Das Leipziger Solardachkataster wurde schon seit 2012 erstellt und 2013 veröffentlicht. Es sollte eigentlich Orientierung sein für alle Gebäudebesitzer, ob die Dachfläche ihres Hauses für die Installation einer Photovoltaikanlage geeignet ist. Und dann hätte man nur noch die Stabilität des Daches prüfen müssen und Leipzig hätte sich zur Solarstadt mausern können. Pustekuchen war’s.

Warum das Kataster augenscheinlich kaum genutzt wurde, deutet das Amt für Umweltschutz jetzt in der Stellungnahme zu einem Antrag der Grünen-Fraktion an. Denn natürlich wollen Hausbesitzer wissen, ob sich die Installation einer Photovoltaikanlage überhaupt lohnt und wie groß sie diese planen können.

Das war 2013 tatsächlich mitbedacht worden. Aber dann kam der Datenschutz, der in Deutschland immer dann zuschlägt, wenn er überhaupt nicht vonnöten ist, während er dort, wo er die persönlichsten Daten der Bürger schützen sollte, völlig versagt.

Beim Solarkataster stellt sich das Problem aus Sicht des Amtes für Umweltschutz so dar: „Zu der ersten Version des Solardachkatasters gehörte auch ein Wirtschaftlichkeitsrechner, der öffentlich verfügbar gewesen wäre. Aus Gründen des Datenschutzes wurde diese Komponente dann aber nur intern auf Einzelanfragen hin genutzt. Aufgrund der geringen Anzahl von Anfragen wurde der Wirtschaftlichkeitsrechner 2017 eingestellt.“

So schafft man erst Hürden, die die Nachfrage nach dem Wirtschaftlichkeitsrechner deutlich zurückgehen lässt. Und dann stellt man ihn ein.

Ohne Ertragsrechner ergibt es keinen Sinn

Aber dass so ein Angebot zwingend im Solarkataster verfügbar sein muss, hat man im Amt für Umweltschutz inzwischen eingesehen: „Im Zuge der Aktualisierung wird – unter Berücksichtigung des im April veröffentlichten Solarkatasters des Freistaates Sachsen – die Neuauflage eines eigenen Ertragsrechners für Photovoltaik und Solarthermie im städtischen Solardachkataster geprüft. Weitergehende Informationen zu bspw. Fördermöglichkeiten solarenergetischer Anlagen werden in diesem Rahmen an entsprechender Stelle auf der städtischen Website eingestellt.“

Beantragt hatten die Grünen: „Das Solardachkataster wird bis Ende 2022 als Datenbank mit open-Data-Schnittstelle aktualisiert und eine Appfunktion wird eingerichtet.“

Aber so schnell ist Leipzigs Verwaltung nicht. Der Antrag hat noch nicht einmal die Fachausschüsse des Stadtrates durchlaufen und wird wohl eher erst im Spätherbst in der Ratsversammlung zum Beschluss stehen.

Neues Solardachkataster 2023

Wobei man der Verwaltung zugutehalten kann: Sie lehnt das Anliegen nicht ab. Sieht aber einen späteren Umsetzungszeitpunkt für realistischer an: „Der OBM wird beauftragt, das Solardachkataster der Stadt Leipzig bis zum IV. Quartal 2023 zu aktualisieren und dabei nachfolgende Aspekte mitzuprüfen:

Das Solardachkataster wird mit einer Schnittstelle zum OpenData-Portal realisiert.

Das Solarkataster des Freistaates Sachsen und dessen weitergehendes Informationsangebot über die Sächsische Energieagentur (SAENA) wird berücksichtigt.

Das Solardachkataster wird mit einem eigenen Ertragsrechner ausgestattet.

Weitergehende Informationen zu Fördermöglichkeiten werden auf leipzig.de eingestellt.

Das Solardachkataster wird mit der Funktion Solardachbörse realisiert.“

Bei der Solardachbörse geht es darum, dass Hauseigentümer ihre Dachflächen einfach für mögliche Betreiber zur Verfügung stellen, wie das Amt für Umweltschutz ausführt:

„Die Einrichtung einer Solardachbörse wird im Zuge der Aktualisierung des Solardachkatasters geprüft. Wichtige Aspekte stellen hierbei u. a. die technische Umsetzbarkeit sowie Erfahrungsberichte aus anderen Kommunen mit einem entsprechenden Angebot dar. Die mögliche Ausgestaltung der Rolle der Stadt als Mittlerin zwischen Hausbesitzer/-innen und Interssent/-innen für eine Solardachbörse wird ebenfalls geprüft.“

Und erste Bausteine, die das Solarkataster attraktiver und einfacher bedienbar machen, gibt es auch schon:

