Wittenberg? Eisleben? Erfurt? Wohin, wenn es um Martin Luther geht? – Nach Torgau natürlich, lädt die Torgau-Information ein. Denn mit Torgau kann man nicht nur die Residenzstadt der Wettiner besuchen, in deren Diensten Luther stand. Am 10. September wird hier auch endlich wieder zu sehen sein, was Geschichtsinteressierte so an einem Prachtschloss wie Hartenfels besonders interessiert: die kurfürstlichen Gemächer.

Das Andere hat sich ja herumgesprochen: In Torgau kann man sich auf vielfältige Weise auf die Spuren Martin Luthers begeben. In den 95 Tagen, die bis zum Reformationstag – dem Tag der Verbreitung von Luthers 95 Thesen – verbleiben, locken sogar vier Ausstellungen und Luthers Kirchweihfest in die historische Altstadt.

Aber der Höhepunkt für Liebhaber der Geschichte ist natürlich der 10. September. Dann öffnen die Kurfürstlichen Gemächer von Schloss Hartenfels erstmalig ihre Pforten für die Öffentlichkeit und präsentieren die Dauerausstellung „Standfest. Bibelfest. Trinkfest.“ Mit multimedialen Elementen wird die Zeit des letzten Ernestiner-Kurfürsten Johann Friedrich des Großmütigen und seiner Frau Sibylle von Cleve lebendig. Johann Friedrich residierte von 1533 bis 1547 in Torgau und verhalf der reformatorischen Lehre zum Durchbruch. Die moderne Ausstellung in den Kurfürstlichen Gemächern und dem legendären Flaschenturm von Schloss Hartenfels rückt die grundlegende Bedeutung Torgaus als Machtzentrum der Reformation in den Mittelpunkt.

Visualisierung der Kurfürstlichen Gemächer im Schloss Hartenfels. Foto: Staatliche Kunstsammlungen Dresden
Visualisierung der Kurfürstlichen Gemächer im Schloss Hartenfels. Foto: Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Unter Kurfürst Johann Friedrich wurde auch die Torgauer Schlosskapelle errichtet, der erste evangelische Kirchenneubau. Martin Luther weihte ihn persönlich am 5. Oktober 1544 ein. Grund genug, dieses Kirchweihfest im Reformationsjahr feierlich zu begehen. Nach der Eröffnung mit einer Festandacht am 5. Oktober durch Landesbischöfin Ilse Junkermann lädt „Luthers Kirchweih“ bis zum 8. Oktober mit Lichtinstallationen, Konzerten, historischem und zeitgenössischem Markttreiben sowie einem bunten Bühnenprogramm in die Torgauer Altstadt.

Zudem können seit Mai drei neue Ausstellungen in Torgau besucht werden, die noch bis zum 31. Oktober geöffnet sind:

Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden präsentieren im Schloss Hartenfels unter dem Titel „Torgau – Residenz der Renaissance und Reformation“ Schätze aus der Rüstkammer und dem Grünen Gewölbe, darunter die eindrucksvoll gearbeitete Torgauer Apotheke, ein reich verziertes Medikamentenkästchen als Zeugnis der Torgauer Goldschmiedekunst.

Aber nicht nur Luther und den protestantischen Fürsten kann man in Torgau begegnen: Auch Luthers Wegbegleiter – seine Frau Katharina, Hofprediger Georg Spalatin und Urkantor Johann Walter – haben hier ihre Spuren hinterlassen und werden mit kurzweiligen Ausstellungen gewürdigt:

Die neu gestaltete Katharina-Luther-Stube erzählt im Renaissance-Wohnhaus, in dem die Lutherin 1552 starb, von ihrem bewegten Leben und lockte bereits zahlreiche internationale Gäste an.

Die Katharina-Luther-Stube. Foto: Stadtverwaltung Torgau, Wolfgang Sens
Die Katharina-Luther-Stube. Foto: Stadtverwaltung Torgau, Wolfgang Sens

In unmittelbarer Nachbarschaft wird mit der Ausstellung „Klang & Glaube“ im restaurierten Priesterhaus die Musik der Reformation lebendig. Sie ist dem Torgauer Kantor Johann Walter und dem „Steuermann“ der Reformation Georg Spalatin gewidmet und hält mit einem speziellen Kinderpfad auch Angebote für junge Besucher bereit. Johann Walter ist als Urkantor der evangelischen Kirchenmusik in die Geschichte eingegangen und wirkte 45 Jahre in Torgau, wo seine musikalische Tradition mit der Johann-Walter-Kantorei bis heute gepflegt wird.

Sehenswert ist nicht nur die Ausstellung, sondern auch das Haus, das sie beherbergt: Das Fachwerkhaus ist eines der ältesten Gebäude der Stadt und das besterhaltene Priesterhaus in Sachsen. Kurfürst Friedrich der Weise ließ es 1493 für einen Priester errichten. Es wurde später von Georg Spalatin bewohnt, der als Vermittler zwischen Martin Luther und dem Kurfürsten zu einem der wichtigsten Förderer der lutherischen Reformation wurde.

In Torgau taucht man mit seinen mehr als 600 Einzeldenkmalen der Renaissance tief in die Geschichte ein. Auch außerhalb der Stadtgrenzen macht die Reformationsstadt auf sich aufmerksam: Im Rahmen der sächsischen Länderwoche auf der Wittenberger Weltausstellung vom 29. August bis 3. September sind die Torgauer Renaissancetänzer und die Theateraufführung „HerrInnen Käthe“ des Torgauer Johann-Walter-Gymnasiums zu erleben. Das von Schülern konzipierte Musiktheater erhielt bereits großes Lob für seine professionelle Umsetzung.

Auch die seit 2008 Vers für Vers von Hand abgeschriebene Bibel aus der Torgauer Superintendentur, mit der Besucher und Bürger ihre eigenen Spuren in Torgau hinterlassen, geht mit auf die Reise nach Wittenberg.

Wer die Reformation erkunden will, der kommt an Torgau nicht vorbei.

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