Die Würfel sind heute gefallen: Die Lokführergewerkschaft GDL tritt in einen vorerst zweitägigen Streik – mit massiven Auswirkungen für Bahnreisende in Deutschland und Sachsen ist bereits ab morgen zu rechnen. Außerdem: Bundeskanzlerin Angela Merkel berät sich mit den Ländern angesichts steigender COVID-19-Infektionszahlen über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Einige Entscheidungen scheinen nun schon festzustehen. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, den 10. August 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Chaos droht: Ausstand bei der Bahn am Mittwochfrüh

Chaos an den Bahnsteigen, wütende Fahrgäste und DB-Bedienstete, die nicht viel ausrichten können und den geballten Ärger abbekommen – droht dieses Szenario wieder einmal wahr zu werden?

Bei einer Urabstimmung der Lokführergewerkschaft GDL haben nach deren Angaben vom Dienstag 95 % für einen Arbeitskampf votiert, der bereits am heutigen Abend (19 Uhr) im Güterverkehr beginnt und ab dem frühen Morgen (2 Uhr) auch auf die Infrastruktur und Personenbeförderung ausgeweitet werden soll. Der Ausstand ist auf 48 Stunden befristet und endet daher am Freitagmorgen um 2 Uhr.

Zahlreiche Züge auch ab Leipzig gestrichen

Die Deutsche Bahn hat inzwischen reagiert und ruft ihre Fahrgäste zur Verschiebung nicht zwingend notwendiger Fernreisen in den nächsten zwei Tagen auf. Schon jetzt ergibt eine stichprobenartige Abfrage des Online-Buchungssystems für morgen zahlreiche Zugausfälle ab Leipzig.

Wer per Zug von der Messestadt aus etwa nach Berlin, München oder Köln reisen will, hat denkbar schlechte Karten. Zwar will der DB-Konzern im Fernverkehr ein Viertel der Verbindungen per Ersatzfahrplan bereitstellen, kann jedoch keine Garantie abgeben, dass alle Reisenden ihr Ziel erreichen.

Immerhin: Eine erweiterte Kulanz-Regelung zu bereits bezahlten Tickets soll den Fahrgästen während des Streiks entgegenkommen. Genauere Informationen sind hier zu finden.

GDL: Werden Ungerechtigkeit nicht zulassen

Im Konflikt zwischen der GDL und der Bahn geht es vor allem um den Zeitpunkt einer geforderten Lohnerhöhung und deren Laufzeit. Während der Konzern der Gewerkschaft 3,2% mehr Bezüge und weitere Leistungen zugesagt hat, die aber erst ab Januar 2022 mit 1,5% mehr Geld starten sollen (eine weiteres Plus von 1,7% käme demnach im März 2023), möchte GDL-Chef Claus Weselsky (62) keine Nullrunde in diesem Jahr hinnehmen.

Claus Weselsky (62) ist seit 2008 Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL. Er wirft der Bahn Provokation und fehlendes Interesse an einer Einigung vor. Foto: GDL
Claus Weselsky (62) ist seit 2008 Vorsitzender der Lokführergewerkschaft GDL. Er wirft der Bahn Provokation und fehlendes Interesse an einer Einigung vor. Foto: GDL

Er fordert unter anderem schon für 2021 1,4% Lohnerhöhung und eine Corona-Prämie von 600 Euro, ein weiteres Plus beim Entgelt solle im April 2022 erfolgen.

Die Fronten scheinen derzeit verhärtet. Während die Bahn den Ausstand als überzogen kritisiert, wirft die GDL ihrem Arbeitgeber vor, sich ungeniert die Taschen mit Boni zu füllen.

Dabei hätten doch die Eisenbahner auch in der schwierigen Zeit der Pandemie ihren Dienst geleistet und daher keine Angriffe verdient, so GDL-Chef Weselsky mit Seitenhieb auf den DB-Personalvorstand Martin Seiler. Bereits beim letzten wirklich großen Streik der GDL im Jahr 2015 war es neben Tarifforderungen auch um einen Kampf um die Gewerkschaften bei der Bahn im Hintergrund gegangen.

