Weil es eine Kontaktperson zur Polizei gab und sie in einer Bar an verdeckte Ermittler gerieten, soll ihr Treiben letztlich ans Licht gekommen sein: Seit Freitag stehen vier Männer im Alter zwischen 23 und 38 Jahren vor Gericht, denen die Anklage gemeinschaftlichen Handel mit Betäubungsmitteln im Jahr 2023 vorwirft. Im Bereich der Eisenbahnstraße soll die Gruppe aktiv gewesen sein – bis sie auf die falschen Käufer traf.

Mit leichter Verspätung startete der Prozess am Freitagmorgen vor dem Landgericht Leipzig – der skurrile Grund war ein technisches Problem in der JVA, aufgrund dessen das Tor sich nicht öffnen ließ und der Gefangenentransport zunächst nicht losfahren konnte.

Ammar A. (23), Abdulhadi A. (27), Ali A. (30) und Eid H. (38) sitzen derzeit allesamt in Untersuchungshaft: Sie hätten sich zu einem unklaren Zeitpunkt, spätestens jedoch im September 2023 dazu entschlossen, durch den Handel mit Heroin und Metamphetamin im Bereich der Leipziger Eisenbahnstraße ihren Lebensunterhalt zumindest teilweise zu sichern, heißt es in der Anklageschrift.

Anklage geht von geplantem Drogenhandel aus

Staatsanwältin Carina Langnaese listete zwei Tathandlungen auf: Demnach sollen Eid H. und Abdulhadi A. am 22. September 2023 gemeinsam mit einem weiteren Verdächtigen ein Heroingemisch von 492,2 Gramm (Wirkstoffgehalt: 8,6 Prozent) plus 4,82 Gramm Metamphetamin (Wirkstoffgehalt: 80,1 Prozent) ausgehändigt und dafür 4.500 Euro Gewinn kassiert haben.

Was sie wohl nicht ahnten: Die Abnehmer der Drogen in einer Bar auf der Eisenbahnstraße waren ein verdeckter Ermittler sowie eine weitere Person, der durch die Leipziger Staatsanwaltschaft Vertraulichkeit zugesichert worden war. Entsprechend dürfte sie für die Strafverfolgungsbehörden eine entscheidende Informationsquelle gewesen sein.

Zugriff am 6. Oktober 2023

Zwei Wochen später sollen die Angeklagten zwischen 17:15 Uhr und 18:49 Uhr im gleichen Lokal in „bewusstem und gewolltem Zusammenwirken“ ein weiteres Heroingemisch von 3.738,6 Gramm netto mit mindestens 74 Gramm Heroin-Hydrochlorid dabeigehabt haben, außerdem 493,39 Gramm netto Metamphetamin. Hier soll der Mindestgehalt an Metamphetamin Base 356,13 Gramm betragen haben. 42.000 Euro sei der beachtliche Kaufpreis gewesen, zu dessen Auszahlung es jedoch nicht mehr gekommen sei.

Denn bei der vermeintlichen Kundschaft am 6. Oktober 2023 handelte es sich wiederum um zwei verdeckte Ermittler, welche die illegale Substanz konfiszierten, die Verdächtigen wurden festgenommen.

Rechtsgespräch könnte Klarheit bringen

Haben die vier Syrer tatsächlich so teilweise ihren Lebensunterhalt finanzieren wollen und sich eine nicht nur unerhebliche Einnahmequelle zu verschaffen versucht, wie die Staatsanwaltschaft annimmt? Zu den Vorwürfen des Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge wollte sich das Quartett am Freitag nach Angaben seiner Verteidiger erst einmal nicht äußern.

Dem Vernehmen nach ist zunächst ein nicht öffentliches Rechtsgespräch angesetzt, um Möglichkeiten auszuloten, ob für glaubhafte Geständnisse ein moderater Strafrahmen infrage kommt. „Deals“ dieser Art sind in Deutschland durchaus Gerichtsalltag und zulässig, da sie Angeklagten eine gewisse Sicherheit bei der zu erwartenden Strafe verschaffen. Zudem werden komplexe Verfahren mit schwieriger Beweisaufnahme so oft deutlich abgekürzt.

Die 6. Strafkammer unter dem Vorsitzenden Richter Dr. Andreas Stadler hat weitere Verhandlungstermine bis April angesetzt.

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