Eigentlich ist die Zukunft der „Distillery“ geklärt: Im sogenannten Gleisdreieck, auch bekannt als vorübergehend besetztes „Black Triangle“, soll der Techno-Club irgendwann ein neues Zuhause finden. Doch das „irgendwann“ ist das Problem. Bis es so weit ist, werden noch viele Jahre vergehen. Wahrscheinlich schon deutlich früher muss die „Distillery“ ihren derzeitigen Standort verlassen. Der Stadtrat hat am Mittwoch, dem 15. September, einmal mehr beschlossen, sich für den Club einzusetzen.

Konkret gab es zwei Beschlusspunkte des Verwaltungsstandpunktes, den sich die Grünen als Urheber des ursprünglichen Antrags zu eigen gemacht hatten: Zum einen soll sich die Stadtverwaltung dafür einsetzen, dass die Vorhabenträger des Bauprojekts am Bayerischen Bahnhof den Mietvertrag verlängern; zum anderen soll die Verwaltung nach möglichen Interimsplätzen Ausschau halten.

Bleiben, bis Umzug möglich ist

Die Grünen hatten es ursprünglich noch etwas konkreter beantragt und sich gewünscht, dass die „Distillery“ am bisherigen Standort bleiben darf, bis der neue Standort zur Verfügung steht. Und als Interim konnten sich die Grünen ganz konkret das Gleisdreieck vorstellen.Grünen-Stadtrat Jürgen Kasek erinnerte in der Ratsversammlung daran, dass die Zukunft der „Distillery“ schon vor knapp drei Jahrzehnten ein Thema war. Damals hätten mehrere tausend Menschen für ihren Erhalt demonstriert, der schließlich mit dem Umzug an den aktuellen Standort gesichert werden konnte. Kasek betonte auch, dass die Stadt diesmal wenig Einfluss auf die Zukunft des Clubs habe – zumindest aber das Gespräch suchen soll.

Bitten und betteln

Genau jenen Aspekt rückte Thomas Kumbernuß (Die PARTEI) aus der Linksfraktion in den Mittelpunkt seiner Kritik: Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) habe keine Verhandlungsmasse. Ehrlicherweise hätte der Antrag laut Kumbernuß lauten müssen, dass der OBM beauftragt werde, „zu bitten und zu betteln“. Der PARTEI-Politiker verwies auch auf die Situation der Anwohner/-innen am Gleisdreieck, die nicht verdrängt werden dürften.

Karsten Albrecht (CDU) erwähnte ebenfalls, dass es einen Abwägungsprozess zwischen Wohnen und Clubkultur gebe. Zudem argumentierte er, dass es ein reguläres Bauantragsverfahren gebe – in dieses Verfahren solle die Stadt nicht eingreifen. AfD-Stadtrat Roland Ulbrich argumentierte ähnlich. Im weiteren Verlauf der Debatte wurde auch der Kohlrabizirkus als mögliches Interim ins Spiel gebracht.

Letztlich votierten 41 Mitglieder des Stadtrats für und 15 Mitglieder gegen den Verwaltungsstandpunkt. Ob das der „Distillery“ helfen wird, ist aber vollkommen unklar.

Die Debatte vom 15. September 2021 im Audio zum Nachhören

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