Wir (Christoph Wittwer, Einrichtungsleiter und Katharina Subat, Sprachfachkraft) sagen ja. Aber haben wir auch Traumverhältnisse im Kindergarten? Leider nein. In den letzten Jahrzehnten hat sich in Kindertagesstätten viel verändert und auch einiges zum Besseren.

Der Fokus von Evaluationen im Kinder- und Kleinkindbereich hat sich enorm erhöht und Kinder bekommen so immer mehr Zugang zu Lehr- und Lernstrategien, die auch wissenschaftlich erprobt und geprüft sind. Das hilft vielen Kindern im Wechsel vom Kindergarten zur Schule.

Ein großes Problem hat sich aber bedauerlicherweise auch in den letzten Jahrzehnten nicht verändert: die Tatsache, dass es immer noch ausschlaggebend ist, in welchem Viertel Kinder geboren werden und wie ihre Chancen in der Bildung sind. Kinder aus Grünau haben in Leipzig bisher schlechte Chancen, einen weiterführenden Schulabschluss zu erwerben (Quelle: https://www.leipzig.de/buergerservice-und-verwaltung/stadtverwaltung/publikationen-und-veroeffentlichungen/sozialreport/).

Bildung fängt schon im Kindergarten an. Denn allein schon eine gute Sprachbildung erleichtert den Schuleintritt und erweitert die Chancen auf einen guten Abschluss. Gerade Kinder mit einer anderen Muttersprache als Deutsch sind hier leider schon benachteiligt.

Aber wir versuchen, dies in unserem Kindergarten als Chance zu betrachten und die Vielfalt zu leben und sind offen für andere Kulturen und Lebensweisen. In Grünau ist Migration eine große Aufgabe, denn dort wo Grundsicherung/ALG 2, Armut und verschiedene Nationalitäten in großer Zahl aufeinandertreffen, ist eine gelingende Integration besonders herausfordernd.

Christoph Wittwer ist Kitaleiter der KiTa „Um die Welt“ Grünau des SEB Leipzig und Katharina Subat, die als Sprachfachkraft in dieser Einrichtung des Eigenbetriebs Behindertenhilfe tätig ist. Quelle: Privat
Christoph Wittwer ist Kitaleiter der KiTa „Um die Welt“ Grünau des SEB Leipzig und Katharina Subat, die als Sprachfachkraft in dieser Einrichtung des Eigenbetriebs Behindertenhilfe tätig ist. Quelle: Privat

Wir versuchen in der Kita „Um die Welt“ das Miteinander wieder in den Vordergrund zu rücken. Denn schon seit nicht wenigen Jahren gibt es Hoffnung zum Träumen. Nicht nur in der Kita „Um die Welt“ wurde viel getan, um einen Wandel hervorzurufen.

Die Kita bekommt inzwischen Unterstützung von vielen Akteuren und Wegbereitern, wie unseren Leipziger Sportlern Petra Rossner und Martin Schulz.

Mit vielen dieser Akteure haben wir Kooperationen gestartet, um Projekte in unserer Kita anzubieten und das Miteinander zu leben. Hierbei unterstützt uns seit Jahren zum Beispiel das Komm-Haus mit externen Projekten, die in der Kita für alle Kinder angeboten werden.

Das Wahrnehmen von Bezahlangeboten ist für die meisten Kinder in Grünau nicht möglich und somit sind wir sehr stark darauf angewiesen, diese Unterstützung zu erhalten. Für die älteren Kinder und Jugendlichen ist das Heizhaus mit einem großen Skatepark und Sozialarbeiter/-innen die neue Anlaufstelle im Viertel. Dort werden viele außerschulische Aktivitäten angeboten und es gibt Menschen, die Zeit haben, sich Probleme anzuhören und zu helfen.

Trotzdem geht es in diesem Artikel ja ums Träumen und das Luftschloss hält noch einige Wünsche bereit. Ein dringender Traum bzw. eine Forderung ist eindeutig mehr Personal und Geld für die Beschäftigten in der Bildung.

Denn nur mit einem höheren Betreuungsschlüssel sind die Anforderungen an das deutsche Bildungssystem auch für Kinder aus schwachen Sozialräumen möglich. Für den Fachkräftemangel stellen die Menschen mit Migrationshintergrund eine große Chance in vielerlei Hinsicht dar. Sprache, Kultur und gegenseitige Toleranz lassen sich in ihrer großen Vielfalt vermitteln.

Ein weiterer Traum sind mehr externe Projekte, die für die Kinder einen großen Mehrwert bieten und die Bereitstellung entsprechender Ressourcen. Wir haben zurzeit den Freundeskreis Buchkinder im Haus. Ziel ist, dass jedes Vorschulkind ein selbst gestaltetes Buch nach Abschluss des Projektes erhält.

Aber auch da hat sich bemerkbar gemacht, dass die Kinder bei uns länger brauchen, als Kinder aus anderen Teilen Leipzigs, um ihr Buch fertigzustellen. Diese Zeit stellen wir bzw. der Freundeskreis Buchkinder ihnen gern zur Verfügung – aber auch hier braucht es Ressourcen.

Wir fordern einen kleineren Betreuungsschlüssel, und zwar pro Erzieher maximal fünf Kinder und mehr Geld für externe Projekte. Hoffentlich hat der Weihnachtsmann zugehört und unser Traum geht in Erfüllung.

Mehr aktuelle Träume auf L-IZ.de, in der Coronakrise 2021 und aus den letzten Jahren

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