Prozent im April 2014 auf 15,9 Prozent im April 2024. In Sachsen hat sich der Niedriglohnsektor damit deutlich stärker verkleinert als in der gesamten Bundesrepublik.
DGB-Chef Sachsen: Gutes Signal, aber nicht zufriedenstellend
Eine Entwicklung, die der Vorsitzende des DGB-Sachsen, Markus Schlimbach, so kommentiert: „Der deutliche Rückgang der Beschäftigten im Niedriglohnbereich ist ein gutes Signal, kann aber noch nicht zufriedenstellen. Der Kampf der Beschäftigten um bessere Löhne und die Einführung des Mindestlohns haben gerade in Sachsen gewirkt. Der Mindestlohn ist aber viel zu gering und muss endlich auf 60 Prozent des Bruttomedianlohns in Deutschland und damit auf 15 Euro erhöht werden. Klar ist aber auch, dass der Mindestlohn nur die untere Haltelinie ist.“
Nur mit guten Tariflöhnen lasse sich der Niedriglohnbereich weiter zurückdrängen, so Schlimbach: „Nach Berechnungen des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) haben Vollzeitbeschäftigte mit Tarifvertrag im Durchschnitt monatlich 960 Euro mehr in der Tasche als ohne Tarifvertrag. Angesichts der geringen Tarifbindung von lediglich 43 % der Beschäftigten bzw. 17 % der Unternehmen in Sachsen besteht dringender Handlungsbedarf.
Wir erwarten von der Sächsischen Staatsregierung und von der zukünftigen Bundesregierung, für eine Tarifwende in die Offensive zu gehen und damit auch die Lohnunterschiede zwischen Ost und West endlich abzubauen.“
Hintergrund: Zum Niedriglohnsektor zählen alle Beschäftigungsverhältnisse, die im jeweiligen Betrachtungszeitraum mit weniger als zwei Dritteln des mittleren Bruttostundenverdienstes (Median) entlohnt wurden. Auszubildende wurden bei diesen Auswertungen ausgeschlossen.
April 2014: Medianverdienst = 15,00 Euro und Niedriglohnschwelle = 10,00 Euro
April 2024: Medianverdienst = 20,68 Euro und Niedriglohnschwelle = 13,79 Euro
Die Angaben für 2014 entstammen der damaligen Verdienststrukturerhebung, die für 2024 aus der monatlichen Verdiensterhebung.
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