Bund-Länder-Gipfel: Lasst euch impfen, die Pandemie ist nicht vorbei!

Ob Bundeskanzlerin Angela Merkel (67, CDU) sich die letzten Wochen ihrer fast 16-jährigen Amtszeit so ausgemalt hatte? Die Corona-Pandemie jedenfalls verhindert nun fast anderthalb Jahre nach ihrem Ausbruch einen entspannten Ausklang der Ära Merkel – und die Kanzlerin muss sich einmal mehr als Krisenmanagerin beweisen.

Seit Mittag tagte Merkel mit den Ministerpräsidentinnen und -präsidenten der Länder. Neben dem weiteren Kurs zur Pandemie-Bekämpfung ging es dabei auch um das verheerende Hochwasser im Westen Deutschlands mit fast 200 Todesopfern.

Die wesentlichen Eckpunkte: Neben dem Aufbau eines „Sondervermögens“ zur Beseitigung der Flutschäden von 30 Milliarden Euro will der Bund auch die pandemische Lage verlängern. Trotz Impfkampagne befände man sich in Deutschland noch immer nicht dort, wo man hinwolle, sagte Merkel.

Eine Impfquote Richtung 80% sei wünschenswert – derzeit sind bundesweit erst knapp 55% der Menschen durch eine Zweitimpfung geschützt.

Daher gelte auch weiterhin, sich und andere durch die altbekannten AHA-Regeln plus Maske vor einer Ansteckung zu schützen. Auch Corona-Wirtschaftshilfen sollen bis Ende des Jahres verlängert werden, zugleich gibt es ab Oktober keine kostenfreien Corona-Tests mehr.

Dadurch soll ein neuer Anreiz entstehen, sich gegen Sars-CoV-2 immunisieren zu lassen. Die seit 27. Dezember 2020 laufende Impfkampagne war in den letzten Wochen zunehmend ins Stottern geraten. Die klare Botschaft des Bund-Länder-Gipfels: Wir haben genug Impfstoff!

Worüber die LZ heute berichtet hat: Am 15. August kann die jüdische Erinnerungskultur in Leipzig erfahren werden – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Gohliser Budde-Haus lädt zum Sommertheater ein. Ein Meteorologe zerlegt im Interview die gängigen Mythen der Klimawandel-Leugner.

Ralf Julke befasst sich mit dem Ende der Kohlemeiler in Sachsen und stellt ein Buch vor, das den Treibhauseffekt anschaulich macht. Zudem blicken wir auf den Besuch des Bundesarbeitsministers Hubertus Heil (48, SPD) in Leipzig zurück.

Folgen des Klimawandels, Warnung vor den Grünen, Sommer-Comeback

Was heute sonst noch wichtig war: Nach der aufrüttelnden Prognose des Weltklimarats vom Montag sind auch im Bezug auf Mitteldeutschland detailliertere Vorhersagen möglich, welche Folgen die Erwärmung der Erdatmosphäre haben könnte.

Wenige Wochen vor der Bundestagswahl am 26. September sind in dutzenden Großstädten Plakate aufgetaucht, die offenbar aus ominösen AfD-Unterstützerkreisen stammen und Anti-Werbung für die Grünen machen.

Auch in Leipzig wird davor gewarnt, der Partei und ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock die Stimme zu geben.

Grüner Stil, doch nicht von den Grünen: Eines der Plakate an der Georg-Schumann-Straße in Leipzig. Foto: Sebastian Beyer
Grüner Stil, doch nicht von den Grünen: Eines der Plakate an der Georg-Schumann-Straße in Leipzig. Foto: Sebastian Beyer

Was morgen wichtig wird: Der Sommer scheint es nach reichlich Gewittern, Regen und Sturm nun doch nochmal wissen zu wollen – ab Mittwoch ist trockenes und warmes Wetter für fast ganz Deutschland angesagt. Wer frei hat, darf sich ohnehin freuen – und alle anderen könnten nach Feierabend in den Park oder an den See.

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