„Schon seit Mai 2021 ist das Solardachkataster als 3D-Variante in das 3D-Stadtmodell integriert und sowohl intern im GeoInfoPortal, als auch öffentlich (mobilfähig) erreichbar. Gegenüber der im LeipziGIS integrierten 2D-Variante stehen damit detailliertere Information zu Dachform, -neigung und -fläche zur Verfügung.  Die Schnittstelle zum OpenData-Portal kann jederzeit unkompliziert über die GDI-L realisiert werden. Es können sämtliche Information, welche heute bereits verfügbar sind, automatisiert und in Form üblicher OpenData-Formate bzw. Dienste auch in das OpenDataPortal übergeben werden.“

Und weil das wieder jemand betreuen muss, soll es ab 2023 eine entsprechende Stelle im Stellenplan der Stadt geben. Für die Erstellung des neuen Katasters selbst sollen dann 2023 40.000 Euro bereitstehen.

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Es gibt 5 Kommentare

Was Sebastian sagt. Es spielt einfach keine Rolle was wir hier in D machen, wenn global keiner mit macht. Ich sehe auch noch keine Lösung für die Grundlast, die uns tatsächlich von Fossilen unabhängig macht. Insofern halte ich Ihre Begeisterung für Solarenergie für blinden Aktionismus. Aber wenn Sie möchten, kaufen Sie sich halt Ihr Gewissen rein. Ist gut für die Wirtschaft.

Es geht bei dem Vergleich mit anderen Ländern glaube nicht darum zu behaupten, dass die schlechter oder rückständiger wären, sondern darum, dass wir uns hier halb die Köpfe einschlagen und moralinsauer über die Boomer urteilen (weil die neuen ja viel besser sind), uns für den kommunalen Klimanotstand feiern (den kaum jemand in der Kommune kennt) und dann auch global gesehen nichts erreichen.
Es wandelt sich trotzdem alles um uns herum.
Ich finde viele der Maßnahmen trotzdem gut, weil auch eine Rohstoffkrise kommen wird. Und da macht es definitiv Sinn, eher als andere Länder vorgesorgt zu haben, oder europäisch-kulturell gesehen mit ihnen zusammen.

Geld über haben vor allem diejenigen, die damit nichts anfangen können, weil sich Investitionen nicht in Rente niederschlagen (rentieren). Also ordentlich besteuern die Herrschaften und dann für die Gemeinschaft investieren!
Der Chinavergleich ist auch der Hammer! Mit etwa 150 Jahren industriellem Vorlauf dürfte unsere akkumulierte CO2-Bilanz der chinesischen, insbesondere pro-Kopf, weit überlegen sein. Aber ja, dort isst man auch Hunde…

Bestimmt werden die Bewohner des brennenden Planeten, die nicht mehr wissen wie sie die Energiekosten bezahlen sollen, als erstes über 5-stellige Investitionen in PV-Anlagen nachdenken.
Wer dennoch Geld über haben sollte: Amortisationsrechner gibt es wie Sand am Meer. Einfach die Suchmaschine Ihres Vertrauens bemühen. Und mit den Angaben aus dem Solarkataster, wissen Sie sogar welche Modulfläche und Ausbeute Sie dort annehmen können. Mich würde mal interessieren ob Vermieterinnen solche Anlagen als Modernisierungsmaßnahme auf die Miete umlegen können.

Und während man hier in LE, 2020 den Energieverbrauch aus solarthermischen Anlagen auf 8,5 GWh schätzt (das entspräche zumindest theoretisch ca. 1MW), werden in China gerade Kohlekraftwerke für 88 Gigawatt gebaut und für weiter 159 Gigawatt geplant. Alles zusätzlich zu den vorhandenen 1.000 Gigawatt Kohleraftwerkes-Leistung der Volksrepublik, die beabsichtigt erst 2060 CO2-neutral zu sein. Indien sogar erst 2070. Und auf dem Afrikanischen Kontinent gibt es dazu noch nicht mal Andeutungen. Ich wüsste keinen Grund warum wir das früher erreichen sollten. Vielleicht können Sie nochmal genauer erklären wo sich Ihr Aktionismus begründet?

Sorry – aber ich verstehe nicht den ganzen Aufwand. Die steigenden Energiekosten müßten auch dem letzten Hausbesitzer (und auch Mieter – wenn auch nur indirekt) klar gemacht ahben, das man sich kümmern muss. Macht die Dächer voll !!! Ob nun selbst oder verpachtet. Wieso muss die Stadt da vermitteln. Eigentum verpflichtet – auch dazu selbst aktiv zu werden und nicht zu warten bis Verwaltung einem irgendwelche Tools, Apps, Amortisationsrechnungen hinterherträgt. Und wer garantiert, dass diese Tools dann auch sinnstiftend genutzt werden – man ey – wir haben keine Zeit mehr !!! er Planet brennt und viele Bewohner werden wissen nicht mehr , wie sie die Energiekosten bezahlen sollen.

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