Klimaschutz und bezahlbares Wohnen gehören zusammen. Das ist eines der Themen in einer Petition mit dem Titel „Südvorstadt für alle“, die am heutigen Mittwoch, 18. Oktober, um 13 Uhr im Neuen Rathaus übergeben wird. 3.550 Leipziger/-innen unterstützen die Petition „Südvorstadt für alle“ und somit den gleichnamigen Stadtratsantrag für bezahlbaren und ökologisch sanierten Wohnraum im Leipziger Süden.

Mieter/-innen und die Initiative Vernetzung Süd wollen am heutigen Mittwoch Oberbürgermeister Burkhard Jung die erfolgreiche Online-Petition „Südvorstadt für alle“ im Vorfeld des anstehenden Stadtratsbeschlusses über den von Linken, Grünen und SPD gestellten Antrag „Südvorstadt für alle“ überreichen.

Eine Aufgabe für die LWB

Ziel von Petition wie Ratsantrag ist es, 105 LWB-Wohnungen im Leipziger Süden in einem Modellprojekt klima- und denkmalgerecht zu sanieren und als bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit geringen Einkommen zu erhalten.

Der Leipziger Stadtrat entscheidet am heutigen Mittwoch nach einjähriger Beratungsphase über den vom Stadtbezirksbeirat Süd eingebrachten Ratsantrag „Südvorstadt für alle“.

Ziel des Antrags ist es, die LWB als städtisches Wohnungsunternehmen im Modellprojekt zu ermächtigen, klimagerecht, sowie im Sinn von bezahlbarem Wohnen und Denkmalschutz sanieren zu können. Die gewonnenen Erkenntnisse können künftigen Bau- und Sanierungsvorhaben in Leipzig und anderen Städten dienen.

„Wenn nicht hier, wo soll noch preiswerter Wohnraum in der Südvorstadt entstehen in den nächsten Jahren?“, fragt Robin Weisbach, Mitglied Vernetzung Süd.

„Die LWB sollte die 105 Wohnungen so entwickeln, dass sie für Menschen mit weniger Einkommen leistbar bleiben. Eine Sanierung, wie die LWB sie derzeit hier plant, mit Neuvermietungspreisen von 15 bis 16 Euro/qm (kalt), würde die Verdrängung ärmerer Menschen aus dem Viertel weiter anheizen. Wir brauchen dringend eine Debatte, wie die LWB in die Lage versetzt werden kann, damit sie die Gentrifizierung im Viertel nicht mit vorantreibt. Da die LWB dem Stadtrat Rechenschaft ablegen muss, hoffen wir auf andere Sanierungs- und Vermietungskonzepte.“

3.550 Leipziger/-innen (Stand 17. Oktober) sprechen sich in der Petition für dieses Vorhaben aus. Im Vorfeld des Beschlusses überreichen die Stadtteilinitiative Vernetzung Süd und LWB-Mieter/-innen die Unterschriften der Petition „Südvorstadt für alle – sozial und ökologisch sanieren! Bezahlbaren kommunalen Wohnraum erhalten!“ an die Stadt Leipzig, konkret an den Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD).

Vernetzung Süd

Seit fünf Jahren unterstützt die Stadtteilinitiative Vernetzung Süd die Mieter/-innen in den unsanierten LWB-Häusern und entwickelte mit ihnen zusammen die Idee für ein Modellprojekt für drei unsanierte und zu mehr als 50 Prozent leerstehende LWB-Häuser aus den 1950er-Jahren in der Südvorstadt. Im Oktober 2022 hat sich die LWB gemeinsam mit Ämtern, Fachplaner/-innen, Mieter/-innen und Mitgliedern des Stadtbezirksbeirats Süd über die Anliegen des Modellprojekts „Südvorstadt für alle“ in einem Workshop intensiv ausgetauscht. Die Stadtteilinitiative hat außerdem im Zuge der Petition Unterstützung beim DGB Leipzig-Nordsachsen, Ökolöwe als auch dem BUND Leipzig gefunden.

Kampagnenmotiv "Südvorstadt für alle". Grafik: Vernetzung Süd
Kampagnenmotiv „Südvorstadt für alle“. Grafik: Vernetzung Süd

Das Problem, so Robin Weisbach: „Wir haben in den letzten Jahren beobachtet, dass die LWB im Süden, bis auf ein paar löbliche Ausnahmen, nach einer Sanierung mehrheitlich weit über der durchschnittlichen Angebotsmiete in Leipzig von 7,18 Euro/qm neu vermietet hat. Das Problem liegt natürlich nicht allein bei der LWB. Wenn es andere Fördermittel und Gesetze gäbe, wäre auch anderes Handeln möglich. Bevor sich da aber was Grundlegendes tut, möchten wir, dass der Stadtrat mit der LWB diese drei Häuser zu einem Sanierungslabor macht und ein ausstrahlungskräftiges Modellprojekt beschließt, das die sozialen, ökologischen und baukulturellen Ebenen bei der Sanierung gleichberechtigt miteinander vereint!“

Und dazu kommt, dass Wohnen auch unter ökologischen Gesichtspunkten für einkommensärmere Bevölkerungsgruppen möglich sein muss. Denn wenn immer nur teure Sanierungen möglich sind in einer Stadt wie Leipzig, werden ausgerechnet die Menschen verdrängt, die sowieso schon nicht viel Geld zum Leben haben.

„Wir als BUND Leipzig unterstützen die Petition, weil hier Mieter/-innen von sich aus einfordern, dass das Soziale mit dem Ökologischen bei der Sanierung unbedingt verknüpft werden muss“, sagt Martin Rebmann, stellvertretender Vorsitzender BUND Leipzig.

„Das ist eine konstruktive und zukunftsgerichtete Forderung. Genau diese Impulse braucht Leipzig, damit sie dem Titel als eine von 100 Klimakommunen in der EU auch gerecht wird. Ein Modellprojekt für diese im Fachjargon genannten ‚Worst-Performing-Buildings‘ könnte auch überregional Maßstäbe setzen. Denn der Bau- und Wohnungssektor ist einer der Bereiche, in dem – von der Produktion von Baustoffen angefangen bis hin zum Wärme- und Energieverbrauch der Mieter/-innen – künftig noch viel CO₂-Ausstoß verhindert werden kann. Der BUND hat in den letzten Jahren auch immer wieder Vorschläge und Studien veröffentlicht, wie sozialer Klimaschutz in Mietwohnungen besser funktionieren könnte. Die Konzepte stehen bereit, jetzt muss die Politik handeln!“

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