Es geht unter anderem um Brandstiftung, Sachbeschädigung und Körperverletzung: Nach einer Reihe an Straftaten in Leipzig zwischen Sommer 2020 und Anfang 2021 befasst sich das Leipziger Landgericht seit Freitag zum wiederholten Mal mit den Fällen. Angeklagt sind zwei Männer im Alter von 34 und 41 Jahren, der jüngere der beiden schilderte zum Prozessauftakt seine Sicht der Dinge.

Anklage umfasst vier Tatkomplexe

In ihrer umfassenden Anklageschrift trug Staatsanwältin Jenny Mosbacher am Freitag insgesamt vier Tatkomplexe vor, von denen zwei als besonders schwerwiegend gelten: Zum einen geht es um einen Molotowcocktail, der am 7. September 2020 in eine Wohnung in der Leipziger Schwantesstraße geschleudert worden war. Zum Zeitpunkt der nächtlichen Attacke schliefen mehrere Personen dort, darunter die Ex-Partnerin des jetzt angeklagten Yunus H. (34). Durch Glück wurde niemand verletzt, es mussten nach Behördenangaben jedoch 14 Menschen evakuiert werden.

Außerdem geht es um einen Überfall auf einen Wohnungsinhaber in der Bernhardstraße am 5. Januar 2021. Damals soll der Mieter mit einer nicht berechtigten Geldforderung über 1.250 Euro konfrontiert, bedroht und durch einen Baseballschläger erheblich verletzt worden sein. Ferner hätten Yunus H. und ein Komplize den Mann zu einer Selbstanzeige wegen eines Autobrandes genötigt.

Zwei weitere Komplexe drehen sich um einen Brandanschlag auf eine Sellerhäuser Gartenlaube am 24. Juli 2020 und eine Brandstiftung an einem Opel in der Emil-Schubert-Straße am 22. August 2020. Der zweite Angeklagte Houssam A. (41) soll laut Anklage teilweise an den Straftaten beteiligt gewesen sein.

Angeklagter spricht von Stimmen und Dämonen

Am Freitag nutzte zunächst der jüngere der beiden Angeklagten die Gelegenheit, sich ausführlich zum Anschlag auf die Wohnung in der Schwantesstraße zu erklären. Der 34-Jährige schilderte dem Gericht seinen jahrelangen Konsum von Marihuana, Crystal Meth und anderen Substanzen. Sein chronisches Drogenproblem habe in ihm Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen und heftige Psychosen ausgelöst, zugleich sei er bestrebt gewesen, sich mit seiner Partnerin und den Kindern ein normales Familienleben aufzubauen, dazu habe er auch eine Ausbildung absolviert.

Doch die Beziehung sei gescheitert und er nach Phasen der Abstinenz wieder in frühere Verhaltensraster zurückgefallen: „Ich konnte gar nicht so schnell gucken, wie ich mich in alten Suchtmustern wiederfand.“ In der Nacht zum 7. September 2020, als ein Brandsatz das Fenster einer Erdgeschosswohnung in der Schwantesstraße durchschlug, habe er unter starkem Einfluss unter anderem von Crystal und Alkohol gestanden, gab Yunus H. am Freitag zu Protokoll.

Er habe Stimmen gehört, die ihn mahnten, er müsse es entweder schaffen, die Dämonen auszuräuchern, oder mit dieser Schande zu leben. In diesem Zustand habe er eine mit Benzin gefüllte und in ein T-Shirt gewickelte Flasche durch das Fenster geworfen, dann einen Stein – in die Wohnung, wo seine Ex-Freundin lebte und aus der er Ende Juni 2020 ausgezogen war.

Prozess schon zweimal geplatzt

Zum Vorwurf des Überfalls auf den Mieter in der Bernhardstraße wollte sich Yunus H., der aktuell wegen eines Drogendelikts in Untersuchungshaft sitzt, am Freitag dagegen nicht äußern. Das Verfahren gegen die Angeklagten war krankheitsbedingt bereits zweimal geplatzt, zuletzt im April 2023, und wird nun erneut aufgerollt.

Die 8. Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Rüdiger Harr hat jetzt noch mehrere Verhandlungstage bis 12. Februar geplant, um den Prozess diesmal zu einem Abschluss zu bringen.

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