Alles wieder aufschnüren und umplanen? Aus Sicht des Uferleben e.V. wäre das für den Städtischen Eigenbetrieb Behindertenhilfe (SEB), der am Störmthaler See einen inklusiven Campingplatz errichten will, die klügere Idee. Denn am bis jetzt geplanten Standort an der Grunaer Bucht laufen dem SEB die Kosten davon. Ursprünglich mit 22 Millionen Euro geplant, stiegen die veranschlagten Kostem 2023 schon auf 31 Millionen Euro. Auch deshalb, weil der Standort bislang überhaupt noch nicht erschlossen ist.
Die Mitgliederversammlung von UferLeben Störmthaler See e.V. hat nun am 5. August den bisherigen Standpunkt bestätigt, das Bebauungsplanverfahren „Östlich Grunaer Bucht“ nach Veröffentlichung rechtlich prüfen zu lassen. Denn dass die Gemeinde Größpösna hier tatsächlich artenschutzrechtlich umfassend geprüft hat, ob hier ein Campingplatz überhaupt Sinn ergibt, bezweifelt der Verein.
Ziel ist deshalb eine umfassende Prüfung formaler, planerischer und naturschutzrechtlicher Aspekte. Die Prüfung soll im Einklang mit geltendem Bau- und Umweltrecht erfolgen. Konkrete Rechtswege will der Verein dann nach Vorlage der Prüfungsergebnisse entscheiden.
Eine Klagebereitschaft werde derzeit nicht ausgeschlossen, sondern als möglicher Rechtsweg geprüft, teilt der Verein mit. Die konkreten Schritte hängen von den Ergebnissen der fachlichen Bewertung ab.
Bebauungsplan noch nicht amtlich veröffentlicht
Der Bebauungsplan wurde 2024 vom Gemeinderat Großpösna beschlossen, ist jedoch bis heute nicht rechtswirksam veröffentlicht und kann erst danach geprüft werden.
Das Verfahren bildet die Grundlage für das Inklusionscampingplatzprojekt des Städtischen Eigenbetriebs Behindertenhilfe der Stadt Leipzig (SEB), ein Strandbad sowie ein Wassersportzentrum der Universität Leipzig.
UferLeben fordert seit Jahren, naturschutzfachliche Belange und kritische Szenarien stärker zu berücksichtigen und Alternativstandorte zu prüfen. Für den Verein ist es das Wichtigste, dass hier eine umweltverträgliche Entwicklung stattfindet.
Durch die Prüfung könnten auch Optionen zur Optimierung der Erschließungskosten und zur Sicherung von Finanzierungswegen im Kontext des sächsischen Haushalts geprüft werden. Denn nach den letzten öffentlichen Berichten ist die Umsetzung der Vorhaben „Östlich Grunaer Bucht“ durch ein Finanzierungsdefizit aufgrund der sächsischen Haushaltlage aktuell gefährdet.
Es würde also Sinn ergeben, den Inklusiven Campingplatz z. B. auf der Magdeborner Halbinsel anzusiedeln, die schon mit Infrastrukturen erschlossen ist.
Die Entscheidung liegt in Großpösna und beim SEB
Schon im Mai warb der UferLeben e.V. mit einem Offenen Brief an die Sächsischen Staatsministerien für den Vorschlag einer kostenreduzierenden und umweltfreundlicheren Alternative auf der Magdeborner Halbinsel. Doch insbesondere das Sächsische Infrastrukturministerium teilte daraufhin mit, dass die Entscheidungszuständigkeit für die Standortwahl bei der Kommune liegt, also in Großpösna.
„Wir wurden ermutigt, erneut auf diese zuzugehen und den Dialog fortzuführen“, sagt Frank Beutner, Vorsitzender des UferLeben e.V. Der Verein werde daher die maßgeblichen Akteure, die Gemeinde Großpösna und den SEB, auffordern, die bereits seit 2021 aufgezeigten kritischen Szenarien ernst zu nehmen und zeitnah Alternativen zu prüfen. „Ziel ist, politische und finanzielle Risiken abzuwenden und eine dauerhaft umweltverträgliche Lösung für den Störmthaler See sicherzustellen.“
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