Die betroffenen Pizzaboten hatten Angst um Leib und Leben: Seit Dienstag wird einem 34-Jährigen vor dem Landgericht nach einer Serie an Raubdelikten der Prozess gemacht. Betroffen waren jeweils Auslieferer, denen der Angeklagte unter Waffenandrohung Bargeld abgenommen haben soll. Sasha M. legte vor der Strafkammer ein Teilgeständnis ab – einen anderen Vorwurf streitet er aber ab.

Nach einer Reihe von Raubdelikten im Herbst 2023 steht der mutmaßliche Täter jetzt vor Gericht. Die Anklagebehörde legte dem Verdächtigen Sasha M. in ihrer Anklageschrift am Dienstag drei einzelne Taten zur Last.

„Geld her oder ich erschieße dich!“

Die erste davon ereignete sich in der Heinrich-Schmidt-Straße: Hier soll der maskierte Angeklagte am 11. Oktober 2023 etwa 23:15 Uhr eine Auslieferungsfahrerin mit einer täuschend echt aussehenden Schreckschusswaffe bedroht haben, nachdem er selbst eine Pizza auf einen falschen Namen geordert hatte. Aus Angst händigte die Frau das mitgeführte Bargeld von etwa 200 Euro sowie ihr auf 600 Euro Wert geschätztes Mobiltelefon aus.

Weniger erfolgreich aus Sicht des Täters war ein weiterer Vorfall am zwei Tage darauf: Hier soll Sasha M. nach ähnlichem Schema eine Calzone mit falscher Namensangabe in die Elsa-Brändström-Straße bestellt haben. Als der Pizzabote gegen 21:47 Uhr eintraf und den Namen nicht am Klingelschild fand, sei Sasha M. zunächst auf ihn zugekommen, habe gefragt, ob alles okay sei.

Anschließend soll er dem Mann mit der sinngemäßen Drohung „Geld her oder ich erschieße dich!“ wiederum eine gezückte Schreckschusspistole vorgehalten haben. Das Opfer rief jedoch um Hilfe und der Räuber suchte das Weite.

Am selben Abend schließlich soll Sasha M., diesmal mit einer Perücke, einem Pizzafahrer in der Volksgartenstraße nach dessen Auslieferung gefolgt sein. Dann habe er sich dem Fahrrad des Boten in den Weg gestellt und das Portemonnaie des Geschädigten eingefordert. Unter dem Eindruck der Drohung mit Schreckschusswaffe, bis drei zu zählen und dann zu schießen, überreichte der Fahrer 78 Euro Bargeld.

Räuberische Erpressung eingeräumt

Verteidigerin Petra Costabel gab nach Verlesung der Anklage eine Erklärung für ihren Mandanten ab, in welcher dieser die Vorwürfe der zweifachen schweren räuberischen Erpressung sowie eines weiteren Versuchs vollumfänglich eingestand. Sasha M. sei selbst „erschüttert“ über die Taten, so seine Anwältin. Der gebürtige Berliner habe zum Tatzeitpunkt jeweils unter dem Einfluss von Crystal gestanden, habe seit seiner Jugend eine Drogenkarriere unter anderem mit Cannabis und weiteren Substanzen hinter sich.

Alle Versuche einer geordneten Lebensführung seien bislang gescheitert: So habe Sasha M. zwar in den zurückliegenden Jahren teilweise als Koch gearbeitet, aber immer wieder Depressionen und Entzugserscheinungen entwickelt, sei oft krankgeschrieben gewesen. „Er war nicht mehr in der Lage, einen normalen Lebensrhythmus einzuhalten.“ Jetzt strebe Sasha M. eine Therapie an.

Angeklagter weist Brandstiftungsvorwurf zurück

Laut einem weiteren Anklagevorwurf soll Sasha M. überdies schon vor mehr als drei Jahren ein Feuer in Anger-Crottendorf gelegt haben: Am Morgen des 26. November 2020 gegen 3:20 Uhr war ein schwarzer Mercedes-Benz in der Saarbrückenstraße komplett ausgebrannt.

Die Hitze zog damals auch einen benachbarten VW Passat in Mitleidenschaft, an dessen Seite es zu Verfärbungen und Blasen kam. Zudem wurde eine nahe Gebäudefassade beschädigt, die Wand verrußte stark und der Putz bröckelte bis auf das Mauerwerk ab. Der Sachschaden: fast 30.000 Euro.

Hier wies der Angeklagte seine Täterschaft jedoch zurück: „Die Brandstiftung wird bestritten“, so Verteidigerin Costabel. Ihr Mandant befindet sich seit seiner Festnahme in Untersuchungshaft. Für den Prozess hat die Strafkammer unter dem Vorsitzenden Dr. Andreas Stadler aktuell weitere Termine bis Anfang April angesetzt.

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