Auch in Leipzig ist der Bundestagswahlkampf im vollen Gange. Plakate zieren Laternenmasten, Wahlkampfstände der Parteien sind schon oft im Stadtbild zu finden, die Parteien und ihre Kandidierenden haben sich langsam warm gelaufen. Im „Interim“ trafen wir Nina Treu, die Direktkandidatin der Partei Die Linke für die Bundestagswahl am 23. Februar zum Gespräch.

Hallo Frau Treu, schön, dass Sie sich die Zeit nehmen. Sagen Sie bitte zuerst ein paar Worte zu Ihrer Person.

Mein Name ist Nina Treu, ich bin 40 Jahre alt und kandidiere in Leipzig-Nord für die Linke. Ich bin Politikwissenschaftlerin, bin seit 2011 hier in Leipzig, habe das Konzeptwerk Neue Ökonomie mitgegründet und lange koordiniert. Das ist ein gemeinnütziger Verein, der sich einsetzt für eine soziale, ökologische und demokratische Wirtschaft.

Ich habe auch schon mal für die Linke kandidiert, 2021. Ich war schon Geschäftsführerin bei Greenpeace Deutschland für Wirtschaft und Gesellschaft. Und gerade unterstütze ich die Linke bei den ganzen Wahlkämpfen. Und falls ich nicht in den Bundestag komme, suche ich mir danach einen neuen Job.

Die Linke kratzt momentan an der 5%-Marke und es entsteht für viele Menschen der Eindruck, dass nur noch um drei Direktmandate gekämpft wird. Stimmt das so?

Also die Linke ist sehr zuversichtlich, dass sie über 5 Prozent kommen wird und sagt: Wir haben aber eine Lebensversicherung, das sind die drei Direktmandate. Natürlich geht es nicht darum, nur diese drei Direktmandate zu holen, denn: Dann haben wir ja keine ordentliche Fraktion. Also wir wollen natürlich über 5 Prozent kommen und eine ordentliche Fraktion haben.

Aber wir wollen natürlich auch viele Repräsentanten von uns haben, die sich für viele unterschiedliche Themen einsetzen. Das heißt: Aus Sachsen wollen wir mindestens drei Abgeordnete schicken und nicht nur einen.

Welche Themen sind denn für Nina Treu besonders wichtig? Einmal im Wahlkampf und natürlich später, wenn Sie es in den Bundestag schaffen?

Für mich als Linke geht es immer um Gerechtigkeit. Es geht immer um die Frage: Wer profitiert und wer zahlt? In unserer Gesellschaft ist es leider meistens so, dass die Ärmeren, die Schwächeren mehr zahlen und die Reichen profitieren. Uns geht es darum, umzuverteilen. Geld und Einfluss. Dafür haben wir ganz konkrete Maßnahmen, die Vermögenssteuer zum Beispiel, einen sozial-ökologischen Umbau, bezahlbare Lebensmittel, einen Mietendeckel. Also uns geht es darum, dass die Menschen, die jeden Tag hart schuften, genug zum Leben haben.

Bei den Linken ist zum Beispiel Caren Lay bekannt, die sich sehr stark macht in der Wohnungspolitik. Was sind denn die originären Themen von Nina Treu?

Meine originären Themen sind die sozial-ökologische Gestaltung der Wirtschaft und Klimagerechtigkeit. Für mich geht es darum, dass wir nur eine Zukunftsperspektive haben, wenn wir soziale und ökologische Gerechtigkeiten miteinander verbinden. Das heißt zum Beispiel, Alternativen zu finden zu Industrien, die nicht mehr nachhaltig sind. Wir haben das jetzt erlebt mit dem Kohleausstieg, da wurde viel zu lange dran festgehalten.

Dann kam der Kohleausstieg und wir mussten Alternativen finden. Jetzt geht es um die Frage, wie geht es weiter mit der Autoindustrie, mit der chemischen Industrie, mit der Rüstungsindustrie. Wir wünschen uns eine Wirtschaft, die zum Leben passt, die das produziert, was die Menschen brauchen und was ökologisch nachhaltig ist.

Das kann man am Beispiel der Verkehrswende ganz gut sehen. Wir brauchen mehr Bus und Bahn statt immer mehr E-Autos. Man kann das zum Beispiel an den Mieten sehen. Wir brauchen einen Mietendeckel und bezahlbare Mieten und gleichzeitig eine ökologische Sanierung.

Die beiden Leipziger Wahlkreise zur Bundestagswahl. Grafik: Stadt Leipzig
Die beiden Leipziger Wahlkreise zur Bundestagswahl 2025. Grafik: Stadt Leipzig

Wie erleben Sie den Wahlkampf in Leipzig?

Ich erlebe den Wahlkampf als einen sehr schwierigen, weil es ein Winterwahlkampf ist. Man merkt, dass die Leute müde sind von den letzten Wahlen im letzten Jahr und einfach, weil es Winter ist. Ich erlebe in dem Wahlkampf aber auch eine große Aufbruchsstimmung. In der Linken sind im letzten Jahr 1.200 Mitglieder in Leipzig dazugekommen.

Da ist wahnsinnig viel junge Kraft da. Die gehen raus, machen Haustürgespräche, Infostände, wir machen Veranstaltungen. Also die Stimmung bei uns ist gut. Wir hoffen, wir können noch viele Wählerinnen überzeugen, dass es auch besser gehen kann als gerade.

Die letzte Frage: Warum sollte man Nina Treu wählen?

Man sollte Nina Treu wählen, weil sie eine zukunftsfähige Politik gestaltet, die um soziale und ökologische Gerechtigkeit geht. Man sollte Nina Treu wählen, weil sie die einzige Frau im Leipziger Norden ist. Und man sollte Nina Treu wählen, weil sie noch nicht in der Bundespolitik ist und, falls sie hereinkommen würde, ihr Gehalt umverteilen würde. Und ich würde mir selber nur ein Facharbeiter/-innengehalt von maximal 2.850 Euro netto behalten und den Rest von meiner 11.000-Euro-Diät an soziale Zwecke umverteilen.

Frau Treu, ich danke ihnen für das Gespräch.

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