Elf Jahre Haft – so lautete vor knapp einer Woche das Urteil des Landgerichts Leipzig gegen Marcus L.: Der 34-jährige Familienvater wurde für eine Serie sexueller Übergriffe auf Frauen bestraft, von denen besonders die Vergewaltigung einer 69 Jahre alten Frau im Rosental vor über acht Jahren Erschütterung auslöste. Das Gros der Anklagevorwürfe hatte Marcus L. im Prozess gestanden. Gegen das Urteil hat er nun aber Revision eingelegt.

Zunächst hatte die Leipziger Volkszeitung darüber berichtet, dass Marcus L. das ihm zustehende Rechtsmittel gegen seine Verurteilung nutzt. Schuldig gesprochen worden war der Manager am vergangenen Mittwoch unter anderem der besonders schweren Vergewaltigung, besonders schweren sexuellen Nötigung und gefährlichen Körperverletzung.

Verurteilt für Reihe an Übergriffen

Für die 6. Strafkammer war erwiesen, dass der 34-Jährige zwischen April 2016 und August 2017 teils mit größerem, zeitlichen Abstand schwere Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit und sexuelle Selbstbestimmung verübte.

Darunter fielen Übergriffe auf eine badende Frau (37) am Cospudener See im April 2016, eine Passantin (59) auf ihrem Heimweg in der Bernburger Straße im März 2017 sowie eine Joggerin (43) und eine Spaziergängerin (82), die beide jeweils im Rosental am 14. August 2017 attackiert wurden.

Dort geschah auch jene Tat, die das Sicherheitsgefühl der Leipzigerinnen und Leipziger gehörig erschütterte: Am 31. August 2017 gegen 09:20 Uhr war eine damals 69 Jahre alte Läuferin auf ihrer morgendlichen Runde von hinten angegriffen, auf eine Wiese gezerrt, schwer misshandelt und vergewaltigt worden. Die Frau, die gerade eine schwere Krankheit hinter sich und den Sport entdeckt hatte, wurde lebensbedrohlich verletzt, musste notoperiert werden.

Angeklagter soll Vergewaltigung bestritten haben

Erst im Frühjahr 2025 war Marcus L. nach einem missglückten Einbruch in einen Baumarkt gefasst worden, seine DNA ergab eine Übereinstimmung mit einer Reihe ungeklärter Sexualdelikte. Im Prozess, der zu großen Teilen unter Ausschluss der Öffentlichkeit am Landgericht stattfand, gestand der Vater eines Kindes die Taten weitgehend, soll aber die Vergewaltigung im Rosental bestritten haben.

Auch in einem Entschuldigungsbrief an das bis heute leidende Opfer war davon keine Rede: Marcus L. räumte hier „nur“ einen körperlichen Übergriff ein, den er mit einer schweren Lebensphase und dem Konsum nicht näher benannter Pillen begründete.

Dies könne nichts entschuldigen, sondern nur erklären, er schäme sich für das, was er getan habe, ließ der 34-Jährige verlautbaren.

Auch Verteidigung sprach von fairem Prozess

Die Kammer unter Vorsitz von Richterin Katrin Seidel war mit elf Jahren Gesamtfreiheitsstrafe dem Antrag der Staatsanwaltschaft gefolgt. Verteidiger Martin Radowsky hatte ein geringeres Strafmaß von acht Jahren und neun Monaten gefordert. Auch der Rechtsanwalt erklärte am Ende aber, dass das Verfahren gegen seinen Mandanten aus seiner Sicht fair verlaufen sei.

Die eingelegte Revision bedeutet, dass der Bundesgerichtshof die Akten auf mögliche Rechtsfehler durchgeht. Sollten diese festgestellt werden, müsste eine andere Kammer am Landgericht Leipzig den Fall komplett neu aufrollen. Bis zu einer Entscheidung dürften mehrere Monate vergehen.

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