Wenn die Ratsversammlung der neuen Verwaltungsvorlage „Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmal: Standortvorschlag und Wettbewerbskonzeption“ zustimmt, könnte noch in diesem Jahr der Auftakt für den zweiten Versuch stattfinden, in Leipzig ein Freiheits- und Einheitsdenkmal auf den Weg zu bringen.

Dann wird auch der Wilhelm-Leuschner-Platz als endgültiger Standort für das Denkmal bestimmt. So, wie es der Bürgerrat Anfang des Jahres empfohlen hat.

Bürgerrat entschied über den Standort

„Der ‚Bürgerrat Freiheits- und Einheitsdenkmal‘ wurde in einem aufwendigen Verfahren mit 35 zufällig ausgewählten Leipzigerinnen und Leipzigern besetzt und tagte am 28. bis 30.01.2022“, stellt die Vorlage aus dem Kulturdezernat dazu fest.

„Er hatte die Aufgabe, eine Empfehlung für den Standort des geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmals abzugeben. Der Bürgerrat konnte sich dabei auf eine Vorauswahl von fünf Standorten stützen, die ein Expertengremium zuvor vorgeschlagen hatte. Nach Besichtigung der möglichen Standorte und eingehender Diskussion der Vor- und Nachteile der fünf Vorschläge votierte am 30. Januar 2022 der Bürgerrat für den Standort Wilhelm-Leuschner-Platz/Platz der Friedlichen Revolution.“

Wer wird in der Findungskommission sitzen?

Aber die Vorlage soll noch mehr Weichen stellen. Denn natürlich hat einen enormen Einfluss auf das, was dann letztlich im Wettbewerb Gestalt finden soll, wer in der siebenköpfigen Findungskommission sowie der Jury sitzen wird, die beide noch bis Mai berufen werden sollen.

„In einer durch eine zusammengesetzte Findungskommission getroffenen Auswahl sollen in einem geschlossenen Verfahren 12 geeignete und international bekannte Kreative, Architekten oder Künstlerinnen und Künstler, Kollektive oder Agenturen eingeladen werden, sich am Wettbewerb zu beteiligen“, heißt es in der Vorlage. „24 weitere sollen in einem offenen Ausschreibungsverfahren die Möglichkeit zur Bewerbung und Teilnahme erhalten. Eine noch zu bestimmende Jury soll über die Einsendungen und Konzepte beraten sowie entscheiden.“

Die Vorauswahl der am Wettbewerb Teilnehmenden soll durch Einladung schon bis Juli 2022 erfolgen. Bis November sollen dann die Mittel zur Umsetzung und Realisierung des Denkmalvorhaben eingeworben werden, wobei ja nach wie vor die Zusage des Bundes steht, die Umsetzung eines Freiheitsdenkmals in Leipzig zu finanzieren.

Bis zum September sollen die Ausschreibungskriterien konkretisiert werden. Auf die Findungskommission kommt also eine Menge Arbeit über den Sommer zu, auch wenn die Organisation des Wettbewerbs dann von einer „erfahrenen Agentur/geeigneten Büros“ umgesetzt werden soll, die laut Plan auch noch bis September zu finden sind.

Kommt der Startschuss für den Wettbewerb im Herbst?

Die Vorlage macht also gehörig Druck, um den Wettbewerb bis zum Herbst an den Start zu bekommen. Sollte der Stadtrat dem so nicht zustimmen, steht gleich mal als Mahnung da: „Bei Nichtbeschluss stagniert das Vorhaben eines Leipziger Freiheits- und Einheitsdenkmals und stellt das Projekt in seiner Gesamtheit infrage.“

Was natürlich amtlich übertrieben ist. Denn natürlich lassen sich auch Umsetzungszeiträume strecken. Das ist doch die leichteste Übung. Bereits die Zusammensetzung der Findungskommission ist eine sensible politische Entscheidung – was schon der von der Stiftung Friedliche Revolution zusammengeholte Expert/-innenrat festgestellt hat. Denn schon in dieser Kommission sollten Vertreter/-innen „aus (einem) breiten Spektrum von Gestaltungsdisziplinen“ vertreten sein, aber auf keinen Fall „Interessenvertretende aus Stadt- oder Landespolitik, Verwaltung, Vereinen“.

Das dürfte schon schwer sein, so viel politische Unabhängigkeit überhaupt zuzulassen, da ja diese Kommission über den Kern der einzuladenden Künstler/-innen entscheiden wird.

Im April soll die Vorlage auf der Tagesordnung der Ratsversammlung stehen.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Wie wäre es, wenn wir die Diskussion über Art & Ort des sog. EINHEITSDEMKALS allein als Denkmal nähmen.
Die Kosten hielten sich in Grenzen und niemand in der Nachbarschaft wäre gestört oder belästigt.
Und das eigentliche DENKMAL bauen wir dann wenn die EINHEIT so vollzogen ist, dass ALLE sagen: „Ja, Deutschland ist in allen Anklagepunkten vereint!“
Sollte ich das noch erleben habe ich immer noch meine Idee, die dann umgesetzt werden kann (könnte – der Gedanke an dieses sofort zu errichtende DENKMAL (siehe oben) kam mir, weil die ‘Sagrada Familia‘ in Barcelona auch erst fertiggestellt werden soll, wenn Katalonien wieder frei ist.)

der Leuschnerplatz hat bereits jetzt Mahnmal-Charakter: Städtisches Grün und dessen ökologischer Mehrwert geht ersatzlos verloren, wenn sich jemand findet, der die Fläche bebauen will.

Schreiben Sie einen Kommentar