Auch das ist eine Geschichte, die lange brauchte, um zu ihrem Ziel zu kommen: Seit 2017 beschäftigte sich die Ratsversammlung mit einer Notschlafstelle für obdachlose Menschen möglichst in Hauptbahnhofnähe. Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Leipzig wächst. Und die Übernachtungsangebote der Stadt sind schon seit Längerem an der Grenze ihrer Aufnahmefähigkeit. In der Kurt-Schumacher-Straße soll es bald eine Lösung geben.

Wobei das trotzdem noch seine Zeit dauert. Wahrscheinlich, so vermutet Grünen-Stadträtin Katharina Krefft, einfach deshalb, weil nicht genug Geld für die Obdachlosenbetreuung zur Verfügung steht. Ende 2022 kaufte die Stadt das ehemalige Hostel in der Kurt-Schumacher-Straße – ein Objekt, das fast ideal all den Ansprüchen genügt, die immer wieder auch in der Ratsversammlung durchdekliniert wurden. Es liegt in Laufweite des Hauptbahnhofs und die nach einer Schlafstelle Fragenden werden nicht irgendwo in abgelegene Stadtgebiete expediert, wo sie in der Regel gar nicht hinwollen.

Denn auch für Menschen ohne Obdach ist der Hauptbahnhof eine Kommunikations- und Anlaufstelle. Hier haben sie auch die Nähe zur Bahnhofsmission, die ebenso schon seit Längerem völlig überlastet ist und eigentlich auch dringend mehr Unterstützung braucht. Und hier finden auch die Sozialbetreuer Kontakt zu den Menschen, die eben meist nicht nur keine eigene Wohnung haben, sondern zugleich einen Packen persönlicher Probleme – von psychischen Belastungen bis hin zu massiven Suchterfahrungen.

Frau Katharina Krefft (Bündnis 90/Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 20.09.23. Foto: Jan Kaefer
Katharina Krefft (Bündnis 90 / Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 20.09.23. Foto: Jan Kaefer

Da hilft eben nicht, diese Menschen einfach mit nervender Musik vertreiben zu wollen. Sie brauchen qualifizierte Unterstützung, die es in der neuen Einrichtung in der Kurt-Schumacher-Straße unbedingt geben muss, wie Linke-Stadträtin Juliane Nagel betonte.

Aber es dauert eben. Was am 20. September in der Ratsversammlung abgestimmt wurde, war erst einmal der Planungsbeschluss, für den 450.000 Euro bereitgestellt werden. 2024 wird mit einem Umbaubeginn des Hauses für die Bedürfnisse eine Notschlafunterkunft begonnen. Aber erst im November 2025 rechnet die Stadt mit der Eröffnung. Bis dahin sind noch zwei Winter zu überstehen, was natürlich für Menschen, die oft tatsächlich auf der Straße leben, deutlich härter ist als für Menschen mit Wohnung.

Aber dass es diese Einrichtung braucht, das bezweifelten am 20. September die wenigsten Anwesenden. Die Vorlage wurde mit sechs Enthaltungen von der Ratsversammlung mit klarer Mehrheit angenommen.

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