Das angestrebte Freiheits- und Einheitsdenkmal in Leipzig hat eine weitere Hürde genommen. Das Leipziger Stadtparlament verabschiedete am Mittwochabend, 15. September, eine Vorlage, in der das Ziel bekräftigt wird, „der deutschlandweiten und internationalen Bedeutung der Friedlichen Revolution in Leipzig ein Zeichen im öffentlichen Raum zu setzen“. Die Stiftung Friedliche Revolution kann also den nächsten Beteiligungsschritt organisieren.

Die Stiftung hat bereits in den zurückliegenden Jahren das Konzept für den erforderlichen Beteiligungsprozess entwickelt. Nunmehr soll sie von der Stadt mit dessen Umsetzung beauftragt werden.„Wir freuen uns auf diese Aufgabe und sind überzeugt, dass mit dieser Entscheidung eine weitere Hürde auf dem Weg zu dem für Leipzig und unser Land insgesamt wichtigen Denkmal genommen ist“, betont der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Friedliche Revolution, Prof. Dr. Rainer Vor, zu der Entscheidung.

Die Stiftung sei sich der großen Verantwortung bewusst, die sie damit übernehme, und danke für das damit entgegengebrachte Vertrauen. Als Vertreterin der Zivilgesellschaft werde die Stiftung auch weiterhin für die Denkmalsidee eintreten und sich um die zügige Weiterarbeit an ihrer Verwirklichung einsetzen.

Vorgelegt hatte die entsprechende Beschlusssache das Kulturdezernat. Jetzt geht es nämlich um die Beantwortung der zentralen Frage, die im ersten Versuch, das Denkmal in Leipzig irgendwie Gestalt werden zu lassen, nicht beantwortet wurde. Im Gegenteil: Den Künstlern war eine Aufgabe gestellt worden, die künstlerisch schlicht nicht lösbar war und eigentlich im Kern sogar bedeutete, dass das zu schaffenden Denkmal möglichst keine Botschaft haben sollte, jedenfalls keine, die mit klassischen künstlerischen Mitteln zu gestalten wäre. Das Ergebnis waren drei durchaus beeindruckende Platzentwürfe, aber eine Denk-Mal-Idee suchte man vergeblich.

„Der Oberbürgermeister wird beauftragt, aufbauend auf der Ergebnisdokumentation der Stiftung Friedliche Revolution die inhaltliche Bearbeitung sowie Umsetzung des Beteiligungsprozesses einzuleiten. Der Beteiligungsprozess soll die zur Realisierung des Denkmals notwendigen Antworten auf die Fragen nach der Botschaft des Denkmals, dessen Standort und nach dem geeigneten Wettbewerbsverfahren liefern“, heißt es jetzt in der Vorlage des Kulturdezernates. 100.000 Euro stehen im Doppelhaushalt 2021/2022 für diesen Beteiligungsprozess zur Verfügung, weitere 150.000 für die zu beauftragende Agentur, die das Ganze moderiert.

Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung verwies aus gleichem Anlass darauf, dass mit jedem Jahr, mit dem wir uns vom Herbst 89 entfernen, „die Erinnerung verblasst und die Zeitzeugen immer leiser werden“. Demokratie bedürfe aber beständiger Aufmerksamkeit. „Wir tun gut daran, mit einem nationalen Denkmal daran zu erinnern, dass Freiheit und Demokratie von Bürgerinnen und Bürgern selbst erkämpft und gelebt werden müssen“, unterstreicht Jung, der auch Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist.

Im Beschluss des Stadtrats wird Jung beauftragt, „die inhaltliche Bearbeitung sowie Umsetzung des Beteiligungsprozesses“ einzuleiten. Zum Ziel dieses Prozesses heißt es, er solle „die zur Realisierung des Denkmals notwendigen Antworten auf die Fragen nach der Botschaft des Denkmals, dessen Standort und nach dem geeigneten Wettbewerbsverfahren liefern“. Im jetzigen Zeitplan ist vorgesehen, dass der Oberbürgermeister mit diesen Antworten Mitte nächsten Jahres im Bundestag in Berlin für die finanzielle Unterstützung durch den Bund wirbt.

Die Stiftung hatte in den zurückliegenden Jahren neben der Entwicklung des Beteiligungskonzepts auch zahlreiche Gespräche in der Stadt sowie im Bund und im Land Sachsen geführt und für Zustimmung zu dem Vorhaben geworben. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hatte daraufhin Ende November 2020 in seiner „Bereinigungssitzung“ entschieden, dass das Denkmalsvorhaben in Leipzig wieder in den Bundeshaushalt aufgenommen wird.

Der Beteiligungsprozess soll zwischen November 2021 und April 2022 stattfinden. Mit einer Auswertung der Ergebnisse wird im Mai/Juni 2022 gerechnet, sodass ab August 2022 mit der Einwerbung der Mittel zur Umsetzung des Denkmalvorhabens begonnen werden kann.

Die Stadtrats-Debatte vom 15. September 2021 zum Nachhören

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