Am Montag, dem 23. Juni, tagte die Verbandsversammlung des Zweckverbands für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL). Da ging es auch um zwei Petitionen, die sich mit den öffentlich schon viel diskutierten Einschnitten im S-Bahn-Netz im Bereich Markkleeberg und im Bereich Oschatz/Belgern beschäftigten. Beide Petitionen von mehreren tausend Menschen unterzeichnet. Dabei ging es vor allem um das Interimsjahr, das es eigentlich nicht geben sollte.

Denn eigentlich sollte im Dezember 2025 das neue Liniennetz MDSB2025plus in Kraft treten. Alles schon ausgeknobelt. Zwei Betreiber – DB Regio und Die Länderbahn. Auch die neuen Fahrzeuge waren schon bestellt. Aber dann funkte der russische Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 dazwischen und brachte die wichtigsten Lieferketten durcheinander.

Die neuen Fahrzeuge von Siemens, die die neuen Betreiber nutzen wollten – Mireo 200 und Mireo 150 – waren nicht rechtzeitig lieferbar. Der Start des neuen S-Bahn-Netzes verschob sich auf den Dezember 2026.

Das neue S-Bahn-Netz MDSB2025plus ab dem Dezember 2026. Karte: ZVNL
Das neue S-Bahn-Netz MDSB2025plus ab Dezember 2026. Karte: ZVNL

Aber was nun? Die alten Verträge mit DB Regio, die seit Eröffnung des S-Bahn-Netzes im Dezember 2013 galten, liefen aus. Für die Übergangszeit mussten also auch Übergangsverträge geschlossen werden und ein Interims-Netz aufgelegt werden, das möglichst den Standard des alten Liniennetzes erhält. Ganz ist das nicht gelungen. Entsprechend laut meldete sich zum Beispiel aus Markkleeberg der Protest.

Aber in der Verbandsversammlung am Montag wurden dann doch noch einige Veränderungen beschlossen, die einige der entstandenen Lücken ausgleichen. Das wird – bei einem ohnehin schon engen Budget – zwar teurer, bestätigt ZVNL-Geschäftsführer Bernd Irrgang. Aber man werde die beschlossenen Veränderungen trotzdem leisten können, betont der Verbandsvorsitzende und Landrat von Nordsachsen, Kai Emanuel.

Entstanden sind die Diskussionen um einige der Einschnitte vor allem, weil bislang nur wenige Informationen zum Interims-Netz vorlagen.

Das Interim-Netz

Gegenüber dem jetzt erst ab Dezember 2026 geltenden MDSB2025plus werden im Jahr 2026 im Verbandsgebiet zwei Maßnahmen noch nicht umgesetzt, betont der ZVNL. Die S1 fährt weiterhin auf ihrem heutigen Linienweg und noch nicht – wie eigentlich sehnlichst erwartet – über Leipzig-Stötteritz hinaus nach Grimma und Döbeln, da die dafür notwendigen Fahrzeuge mit Batterieantrieb planmäßig erst 2026 geliefert werden.

Die RB 110 verkehrt deshalb wie 2025 weiter von Leipzig Hbf oben nach Grimma/Döbeln im Dieselbetrieb. Dieseltriebwagen dürfen aus brandschutztechnischen Gründen nicht durch den City-Tunnel fahren. Das ist erst mit den ab 2026 verfügbaren batteriebetriebenen Fahrzeugen möglich, die sowohl mit Strom aus den Fahrleitungen als auch – auf dem östlichen Ast nach Grimma und Döbeln, wo die Strecke noch (immer) nicht elektrifiziert ist – mit Batterie fahren können.

Das Interims-Netz, welches von Dezember 2025 bis Dezember 2026 gilt. Karte: ZVNL
Das Interims-Netz, das von Dezember 2025 bis Dezember 2026 gilt. Karte: ZVNL

Und auch an anderer Stelle wurde das S-Bahn-Netz von den Entwicklungen eingeholt: Die S6 verkehrt im Jahr 2026 als Ersatz der RB 20 (Betreiber war Abellio) und auf dem gleichen Linienweg von Naumburg kommend bis Leipzig Hbf (oben) und ab 2027 durch den Citytunnel weiter nach Leipzig Stötteritz. Abellio fährt derzeit noch die komplette Strecke von Leipzig nach Erfurt.

