Seit dem 26. September erfreut eine Sperrung der stadteinwärtigen Fahrbahn der Karl-Liebknecht-Straße in Connewitz alle Verkehrsteilnehmer. Hier bauen die Leipziger Wasserwerke. Sie verlegen eine neue Trinkwasserleitung zwischen der Scheffelstraße und der Gustav-Freytag-Straße. Bis zum 31. Oktober sollen die Arbeiten andauern. Aber die Baustelle ist auch der Vorbote einer anderen Veränderung, auf die die Radfahrer seit Jahren warten.

Das ergibt jetzt eine Anfrage der SPD-Fraktion, die nur zu gern wissen wollte, was aus einem Stadtratsbeschluss von 2020 geworden ist.

„Um Konflikte zwischen Radfahrern und Fußgängern an der Engstelle vor dem Supermarkt am Connewitzer Kreuz und an der Einmündung Scheffelstraße zu vermeiden, hatte der Stadtrat gemäß dem Verwaltungsstandpunkt im Juni 2020 beschlossen, dass zunächst in einem ersten Schritt der Rückbau des nichtbenutzungspflichtigen Radweges (Asphaltband) und der Gehwegnase an der Scheffelstraße im Jahr 2020 geplant wird. Im Ergebnis sollte dazu je nach Wertgrenze ein gesonderter Bau- und Finanzierungsbeschluss erarbeitet werden“, erinnerte die SPD-Fraktion die Verwaltung an den Beschluss.

Krankenstand bremst Pläne aus

Außerdem habe der Rat die Verwaltung beauftragt, bis zum Ende des 2. Halbjahres 2020 die Einordnung von Radverkehrsanlagen in der Karl-Liebknecht-Straße im Abschnitt zwischen Connewitzer Kreuz und Scheffelstraße zu prüfen, so die SPD-Fraktion: „Die Umsetzung des Prüfergebnisses sollte nach Möglichkeit mit der baulichen Umsetzung entsprechend des oben genannten Beschlusspunktes 1 realisiert werden. – Auf unsere Anfrage vom März 2022 teilte uns die Stadtverwaltung mit, dass ‚das entsprechende Sachgebiet im Verkehrs- und Tiefbauamt, das sich mit der Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur im Rahmen von kleineren Maßnahmen befasst, erst mit dem 01.11.2021 seine Arbeit aufgenommen hat und durch einen hohen Krankenstand und Abordnungen zu Corona-Kontrollen leider bis heute noch nicht voll arbeitsfähig ist.‘

Außerdem informierte die Verwaltung, dass die Prüfung zum südlichen Abschnitt im Bereich zwischen Arno-Nitzsche-Straße und Scheffelstraße bislang nicht stattfinden konnte und dass aktuelle Verkehrszählungen am Knotenpunkt Arno-Nitzsche-/Wolfgang-Heinze-Straße und Bornaische Straße im Anschluss an die Baumaßnahme Schlachthofbrücke vorgenommen werden müssen.“

Das Alarmierende ist vielleicht, dass der hohe Krankenstand in der für die Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur verantwortliche Abteilung auch sieben Monate später noch so hoch ist.

„Das im November 2021 geschaffene Sachgebiet ‚Radverkehr und Barrierefreiheit‘ ist leider weiterhin von einem hohen Krankenstand betroffen, sodass es derzeit zu 75 % arbeitsfähig ist“, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt auf die Anfrage der SPD-Fraktion mit.

Erst noch mal zählen

Die freilich auch positive Botschaften enthält. Den was vor zwei Jahren beschlossen wurde, wird jetzt tatsächlich nach und nach umgesetzt.

„Wird im Zuge der aktuellen Baustelle auf der Karl-Liebknecht-Straße zwischen Scheffelstraße und Eichendorffstraße auch die dort befindliche Litfaßsäule verlegt, um einen durchgängigen Radweg schaffen zu können?“, hatte die SPD-Fraktion gefragt.

Und die Antwort lautet: „Ja, die derzeit laufenden Arbeiten sind vorgeschaltete Leitungsbaumaßnahmen der Leipziger Wasserwerke. Die Verlegung der Litfaßsäule und der Umbau der Radverkehrsanlage zwischen Arno-Nitzsche- und Scheffelstraße finden anschließend bis zum 18.11.2022 statt.“

Zur Bedingung für diesen Umbau hatte die Stadt eine vorgeschaltete Verkehrszählung gemacht. Doch die wurde erst einmal vertagt, weil die Schlachthofbrücke in der Richard-Lehmann-Brücke neu gebaut wurde und sich deshalb auch die Kfz-Ströme verändert haben. Also sollte nach Fertigstellung der Brücke gezählt werden.

„Die Verkehrszählung ist beauftragt und soll bis spätestens 13.10.2022 durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden nach der Auswertung an die Stadt übermittelt, sodass die Resultate im 4. Quartal 2022 vorliegen werden“, teilt das Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) mit. Das auch gleich wieder betont, dass ein durchgängiger Radweg vom Connewitzer Kreuz bis zur Richard-Lehmann-Straße nicht ohne Zählung zu haben ist: „Voraussetzung der Realisierung sind die Ergebnisse der Verkehrszählung.“

Dabei geht selbst das VTA davon aus, dass ab der Arno-Nitzsche-Straße ein durchgehender Radweg angelegt werden sollte, der hinter der Scheffelstraße an den schon existierenden Radweg anschließt: „Es wird angestrebt, an den vorhandenen Radfahrstreifen anzuschließen und diesen durchgängig von der Arno-Nitzsche-Straße bis ca. 40 m hinter der Scheffelstraße zu verlängern, wo er auf den bereits bestehenden Radfahrstreifen trifft. Die Umsetzung wird voraussichtlich witterungsbedingt (erst) im Frühjahr 2023 möglich sein.“

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