Es wird ja viel über den Leipziger ÖPNV diskutiert. Aber die Zahlen sprechen für sich. Von 153 Millionen im Jahr 2023 stiegen die Fahrgastzahlen der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) 2024 auch für das Unternehmen überraschend auf 166 Millionen. Immer mehr Leipziger sind also mit Bus und Bahn in der Stadt unterwegs. Und dazu kommt seit einigen Jahren auch das wachsende Flexa-Angebot in eher randlagigen Ortschaften, das ebenfalls wachsenden Zuspruch erfährt, wie das Mobilitäts- und Tiefbauamt mitteilen kann.
Danach hatte die SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat gefragt. Ein wenig skeptisch. „2019 startete Flexa als Pilotprojekt im Leipziger Norden. Seitdem sind viele Stadtteile dazugekommen. Aktuell wird das Angebot neben dem Nordbereich auch in Südwest, Südost und im Leipziger Westen angeboten“, stellte die Fraktion in ihrer Anfrage fest. „In den letzten Wochen und Monaten haben uns einige Beschwerden von Fahrgästen zum Flexa-Angebot erreicht, insbesondere zu Buchungsproblemen. Weil nichts von Anfang an perfekt ist, arbeiten die LVB nach eigenem Bekunden fleißig an weiteren Verbesserungen.“
Da war dann die Kritik gleich noch mit einem Bonbon für die LVB versehen. Die hatten ja gerade den einmilionsten Fahrgast bei Flexa begrüßt. Beißt sich das also?
Flexa-Zuspruch wächst
Aber die Nutzerzahlen steigen tatsächlich, teilt nun das Mobilitäts- und Tiefbauamt (MTA) mit. „2024 wurden 338.324 Fahrgäste mit dem On-Demand-Angebot befördert“, so das MTA. Davon allein im Südosten (rund ums Herzklinikum) 119.655, im Norden (rund um Lindenthal) 112.850, im Südwesten 85.692 und im Westen (Leutzsch und Umgebung) 22.306.
Das war eine deutliche Steigerung, betont das MTA: „Ja, im Vergleich zu 2023, mit 254.213 Fahrgästen, wurde eine Steigerung um 33 % verzeichnet. Dies zeigt, dass das On-Demand-Angebot zunehmend nachgefragt wird. Die Baumaßnahmen in den Gebieten Südost und Südwest wirken sich in 2025 jedoch deutlich auf die Entwicklung der Fahrgastzahlen aus, sodass für dieses Jahr dort keine starken Zuwächse erwartet werden.“
Aber rechnet sich das auch? Ist das wirtschaftlich, wollte die SPD-Fraktion wissen.
„In den Randgebieten ist der öffentliche Personennahverkehr grundsätzlich nicht kostendeckend zu betreiben“, erläutert daMTA noch einmal den Sinn des Flexa-Angebits. „Der On-Demand-Verkehr mit dem Produkt Flexa eröffnet hier die Möglichkeit, eine angemessene Angebotsqualität sicherzustellen, wie sie u. a. im Nahverkehrsplan vorgesehen ist.
Diese Qualität wäre mit den klassischen Angebotsformen Bus oder Straßenbahn nur mit deutlich höheren Kosten zu erreichen. Deshalb ergibt sich die Wirtschaftlichkeit des On-Demand-Verkehrs aus einer Kostenvergleichsrechnung zu alternativen Verkehrsträgern.
Gleichzeitig werden Bestandsangebote Bus kritisch hinterfragt und bei überdurchschnittlich schlechter Kostendeckung, wo es sinnvoll ist, durch Flexa ersetzt. Besonders gut angenommen wird das Angebot in den Gebieten Norden, Südosten und vor allem Südwest.“
Und wenn es mal nicht funktioniert?
Es ist letztlich wirtschaftlicher, einen kleinen Rufbus zu unterhalten, der vorfährt, wenn er gebraucht wird, als einen großen Bus auf regelmäßigen Touren durch diese Ortslagen am Stadtrand zu schicken, der im Betrieb dann deutlich teurer ist. Also verlassen sich die dort Wohnenden natürlich auf Flexa und ärgern sich, wenn sie das Fahrzeug nicht buchen können.
Aber wie groß ist denn dann die Zahl der Beschwerden? „2024 gingen 198 Anfragen beim LVB-Kundendienst ein, die sich auf das Flexa-Angebot bezogen. Hierbei handelt es sich um Beschwerden, Mehrfachbeschwerden derselben Personen sowie um Auskünfte und allgemeine Fragen zum Produkt. Der Anteil von Flexa am gesamten Aufkommen der Anfragen beim Kundendienst beträgt damit etwa 0,5 %“, so das MTA.
Wobei es tatsächlich passieren kann, dass Flexa nicht zur Verfügung steht. Dafür gibt es ganz unterschiedliche Gründe, so das MTA: „Bei etwa 5 % der Buchungsvorgänge wurde kein Flexa angeboten, da bewusst auf den parallelen Linienverkehr verwiesen werden konnte. Etwa 1,7 % der Buchungsvorgänge lagen jenseits der Bedienzeiten oder des Bediengebiets. Der verbliebene Teil der Buchungsvorgänge konnte nicht bedient werden, vor allem während der Hauptverkehrszeiten. Flexa muss wirtschaftlich betrieben werden. Daher ist die Fahrzeuganzahl begrenzt.“
Und so bilanziert das MTA: „Neben den erfolgreich durchgeführten Fahrten gab es knapp 7.000 Fahrten, die aus betrieblichen Gründen storniert werden mussten. In Relation zu den durchgeführten Fahrten sind das 2,5 % und liegt damit aus Sicht der LVB in einem vertretbaren Maß.“
Was wohl auch heißt, dass man in den Ortsteilen, wo Flexa fährt, ein bisschen lernen muss, wann das Flexa-System am besten zu nutzen ist, und die Möglichkeit, dass eine Fahrt nicht abgedeckt werden kann, am geringsten ist.
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