Der BUND Sachsen und DAV fordern zeitnahes Handeln für die Rettung des einzigartigen Lebensraumes vieler streng geschützter Tier- und Pflanzenarten von der Sächsischen Staatsregierung. Mehr als 37.000 Menschen unterstützen die Rettung des Biotops. Am Mittwoch, 20. September, wird die Holzberg-Petition im Sächsischen Landtag übergeben.

Das überaus große Interesse an der Petition zur Rettung des Holzberges, die durch die engagierte Naturschützerin Uta Strenger auf den Weg gebracht wurde, hat gezeigt, dass die Bewahrung wertvoller Lebensräume und der Schutz unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt zu einem vordringlichen Anliegen sehr vieler Menschen geworden ist.

Ein artenreiches Biotop

Der Holzberg ist ein ehemaliger Steinbruch, 35 km östlich von Leipzig gelegen, der nicht nur zehn Fledermausarten, sechs Amphibien- und fünf Reptilienarten einen idealen Lebensraum bietet. Hier wurden in den letzten Jahren auch mehr als 100 Vogelarten nachgewiesen und es gibt eine große Artenvielfalt bei Tagfaltern und Wildbienen. Zu den Bewohnern des Holzberges zählen auch seltene Käferarten, wie der Nashornkäfer und der Eremit. Die Petition fordert deshalb die Bewahrung und den Schutz des wertvollen Lebensraumes, dessen Grundlage ein Mosaik aus 7 geschützten Biotoptypen bildet.

Für den Eigentümer, der den Holzberg 2017 gekauft hat, um dort überschüssigen Erdaushub von seinen Baustellen zu entsorgen, – die Firma KRAFRIL – wurde bereits ein möglicher Ersatzstandort gefunden. Die Petition zur Holzbergrettung, die an den Sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer gerichtet ist, fordert eine sofortige Unterschutzstellung des Holzberges und die Umsetzung der Ersatzstandortlösung unter Federführung der Sächsischen Staatsregierung.

Fünf Jahre Kampf um das einmalige Biotop

Die Petition zur Holzbergrettung, die am morgigen 20. September im Sächsischen Landtag übergeben wird, ist ein weiterer Meilenstein im Kampf um die Bewahrung der Holzbergregion. Sie ist Bestandteil der bereits seit fünf Jahren andauernden zivilgesellschaftlichen Anstrengungen, die bereits im Jahr 2018 mit der Gründung der Bürgerinitiative Böhlitz begannen.

Von Beginn an standen die Bergsportler des Deutschen Alpenvereins (DAV) und weiterer Bergsportverbände an der Seite der Böhlitzer Naturschützer, die 2019 eine BUND-Ortgruppe bildeten. Im Ergebnis dieser Entwicklung hat sich ein breites Aktionsbündnis herausgebildet, das sich immer wieder als Ideengeber und konstruktiver Gesprächspartner in die Lösung des Holzbergkonfliktes eingebracht hat. Bisher größter Erfolg ist dabei der Nachweis einer Ersatzstandortlösung für den Eigentümer des Holzberges, das Abbruch- und Tiefbauunternehmen KAFRIL.

Der Ersatzstandort für die Verwertung der Erdmassen der Firma KAFRIL in einem Tagebau der MIBRAG unweit von Leipzig konnte bereits 2021 gefunden werden. Während eines Bürgerdialogs hatten Mitglieder der BUND-Ortsgruppe Böhlitz den Sächsischen Ministerpräsidenten um Unterstützung bei der Holzbergrettung gebeten. Im Gespräch hatten sie Herrn Kretschmer auch darauf hingewiesen, dass der Erdaushub der Firma KAFRIL ein wertvoller Rohstoff im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes ist, welcher bei der Gestaltung der Bergbaufolgelandschaft im Leipziger Südraum eine wichtige Rolle spielen könnte.

Der Ministerpräsident fädelte daraufhin einen Deal mit der MIBRAG ein, die noch im selben Jahr mit der Planung einer Ersatzstandortlösung begann.

Der Ersatzstandort funktioniert

Wie das zuständige Landesamt für Geologie und Bergwesen in Halle/Saale bestätigte, wurden die Genehmigungen für den Ersatzstandort im Tagebau Profen von der MIBRAG bereits im Frühjahr 2023 beantragt. Lutz Zybell, Vorstand für Bergsport und Naturschutz beim DAV-Landesverband Sachsen, ist hocherfreut über diese positive Entwicklung: „Der von allen lang gesuchte Ersatzstandort für den Holzberg ist also kein Papiertiger mehr, sondern er befindet sich bereits in der Genehmigungsphase.“

Untersagte Natur für all die Kletterer – Betreten verboten am Holzberg. Foto: LZ
Untersagte Natur für die Kletterer – Betreten verboten am Holzberg. Foto: LZ

Und Prof. Dr. Dr. Felix Ekardt, Vorsitzender des BUND Sachsen, erklärt: „Um den einzigartigen Naturraum im Holzberg, der mit seinem optimalen Gefüge aus unterschiedlichen Habitaten ein einzigartiges Trittsteinbiotop und eine große Chance für die Stärkung der Biodiversität in der Region darstellt, vor der Zerstörung zu retten, fordern BUND und DAV von der Sächsischen Staatsregierung eine zeitnahe Umsetzung der Ersatzstandortlösung.“

Dazu ist eine gezielte Steuerung der Gespräche zum Ersatzstandort zwischen MIBRAG und KAFRIL durch den Ministerpräsidenten und/oder seine Stellvertreter notwendig. In Zeiten des Klimawandels und des drohenden Artensterbens ist ein klares Handeln der sächsischen Spitzenpolitiker für eine einvernehmliche Lösung des Holzbergkonfliktes dringend geboten.

