Am Dienstag, dem 28. Februar, um 18 Uhr hat im Ratsplenarsaal im Neuen Rathaus ein ganz besonderes Buch Premiere: „Clara Licht. Tagebücher 1882–1912“, herausgegeben und kommentiert von Mark Lehmstedt. Und der Ort ist kein zufälliger. Denn Claras Ehemann Hugo Licht war ja der Architekt des Neuen Rathauses. Wie sich Leipzig aber „anfühlte“ zu dieser Zeit, das hat Clara Licht in ihren Tagebüchern festgehalten. Ein überraschender Blick in das Treiben einer Stadt, die sich gerade zur Großstadt mauserte.

Vom Alltag im Kaiserreich

In den Tagebüchern von Clara Licht (1848–1913) spiegelt sich das alltägliche Leben einer bürgerlichen Frau in der Zeit des Deutschen Kaiserreichs über einen Zeitraum von drei Jahrzehnten – einer Frau, die vier Kinder großzog und einen komplexen Haushalt bewirtschaftete, die aufmerksam alle neuen Entwicklungen in Politik, Kunst, Literatur und Musik reflektierte und die als Gattin des bedeutendsten Leipziger Architekten seiner Zeit, Hugo Licht (1841–1923), aus einer ganz besonderen Perspektive auf die städtebauliche Entwicklung ihrer Epoche blickte, fasst der Verlag die Besonderheit dieser Tagebücher zusammen.

„Clara Lichts Tagebücher, die hier erstmals im Druck erscheinen, sind eine exzeptionelle Quelle für Frauen- und Sozialgeschichte, Kunst- und Architekturgeschichte sowie für die Leipziger Stadtgeschichte – und sie sind ein großes Lesevergnügen.“

Die Tagebuchschreiberin

Clara Licht (1848–1913) stammte aus großbürgerlichen Verhältnissen. Ihr Großvater Carl Justus Heckmann hatte 1827 das Kupfer- und Messingwalzwerk C. Heckmann in Berlin gegründet, das ihr Vater Friedrich August Heckmann und ihre Brüder, erweitert um Filialen in Breslau und Duisburg, erfolgreich weiterbetrieben. Die Heckmann-Höfe in Berlin erinnern bis heute an eine der prägenden Industriellen-Familien Deutschlands im 19. Jahrhundert, die Maler wie Adolph Menzel und Schriftsteller wie Theodor Fontane inspiriert hat.

Am berühmtesten jedoch wurde der Architekt Hugo Licht (1841–1923), der Ehemann von Clara Licht, mit dem sie 1879 nach Leipzig übersiedelte. Bis heute prägen die von Hugo Licht errichteten Gebäude – darunter das Neue Rathaus, das alte Grassimuseum (heute Stadtbibliothek) und das Konservatorium (heute Hochschule) für Musik – das Antlitz der Stadt.

Programm für die Buchpremiere am Dienstag, dem 28. Februar, um 18 Uhr im Ratsplenarsaal Neues Rathaus:

Mark Lehmstedt: „Leipzig hat wirklich so viel Schönes … wenn man doch auch das Volk selbst etwas verschönern könnte“. Die Tagebücher von Clara Licht als Spiegel einer Epoche.

Steffi Böttger: „Wilhelm Backhaus spielte Beethovens Es-Dur Konzert recht gut, muss aber von Person ein gräulicher Bengel sein mit seiner nachlässigen Haltung und der Paderewski nachgeahmten Mähne“. Lesung aus den Tagebüchern von Clara Licht.

Prof. Dr. Christa Heilmann, Dr. Michael Ruprecht: Der Nachlass Clara und Hugo Licht im Stadtarchiv Leipzig. Schenkung der Tagebücher aus Familienbesitz an das Stadtarchiv.

Der Eintritt ist frei.

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