Es wird ein langer Lernprozess – für beide Seiten. Für das Leipziger Ordnungsamt genauso wie für all die Autobesitzer, die sich in den vergangenen Jahren angewöhnt haben, bei Fußballspielen und Großkonzerten ihr Auto einfach irgendwo auf Wiesen, im Wald oder anderen dafür verbotenen Orten abzustellen. Vor dem Bundesliga-Spiel zwischen RB Leipzig und dem VfL Bochum am Samstag, 1. Oktober, warnte das Ordnungsamt wieder vor „verkehrsorganisatorischen Maßnahmen“.

Am 10. September hatte es ja bekanntlich die erste Großaktion zur Ahndung von Parkverstößen rund um ein Fußballspiel gegeben, nachdem das Parkchaos mit einem Grünen-Antrag auch endlich die Ebene des Leipziger Stadtrates erreicht hatte.

Das wirkte wie eine öffentliche Aufforderung an den OBM, das Leipziger Ordnungsamt endlich dazu zu verdonnern, seine Arbeit zu tun. Auch und gerade bei den Großveranstaltungen im Sportforum, wo man sich jahrelang darauf ausruhte, es gäbe doch genug Park-and-Ride-Plätze, die Veranstaltungsbesucher würden informiert.

Nur hielten und halten sich viele Autohalter nicht daran, ignorieren die P+R-Plätze einfach und fahren schnurstracks Richtung Sportforum, wo sie dann irgendwo ein Plätzchen suchen und in der Regel auch finden, wo sie ihr Gefährt dann abstellen können. Gern auch auf Feuerwehrzufahrten und Rettungswegen, wo das Ordnungsamt dann am 10. September auch rigoros abschleppen ließ.

Erst einmal nur Knöllchen

Und worauf es für den 1. Oktober auch gezielt hinwies: „Über Halteverbote in der Goyastraße und der Eitingonstraße werden die Rettungswege freigehalten. Besucher werden zudem um das Freihalten der Feuerwehrzufahrten, insbesondere an der Rettungswache, gebeten.“

Und weil das augenscheinlich über die diversen Veranstalter und Fußballvereine nicht funktioniert, betonte das Ordnungsamt extra noch einmal:

„Den mit PKW anreisenden Besuchern beider Veranstaltungen wird dringend empfohlen, die ausgeschilderten Park-and-Ride-Parkplätze ‚Leipziger Messe‘, ‚Schönauer Ring‘, ‚Plovdiver Straße‘, ‚Lausen‘ und ‚Völkerschlachtdenkmal‘ zu nutzen. Auch die Parkhäuser in der Innenstadt haben in der Regel noch freie Kapazitäten, die über das Park-Leit-System leicht zu finden sind.“

Was auch am 1. Oktober eine ganze Reihe Besucher des Fußballspiels nicht die Bohne interessierte. Sie parkten wieder im Marienweg im Rosental und auch wieder auf einer Grünfläche am Richard-Wagner-Hain. Nicht ganz unentdeckt. Auch wenn das Ordnungsamt noch andere Prioritäten setzte bei den Kontrollen an diesem Tag: „Gefahrenabwehr ist die Kernaufgabe und das zentrale Anliegen des polizeibehördlichen Handelns.“

„Bei vergangenen Kontrollen mussten wir leider viele illegal und gefährdend geparkte Fahrzeuge feststellen“, erklärte Matthias Laube, Leiter des Ordnungsamtes, bei der Gelegenheit. „Illegales Parken, beispielsweise auf Geh- oder Fahrradwegen, auf Grünflächen oder das Blockieren von Rettungswegen wird auch an diesem Samstag zur Anzeige gebracht.“

Hinweiszettel für die Falschparker im Richard-Wagner-Hain. Foto: privat
Hinweiszettel für die Falschparker im Richard-Wagner-Hain. Foto: privat

Je nach Einzelfall sei es auch notwendig, dass Fahrzeuge kostenpflichtig abgeschleppt werden müssten. Deshalb werde um ein von vorneherein legales und rücksichtsvolles Parkverhalten gebeten.

Das könnte man schon „Leipziger Verhältnisse“ nennen: Das Ordnungsamt bittet um ein legales Parkverhalten.

Hinweise unterm Scheibenwischer

Aber wer die Bitte nicht erhörte, bekam dann dennoch mit, dass sein illegal im Richard-Wagner-Hain abgestelltes Fahrzeug nicht unentdeckt geblieben ist. Auch wenn das Ordnungsamt hier nicht die Abschleppwagen kommen ließ, obwohl es sich um eindeutige Parkverstöße handelt.

Aber im Grunde muss das Ordnungsamt jetzt erst einmal aufarbeiten, was in zehn Jahren Weggucken und Duldung Einzug gehalten hat und von den anreisenden Fußballanhängern und Konzertbesuchern nun als eine Art Gewohnheitsrecht empfunden wird.

Deswegen gab es am Richard-Wagner-Hain diesmal Bußgelder und die freundlichen Hinweise unterm Scheibenwischer, mit denen Leipzigs Ordnungsamt die Falschparker darüber aufklärt, was sie eigentlich in der Fahrschule schon gelernt haben müssten.

Mit dem deutlichen Hinweis: „Davon abgesehen werden Sie aufgefordert, diesen Bereich künftig nicht mehr zum Parken Ihres Kraftfahrzeuges zu nutzen.“

Jetzt kann man gespannt sein, ob es hilft und die motorisierten Besucher des Sportforums sich so langsam nach den von der Stadt empfohlenen Parkmöglichkeiten orientieren.

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Und selbst bei der Aktion sind wahrscheinlich die meisten Falschparker noch ohne jegliche Strafe davongekommen, wie es jeden Tag immer wieder passiert.
So lange der Kontrolldruck niedrig bleibt, also das Entdeckungs- und Ahndungsrisiko verschwindend gering, werden die Leute weiter parken wie sie wollen. Dann halt an den etwas weiter weg gelegenen Stellen, wo keine Kontrolle zu “befürchten” ist.

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