Die kleinen, nicht im Bundestag vertretenen Parteien haben die Unterstützungsunterschriften gesammelt und abgegeben. Ihre Direktkandidaten für die Leipziger Wahlkreise warten jetzt auf die Zulassung durch den Kreiswahlausschuss am 24. Januar. Die Zeit zum Sammeln der erforderlichen 2.000 Unterschriften für die Landesliste und 200 für die Direktkandidaten war kurz, aber sie haben es geschafft. Wir trafen uns am 21. Januar mit Jan Meyer von Volt zum Gespräch.

Hallo Herr Meyer, schön, dass es geklappt hat. Stellen Sie sich doch einmal vor.

Ich bin Jan Meyer, bin 38 Jahre alt, ich komme aus dem Erzgebirge und wohne seit sechs Jahren in Leipzig. In der Zwischenzeit habe ich viel im europäischen In- und Ausland gearbeitet, studiert und gelebt und in dieser Zeit habe ich mich auch zu einem überzeugten Europäer entwickelt.

Ich habe Politik, Psychologie und Neurowissenschaften studiert, arbeite aber jetzt in der Software Development und Data Science Branche. In meiner Freizeit fahre ich gern Fahrrad, spiele gern Tischtennis, spiele gern Schach und reise natürlich auch sehr gern.

Volt, das klingt nach Elektrizität, nach elektrischer Spannung. Welche Politik vertritt Volt eigentlich?

Volt ist die erste wirklich europäische Kraft. Wir sehen uns nicht als Deutsche, Franzosen oder Litauer, sondern wir sehen uns in allererster Linie als Europäer. Wir sind auch nicht ideologisch, sondern evidenzbasiert. Das heißt, wir haben Lösungen, die funktionieren. Aber woher haben wir die Lösungen? Von unseren europäischen Nachbarn. Die haben oft schon Lösungen herausgefunden zu ihren Problemen.

Und wir schauen uns an, welche Lösungen funktionieren, und wie können wir sie bei uns einsetzen. Das ist eben keine Raketenwissenschaft, sondern es ist eine ganz neue Art und Weise, auf die Welt zu schauen und über den eigenen Tellerrand zu schauen.

Evidenzbasierte Politik, was bedeutet das für Sie persönlich?

Das bedeutet für mich persönlich, dass man pragmatisch vorgehen kann, dass man Lösungen anwenden kann, die bereits vorhanden sind. Dass man das Rad nicht neu erfinden muss und dass man ganz einfach sich die besten Lösungen herauspicken kann. Das mache ich in meinem Leben, in meinem Werdegang.

Ich habe immer die Entscheidungen getroffen, die für mich am interessantesten und am meisten zielbringend waren. Ich glaube, damit sehe ich mich bei Volt am besten aufgehoben. Und kann dort auch mein breites Repertoire an Fähigkeiten und Erfahrungen am gewinnbringendsten anwenden.

Die beiden Leipziger Wahlkreise zur Bundestagswahl. Grafik: Stadt Leipzig
Die beiden Leipziger Wahlkreise zur Bundestagswahl 2025. Grafik: Stadt Leipzig

Volt ist ja eine Kleinpartei. Das bedeutet: Sie mussten Unterstützungsunterschriften sammeln, sowohl für die Listenzulassung, als auch für die Zulassung der Direktkandidaten. Volt hat wenigstens eine Großspende gekriegt, damit gab es eine finanzielle Absicherung. Wie haben Sie den Wahlkampf erlebt?

Wie habe ich ihn erlebt? Wie erlebe ich ihn gerade noch? Ich fand es wirklich aufregend und spannend, auf die Straßen zu gehen und die Unterschriften zu sammeln. So ist man mit den Leuten ins Gespräch gekommen, hat aus erster Hand erfahren, was die Menschen bewegt, was sie bedrückt. Also ich fand es aufregend.

Es ist natürlich schwer für eine Kleinpartei über so eine Hürde zu springen und man kann sich darüber unterhalten, ob das wirklich gerechtfertigt ist oder nicht, aber für uns war es zumindest jetzt zum Vorteil, dass wir es erstens geschafft haben, und zweitens, dass wir auch ein bisschen auf Tuchfühlung gehen konnten.

Welche konkreten Themen wollen Sie in den Wahlkampf, beziehungsweise sollten Sie gewählt werden, im Bundestag einbringen?

Ich persönlich habe mir drei Schwerpunktthemen herausgegriffen. Das ist zum einen Sicherheit und Verteidigung. In Zeiten von Trump und Putin muss Europa mit einer Stimme sprechen und agieren. Ich werde mich also dafür einsetzen, außenpolitische Entscheidungen Deutschlands stark mit der EU abzustimmen, den deutschen Auswärtigen Dienst stärker in den europäischen Auswärtigen Dienst zu integrieren. Mit dem letztendlichen Ziel für ein europäisches Außenministerium. Und zum anderen brauchen wir auch eine europäische Armee, um unsere Gesellschaftsordnung vor Autokraten zu schützen.

Das zweite Thema, womit ich mich beschäftigen möchte, ist sozialer Ausgleich. In einem Land mit so viel Wohlstand ist menschliches Elend und Armut immer eine aktive Entscheidung. Ich werde mich immer für die Würde des Menschen entscheiden. Volt setzt sich dafür ein, dass jeder Mensch am gesellschaftlichen Wohlstand teilhaben kann.

Das dritte Thema, was mir besonders wichtig ist, ist die Mobilitätswende. Denn das ist ein interessanter Schnittpunkt zwischen Wohlstandsgefälle und Klimawandel. Es ist die perfekte Chance, allen Menschen wieder gesellschaftliche Teilhabe durch Mobilität zu gewährleisten und klimafreundliche Entscheidungen zu treffen. Wir können quasi zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Leipzig hat das zweitgrößte Straßenbahnnetz Deutschlands und daraus müssen wir einfach Kapital schlagen.

Letzte Frage: Was sind Gründe, Jan Meyer zu wählen?

Meine sächsischen Wurzeln und langjährigen Auslandsaufenthalte versetzen mich in die einzigartige Position, Leipzigs Probleme in einer globalisierten Welt zu betrachten und zukunftsfähige Lösungen aufzuzeigen. Meine drei Schwerpunktthemen sind ein Querschnitt durch die Lebensrealität der meisten Menschen und sie können nicht nur in der Lebensrealität, sondern auch in der Welt der Menschen, nicht isoliert betrachtet werden.

Mein breiter akademischer und professioneller Erfahrungsschatz versetzt mich in die Lage, Probleme interdisziplinär zu betrachten und Lösungen zu finden, die nicht in vorgestanzte Ressorts fallen. Ich bin es gewohnt, stets neu zu denken und neue Perspektiven einzunehmen. Die Herausforderungen unserer Zeit erfordern mutige Herangehensweisen und neue Lösungen. Dafür stehen Volt und ich.

Herr Meyer, ich danke Ihnen für das Gespräch.

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