Die Stadt Leipzig will vom Bund ein etwa 2.500 Quadratmeter großes Grundstück in der Wolfgang-Heinze-Straße 29 in Connewitz erwerben – damit dort unter anderem Sozialwohnungen entstehen können. Dies hat Oberbürgermeister Burkhard Jung jetzt auf Vorschlag von Baubürgermeister Thomas Dienberg auf den Weg gebracht. Es wäre zumindest ein Tropfen auf den heißen Stein, denn nirgendwo wird die Gentrifizierung in Leipzig so heftig diskutiert wie in Connewitz.

Denn neue Wohnungen sind in diesem beliebten Ortsteil im Leipziger Süden zwar einige hundert entstanden in den vergangenen Jahren, doch fast alle in einem Mietniveau, das sich Normal- und Geringverdiener nicht leisten können. Dazu kamen einige spektakuläre Sanierungen im Altbaubestand, bei denen bislang preiswerte Wohnungen in Eigentumswohnungen für eine betuchtere Klientel umgewandelt wurden.Zuletzt fokussierte sich der Gentrifizierungs-Protest immer wieder auf die Wohnbebauung auf dem Gelände des sogenannten Leopoldparks an der Leopoldstraße, der über Jahrzehnte eine beliebte Grünfläche für die Connewitzer war.

Das Gefühl vieler Connewitzer, aus ihrem Heimatkiez verdrängt zu werden, ist also durchaus real. Und es ist höchste Zeit, dass die Stadt Leipzig auch in Connewitz den Bau neuer und fairer Wohnungen vorantreibt. Denn das Wort „Sozialwohnungen“ trägt eine Bedeutung in sich, die zum heutigen Wohnungsmarkt nicht mehr passt. Denn die Mieten auf dem freien Wohnungsmarkt übersteigen zumeist das, was sich selbst Leipziger Normalverdiener noch leisten können. Und richtig prekär wird es, wenn sie auch noch Kinder haben und eigentlich mehr bezahlbaren Wohnraum brauchen.

Zum Leipziger Plan, das Grundstück Wolfgang-Heinze-Straße 29 noch in diesem Jahr zu kaufen, erklärt Baubürgermeister Thomas Dienberg: „Das ist ein gutes Beispiel für das vorsorgende Flächen- und Liegenschaftsmanagement der Stadt Leipzig. Zusätzliche Flächen können hierbei für die Schaffung von bezahlbarem sowie preisgünstigem Wohnraum gesichert werden.“ Der Kauf muss noch durch die Gremien bestätigt werden. Am 10. Mai wird er im Grundstücksverkehrsausschuss behandelt.

Auf dem Grundstück sollen mindestens 32 Wohneinheiten entstehen. Davon sollen mehr als die Hälfte für den sozialen Wohnungsbau sowie für besondere Bedarfsgruppen aus dem Quartier entwickelt werden. Im Erdgeschossbereich sind zudem öffentlich oder kleingewerblich nutzbare Räume vorgesehen. Die Stadt kauft die Immobilie von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und nimmt dabei die Verbilligungsrichtlinie des Bundes in Anspruch, wonach pro geschaffener Sozialwohnung ein Rabatt von 25.000 Euro gewährt wird.

Das Grundstück soll im Rahmen eines Konzeptverfahrens mittels Erbbaurecht an Interessenten bereitgestellt werden, denn die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft LWB kann dieses Projekt nicht realisieren, betont die Vorlage. Dabei erhält das am besten bewertete Konzept den Zuschlag und darf auf dem Grundstück umgesetzt werden. Parallel dazu findet ein weiteres Konzeptverfahren für das Grundstück Georg-Schwarz-Straße 81 im Stadtteil Leutzsch statt. Dieses wurde bereits vom Bund erworben und soll mit mindestens vier Wohnungen bebaut werden.

Für beide Grundstücke können sich Interessierte seit Kurzem bewerben. Am 20. Mai gibt es ein Rückfragekolloquium über die Konzeptverfahren. Weitere Informationen zu den Konzeptverfahren findet man auf der Website der Stadt.

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