Während einer Demonstration der „Letzten Generation“ in Halle ist der Fahrer eines Kleintransporters auf einen Klimaaktivisten zugefahren und hat diesen deutlich getroffen. Die angegriffene Person wurde dabei – glücklicherweise – offenbar kaum verletzt.

Zu dem Vorfall kam es am Dienstagnachmittag etwa zwischen 16 und 17 Uhr auf der Paracelsusstraße in Halle. Aktivist*innen der „Letzten Generation“ blockierten dort zunächst die Straße und führten anschließend eine Demonstration in langsamer Schrittgeschwindigkeit durch.

Aktivist wird einen Meter weit weggestoßen

Ein am Mittwoch vom sachsen-anhaltischen Landtagsabgeordneten Sebastian Striegel (Grüne) auf Twitter veröffentlichtes Video zeigt, wie offenbar zu Beginn der Demonstration der Fahrer eines Kleintransporters gezielt auf einen Teilnehmer zufährt. Zwar bremst der Fahrer noch ab, doch trifft er den Teilnehmer und stößt diesen etwa einen Meter weit weg. Anschließend fährt der Kleintransporter davon.

Glücklicherweise wurde die getroffene Person offenbar kaum verletzt. Zumindest ist in dem Video kein Schmerzensschrei zu hören oder irgendeine schwere Verletzung zu erkennen. Laut Polizei wurde die Person gar nicht verletzt. Das wiederum erscheint unwahrscheinlich, weil auch Prellungen oder leichte Schmerzen als Körperverletzung gewertet werden können.

Fragwürdig ist auch die Formulierung zum Tatgeschehen in der Pressemitteilung der Polizei: „Zu Beginn der Versammlung fuhr ein Fahrer eines Kleintransporters auf die Versammlung zu und stieß mit einem Versammlungsteilnehmer zusammen.“ Dass es sich um einen „Zusammenstoß“ handelt, mag faktisch stimmen, wirkt in Anbetracht des Geschehens allerdings verharmlosend. Möglicherweise lag der Polizei gestern noch kein Videomaterial vom Geschehen vor.

Verharmlosung in Medienberichten

Auch in Presseberichten von lokalen beziehungsweise regionalen Medien finden sich fragwürdige Formulierungen. So ist beispielsweise bei der „Mitteldeutschen Zeitung“ von einem „Zwischenfall mit einem Transporter“ die Rede. Für den MDR wiederum ist nicht der Angriff mit einem Auto das wichtigste Ereignis; stattdessen heißt es in der Überschrift: „Polizei ermittelt gegen Klimaaktivisten nach Demo in Halle“.

Laut Polizei handelte es sich um sechs Teilnehmer*innen im Alter von 24 bis 42 Jahren. „Gegen die Teilnehmenden der Versammlung wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Nötigung sowie eine Ordnungswidrigkeitenanzeige wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.“ Die Versammlung wurde laut Polizei im Vorfeld nicht angekündigt.

Straftaten gegen Aktivist*innen der „Letzten Generation“ sind mittlerweile regelmäßig zu beobachten. Dass dabei Autos als Waffe eingesetzt werden, passiert eher selten; häufiger kommt es zu Handgreiflichkeiten gegenüber Aktivist*innen. Auch Beleidigungen sind keine Seltenheit.

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