Zeitreise

Heinrich Mann "Der Untertan". Foto: Ralf Julke
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Das Untertan-Projekt: Das zähe Leben eines rücksichtslosen Karrieristen

Bevor wir das nun noch weiter zerlesene Reclam-Buch wieder ins Regal stellen – vielleicht noch ein paar Gedanken zum „Untertan“. Denn natürlich liest man das Buch nach Jahrzehnten anders. Aufmerksamer, weil man natürlich auch mehr Zeit hatte, diverse Spielarten des Diederich Heßling in der Wirklichkeit kennenzulernen. Und dabei eine recht beunruhigende Entdeckung zu machen: Die Diederiche sind keine Kleinbürger und keine armen Schweine. Also keine Untertanen im historischen Sinn.

Die Untertan-Ausgabe vom DTV. Foto: Marko Hofmann
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Das Untertan-Projekt: Das Jüngste Gericht, der Teufel und Diederichs Entweichen

Und wer es nicht glaubt, kann es hier einfach nachlesen. Wie oft muss Heinrich Mann eigentlich die Zeitung des Tages fluchend zusammengefaltet und in den Papierkorb geschmissen haben, wenn wieder neuer Kaiser-Schmarrn darin stand? Denn auch die Kriegsstimmung im Wilhelminischen Kaiserreich wurde mit Frames geschaffen. Und die Worte, die diese „Rahmen“ für das Denken der Leser bilden, kommen einem vertraut vor. Die heutigen rechtsradikalen Frames stammen genau aus diesem Vokabular.

Symbol der Macht, wie es Untertanen lieben. Foto: Ralf Julke
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Das Untertan-Projekt: Diederichs Lobeshymne auf die angebetete Macht

Nun ist es gekommen, das große Ereignis, auf das Diederich nun seit vier Jahren hingearbeitet hat. Die Stadt Netzig hatte es zwar ein stolze Million gekostet, aber das Kaiser-Wilhelm-Denkmal ist fertig und wird natürlich so zünftig eingeweiht, wie es sich das für diese biedere Kaiserzeit gehört – mit Militärkapelle, Bühne für die Honoratioren und einigem Ärger für Diederich und seine Guste.

Wer die Macht hat, hat das Recht ... Foto: Marko Hofmann
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Das Untertan-Projekt: Diederich wagt die Machtprobe mit der Macht

Du sollst was lernen, sprach der Autor, und ließ einen Künstler auftreten. Längst ist Heinrich Mann über jeglichen Pardon für diesen schauspielernden Kaiserdarsteller Wilhelm Nr. Zwo hinweg. „Der Untertan“ ist längst zu einer Abrechnung mit einer peinlichen Zeit geworden und auch deshalb ein zutiefst deutscher Roman. Denn mit der Theatralik deutschen Heldenschwulstes trifft er ins Mark des heiligen Patriotismus.

Frauen in der Waffenfertigung während des I. Weltkrieges, hier in England. Foto: "The Girl behind the gun" 30. Dezember 1915. Foto: The War Budget Magazin, gemeinfrei
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Zeitreise 1918: Abwehrschlacht an allen Fronten (2)

Für FreikäuferLZ/Auszug aus Ausgabe 5721. Juli 1918: Es werden die kleinen Erfolge in der Presse gefeiert. Die Worte „Offensive“ oder „Sieg“, sind schon lange nicht mehr aufgetaucht. Nun erfreut man sich an einem eigenen „Abwehrerfolg“. Denn unter Feldmarschall Ferdinand Foch führt der „Erbfeind“ Frankreich eine Gegenoffensive. Unterdessen vollzieht sich an der "Heimatfront" ein langsamer Wechsel in der Sicht auf Frauenarbeit und Rechte von Kindern, schuld daran auch der Krieg.

Oh finster sieht sie aus,oh finster ... Foto: Ralf Julke
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Das Untertan-Projekt: Warum Politik ohne Geist und Güte so eine Angst vor der Zukunft hat

Alles wird immer schlimmer? Es braucht Große Männer, um „die Sache“ zu retten? Ein wenig melancholisch mutet schon an, wie Heinrich Mann nun das Ende seines Romans vorbereitet. Er hat einfach mal die Tonart gewechselt. „Der Untertan“ ist eigentlich eine Symphonie. Oder so etwas Ähnliches wie später Brechts „Dreigroschenoper“. Mit Huren, Helden, Lügnern, Patrioten und einem Helden, der auch zum Dreigroschen-Johnny taugt. Aber wie passen die beiden Bucks da rein?

Der Blick über Leipzig zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Historische Postkarte von Fischer & Wittig Verlag Leipzig. Foto: Marko Hofmann
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Zeitreise 1918: Abwehrschlacht an allen Fronten (1)

Für FreikäuferLZ/Auszug aus Ausgabe 57Es ist der 20. Juli vor 100 Jahren. Das Kriegsgeschehen an der Westfront spielt sich dort ab, wo schon 1914 Geschichte geschrieben wurde. „Das Wunder von der Marne“, wie es die Franzosen nannten, verhinderte das Gelingen des deutschen Schlieffen-Plans. Die erste deutsche Großoffensive war gescheitert. Fast vier Jahre später kämpfen die Kriegsparteien im Westen immer noch. Zu Hause, in Leipzig, schreiben die Zeitungen nun von einer "Sommerdefensive".

Emotionale Kontoführung ... Foto: Ralf Julke
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Das Untertan-Projekt: Ein Blick in Diederichs sexuelle Konto-Führung

Da haben wir nun gerade erlebt, wie Guste ihren redenschwingenden Diederich mit einem herrischen Fingerzeig zur Raison gebracht hat – da entfleucht er. Und er entpuppt sich als das, was die meisten ehrbaren Herren Bürger seines Standes sind: als ein Heuchler, ein verlogener Moralapostel. Immer deutlicher wird, dass dieses Nest Netzig im Grunde für ganz Deutschland steht, das ganze Wilhelminische Reich. Hinter den geforderten „Werten“ steckt nichts als Heuchelei.

Das Projekt „LZ TV“ (LZ Television) der LZ Medien GmbH wird gefördert durch die Sächsische Landesanstalt für privaten Rundfunk und neue Medien. Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

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