Am Verkehr merkt man, wenn ein so einschneidendes Ereignis wie die Corona-Pandemie so langsam abflacht und die Menschen wieder in ihre gewohnten Tagesabläufe zurückkehren. Zwei Zahlen im aktuellen Quartalsbericht der Stadt erzählen davon. Die eine zeigt, dass die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) so langsam wieder auf ihre alten Auslastungen kommen.

Im ersten Corona-Jahr waren die Fahrgastzahlen der LVB von 152,5 Millionen auf 104,2 Millionen abgestürzt. Viele Leipziger mieden den ÖPNV ab April, blieben auch lieber im Homeoffice. Schule und Kitas waren oft monatelang dicht, Messen, Kongresse und große Sport- und Kulturveranstaltungen fielen aus.

Und das setzte sich im zweiten Corona-Jahr mit seiner besonders starken Erkrankungswelle zum Jahresende hin fort. Die Fahrgastzahlen blieben bei 102,8 Millionen hängen – Richtung 130 Millionen.

Doch schon zum Jahresbeginn 2022 zeichnete sich ab, dass sich das Leben in Leipzig so langsam wieder normalisiert. Schon im Juni wurden 62 Millionen Passagiere gezählt, sodass klar war: Wenn es nicht noch einmal zu drastischen Einschränkungen kommt, werden die LVB das niedrige Pandemieniveau wieder verlassen können.

Möglich ist auch, dass auch hier schon das 9-Euro-Ticket Wirkung zeigte, das in den Monaten Juni, Juli und August die Nutzung des ÖPNV in ganz Deutschland deutlich verbilligte. Und das steckt möglicherweise auch in den Zahlen für das dritte Quartal, wo auch wieder 36 Millionen Fahrgäste in den Bussen und Bahnen der LVB gezählt wurden, sodass schon im September 99 Millionen Fahrgäste erreicht wurden.

Da die Bahnen im letzten Quartal auch nicht wirklich leerer wurden und auch der Weihnachtsmarkt als großer Publikumsmagnet wieder stattfand, dürfte das Endergebnis für die LVB deutlich erfreulicher aussehen als in den beiden Vorjahren.

Und diesmal steht nicht die Frage, ob noch knapp die 100 Millionen geschafft werden, sondern jetzt sind die 130 Millionen wieder erreichbar.

Und ab April 2023 könnte ja das neue Deutschlandticket für 49 Euro dabei helfen, den Zuwachs bei den Fahrgästen wieder zu stabilisieren.

Es scheppert wie früher

Aber nicht nur die ÖPNV-Nutzer kehren so langsam wieder zu ihrem vertrauten Verkehrsmittel zurück. Auch die Autofahrer setzen sich wieder wie vor Corona ans Steuer und wundern sich dann, dass sie wieder auf bewährte Weise im Stau stehen. Und in der Hektik wieder Unfälle verursachen, wie vor Corona. Auch das steht im Quartalsbericht.

Gab es 2019 – dem Jahr vor Corona – in Leipzig 13.201 Verkehrsunfälle, so sank diese Zahl 2020 auf 11.925 ab, stieg 2021 dann leicht auf 12.148. Aber wenn Menschen sich wieder für jede Fahrt in ihr Auto zwängen und die Lage im dichten Stadtverkehr wieder unübersichtlicher wird, kracht es natürlich wieder öfter.

Bis September verzeichnete die Leipziger Polizei schon 9.359 Verkehrsunfälle, fast 600 mehr als im Vorjahr. Zum Jahresende könnte hier also wieder eine Zahl von 13.000 Verkehrsunfällen stehen.

Und wenn jetzt wieder jemand versucht, das Ganze aufs Wetter zu schieben, dann liegt er falsch. Das zeigen nämlich einige Fallklassen, in denen die Zahlen ebenfalls wieder angestiegen sind. Zum Beispiel die Unfälle mit Fahrerflucht – 3.097 allein bis September.

Oder die Unfälle unter Alkohol- bzw. Drogeneinfluss. Davon gab es 2021 noch 212. 2022 gab es allein bis September schon 225 Unfälle, bei denen die Fahrer unter Alkohol- oder Drogeneinfluss standen.

Da kehren viele Fahrer eben sichtlich auch wieder zum selben fahrlässigen Verhalten wie vor der Corona-Pandemie zurück. Es wird wieder gerast und gedrängelt. Und sichtlich kaum Einfluss auf das Fahrverhalten hatten die gestiegenen Spritpreise in diesem Jahr, über die es wochenlang Lamento und Gestöhne gab.

Aber sie haben eben nicht bewirkt, dass Autobesitzer/-innen auf ihr gewohntes Gefährt verzichtet und ihre Mobilitätsart geändert hätten.

Auch das kann man als Fazit für ein durchwachsenes Jahr nehmen, in dem die Mobilitätswende eben doch noch einmal verhindert wurde.

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