Vermeidbare Verluste wertvoller natürlicher Lebensräume verbieten sich angesichts der leider auch in Sachsen unübersehbaren Biodiversitätskrise von selbst.

Eine zukunftstaugliche Lösung

Umweltminister Günther hatte im März 2023 im Umweltausschuss des Landtages berichtet, dass der Holzberg aus Sicht der Sächsischen Staatsregierung ein sehr wertvolles und schützenswertes Biotop sei und dass es auf dem „informellen Weg“ bereits Gespräche zu dessen Rettung gebe. Auch Wirtschaftsminister Dulig hatte dem DAV mitgeteilt, dass eine politische Flankierung von Gesprächen mit dem Eigentümer möglich sei.

Genau an dieser Stelle fordern BUND und DAV jetzt konkrete Schritte von den zuständigen Ministerien. Dazu ist zeitnah eine einvernehmliche Lösung zwischen dem Eigentümer/Betreiber, dem Wirtschafts- und dem Umweltministerium anzustreben, die sowohl den Schutz der Natur als auch die Interessen von KAFRIL mit der Umsetzung des Ersatzstandortes berücksichtigt.

Holzberg bei Leipzig.
Der Holzberg – ein Biotop mit diversen seltenen Tierarten ist entstanden. Foto: LZ

Zur Lösungsfindung hat das Aktionsbündnis zur Holzberg-Rettung ganz aktuell das „Konzept zur einvernehmlichen und zukunftstauglichen Entwicklung der Holzbergregion“ veröffentlicht. Wichtigster Punkt ist die zeitnahe Einleitung einer Gesprächsoffensive, in der Vertreter des Wirtschafts- und Umweltministeriums die bei KAFRIL vorhandene Gesprächsbereitschaft nutzen, um gemeinsam mit der MIBRAG die Rahmenbedingungen für die beantragte Ersatzstandortlösung zu klären.

Bereits im April 2023 hatte sich DAV-Präsident Roland Stierle, der den Deutschen Alpenverein (DAV) mit 1,4 Millionen Mitgliedern seit 2022 leitet, persönlich für die Rettung des Holzberges eingesetzt. In Gesprächen mit Umweltminister Günther und Bürgermeister Pöge wurden die Unterschutzstellung des Holzberges, die Möglichkeiten für eine einvernehmliche Lösung und die zukünftige Entwicklung eines naturverträglichen Tourismus am Holzberg ausgelotet.

Zeit für eine vernünftige Lösung

Zur Übergabe der Holzberg-Petition im Landtag ergänzt Ekardt: „Diese beeindruckende Zahl an Unterstützern zeigt, wie tief verwurzelt das Bewusstsein für den Schutz unserer Natur und unserer regionalen Schätze in der Bevölkerung ist. Es ist nicht nur eine Frage des Naturschutzes, sondern auch ein Zeichen für die Wertschätzung und Verantwortung, die wir gegenüber zukünftigen Generationen tragen. Es liegt nun in den Händen der Entscheidungsträger, diesen klaren Willen des Volkes zu respektieren und entsprechende Schritte zur Sicherung des Holzberges zu unternehmen.“

Bei der weiteren Entwicklung am Holzberg hofft Lutz Zybell, Vorstand für Bergsport und Naturschutz beim DAV-Landesverband Sachsen, auf ein baldiges positives Ende: „Das Sächsische Oberbergamt hat die Firma KAFRIL bis Ende dieses Jahres aufgefordert, einen Abschlussbetriebsplan für den Holzberg einzureichen. Darin wird KAFRIL entweder die Entlassung des Holzberges aus dem Bergrecht im Ist-Zustand mit dem Ziel der Bewahrung der Biotopstrukturen beantragen oder eine Verfüllung anstreben, die zur Vernichtung der Lebensräume führen würde. Es wird also entweder eine von Vernunft geprägte und zukunftstaugliche einvernehmliche Lösung geben oder der Holzberg wird Opfer einer von langwierigen Gerichtsprozessen geprägten Fehlentscheidung.“

DAV und BUND Sachsen gehen im Moment davon aus, dass es der Sächsischen Staatsregierung gelingen wird, das vorliegende Konzept zur Holzbergrettung umzusetzen, für dessen Gelingen es ja schon eine ganze Reihe erfolgversprechender Vorleistungen gibt.

Dennoch bereiten sich beide auf ein Szenario vor, nach dem eine Verfüllung des Holzberges beantragt und anschließend genehmigt wird. Für Abdeckung der Kosten des dann unverzüglich zu beschreitenden Klageweges bitten BUND und DAV gemeinsam um Spenden auf das Konto der BUND-Ortsgruppe Böhlitz.

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