Diese Petition muss unbedingt auch als PDF angehängt werden, denn sie ist wohl die schönste, die der Petitionsausschuss des Leipziger Stadtrats in der letzten Zeit auf den Tisch bekam. „Freiheit für die natürlichen Arten“ überschrieb Jürgen Breschke eine aufgehende Sonne, er malte auch kleine Blümchen an den Rand.
Denn ihm ging es um lebendige, blühende Baumscheiben, um „Löwenzahn, Gräser & Co.“, die von der Leipziger Stadtreinigung auf den Baumscheiben in der Stadt wohl eben doch immer wieder beseitigt werden, wenn sie nicht eindeutig als Baumbeete erkennbar sind.
Wenn die Stadtreinigung einmal pro Jahr über die Baumbeete ginge, um „überflüssigen Aufwuchs“ zu beseitigen, würde das völlig genügen, stellte Breschke fest. Und musste dann in der Stellungnahme der Stadt erfahren, dass das doch eigentlich schon beschlossenes Handeln ist. Denn damit beschäftigte sich die Ratsversammlung schon vor drei Jahren und fasste einen entsprechenden Beschluss. Das sei also eigentlich schon Verwaltungshandeln, stellte die Verwaltung fest.
Die Petition von Jürgen Breschke.
„Der Petent begehrt das Belassen des Aufwuchses von Kräutern in den Baumscheiben. Die Pflege der Baumscheiben und das damit verbundene Entfernen der krautigen Pflanzen sollen beschränkt werden“, bestätigte der Petitionsausschuss die Stellungnahme der Verwaltung und empfahl: „Die Petition ist abzulehnen, da dies bereits mit Stadtratsbeschluss VII-A-02788-NF-02 ‚Von der Baumscheibe zum Biodiversitätshotspot‘ im Jahr 2021 beschlossen wurde und dem Verwaltungshandeln entspricht.“
Mit 40:20 Stimmen beschloss die Ratsversammlung 2021 diesen geänderten Umgang mit den Baumscheiben. Ein Beschluss, der noch um den Punkt ergänzt wurde: „Die Stadtverwaltung unterstützt grundsätzlich das Aufstellen von Hinweisschildern an den Baumscheiben, die das Pflegepersonal und die Öffentlichkeit informieren, dass die Baumscheiben bereits von Engagierten gepflegt werden.“
Womit man damals schon eingestand, dass die Regelung nicht ganz eindeutig war und die Stadtreinigung bewachsene Baumscheiben eben doch wieder bereinigte.
Dass das auch jetzt noch Praxis ist und dass das einige Gründe hat, die vielleicht dafür sprechen, bestätigt im Grunde das Amt für Stadtgrün und Gewässer, wenn es als Begründung für die Ablehnung der Petition schreibt: „Die Baumscheibenpflege wurde mit dem Stadtratsbeschluss VII-A-02788-NF-02 ‚Von der Baumscheibe zum Biodiversitätshotspot‘ im Jahr 2021 bereits auf ein Minimum beschränkt.
Im Sinne der Petition wird mit Anpassung der Leistungsverzeichnisse die reduzierte Baumscheibenpflege seit 2022 durchgeführt. Fokus der reduzierten Pflege besteht darin, konkurrierende Gehölze und invasive Pflanzen aus den Baumscheiben zu entnehmen, den Oberboden aufzulockern, um den Wasser- und Sauerstoffaustausch zu befördern sowie krautige Pflanzen und Gräser in den Baumscheiben zu belassen.“
Aus Sicht der Stadt also: „Die Inhalte der Petition entsprechen dem aktuellen Verwaltungshandeln.“
Dem folgte dann auch die Ratsversammlung am 15. Januar und lehnte die Petition einstimmig ab.
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:
Es gibt 2 Kommentare
@Philipp Torsten
Auch bei mir ist die Stadtreinigung schon mehrfach gegen die Begrünung vorgegangen. Darauf angesprochen, kam ein: Müssen Se halt in Töpfe pflanzen, dann lassen wir es stehen”. Insbesondere unliebsame Pflanzen wie Disteln und Brennnesseln haben kein Chance, obwohl sie für sehr viele Insekten sehr wichtige Futterquelle und Lebensraum sind.
Endlich! Vielen Dank! An “meiner” Baumscheibe hat die Stadtreinigung letztes Jahr die Hälfte der Neupflanzungen (allesamt heimische Blühpflanzen des Ökolöwen-Startkits) rausgerupft, trotz BaumpatÏnnen-Schild.