Aber auf Wunsch der NASA, so Bernd Irrgang, sollte die nun eingerichtete S-Bahn unbedingt in Sachsen-Anhalt enden. Heißt: Zielbahnhof Naumburg. Offiziell bekommt damit aber auch Markranstädt endlich einen S-Bahn-Halt. Und die S6 hält dann auch am Coppiplatz.

Dieser Wechsel war schon lange geplant, führt aber dazu, dass die S6 noch nicht durch den City-Tunnel fahren kann, sondern im Interimsjahr im Hauptbahnhof endet. Erst mit der Umsetzung von MDSB2025plus ab Dezember 2026 fährt die S6 dann durch den Tunnel weiter bis Stötteritz. Nach Oschatz rollt fährt stattdessen die S4.

Die von der Verbandsversammlung des ZVNL am 23. Juni festgelegten Änderungen. Grafik: ZVNL
Die von der Verbandsversammlung des ZVNL am 23. Juni beschlossenen Änderungen. Grafik: ZVNL

Für die S3, die heute von Halle-Nietleben über den City-Tunnel weiter nach Oschatz fährt, gibt es auch schon im Dezember 2025 eine Änderung, die auf das neue S-Bahn-Netz verweist. Statt nach Oschatz fährt sie dann nämlich Richtung Süden weiter nach Geithain und Borna, deckt also dort das bisherige Angebot der S6 ab. Um hier vor allem in den Nachtstunden wichtige Lücken zu schließen, beschloss die Verbandsversammlung hier am Montag zusätzliche Fahrplanhalte.

Dasselbe beschloss sie auch für die S1 von Miltitzer Allee bis Stötteritz, denn gerade im Berufsverkehr sind die S-Bahnen auf beiden Linien stark beansprucht. Dafür entfällt die kurzzeitig eingeführte S10. Hier gab es zu viele Probleme mit fehlendem Personal und dem eingesetzten Zugmaterial, die die Aufrechterhaltung dieser Linie auch viel zu teuer machten, so Irrgang.

Zusätzliche Fahrten wurden auch auf der S4 und der S5 beschlossen, vor allem in den späten Abendstunden, wenn der Schichtwechsel in den Unternehmen im Leipziger Norden und im Leipziger Süden abzusichern ist.

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Es gibt 4 Kommentare

Hier ist also der Grund Lieferschwierigkeiten, das wäre damit Grund 3 der genannt wird. Grund 1 Geldmangel und Grund 2 Trassenkonflikte wurden ja schon offiziell genannt. Quelle Markkleeberger Amtsblatt 07/2025 “Während in der Beschlussvorlage der Verbandsversammlung als Grund für die Kürzung Geldmangel aufgeführt wurde, war im mündlichen Vortrag von sogenannten Trassenkonflikten die Rede.” Ob wir jemals den wahren Grund dafür erfahren, man Munkelt das ein paar vorgesehene Fahrzeuge auf anderen Strecken gebraucht werden (Kassel). In wie weit das stimmig ist, wer weis.

Sie haben von durcheinandergebrachten wichtigsten Lieferketten behauptet, folglich dürfen sie auch belegen. Seit Jahren lässt Siemens z.B. durchgehend in Lwiw (die Stadt in der die Faschisten Schuchewytsch oder Bandera öffentlich mit Denkmälern geehrt werden) für einen Stundenlohn von unter 2 EUR brutto produzieren. Also, bitte Belege für den Lieferverzug wegen angeblicher Lieferkettenprobleme aufgrund des Krieges. Sonst klingt das nur wie antirussische Propaganda, die gleichzeitig die vermeintliche Unfähigkeit des Produzenten verdeckt.

Was ist so schwer an durcheinandergeratenen Lieferketten angesichts eines Krieges in Europa „Propaganda“?

Wie ist denn Ihre „Erklärung“? (Bitte konkret, nicht rummunkeln)

Potzblitz – da ist also lt. LZ der Kreml verantwortlich für die Verzögerung im Liniennetz. Da ist dem Autor wohl wieder der Russenhass durchgeschlagen, oder ist man doch der Konzern PR erlegen?

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