Die Deutsche Flugsicherung kündigt zwar immer neue Änderungen bei An- und Abflugverfahren am Flughafen Leipzig/Halle an und die Fluglärmkommission vermeldet das protokollarisch als Initiative zur Lärmminderung. Aber bei den Anrainern des Flughafens kommt das kaum an. Im Gegenteil. Bei neuen Abflugverfahren scheint es für einige noch lauter zu werden. Der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln beantragt deshalb jetzt Lärmmessungen in diesem Ortsteil.

„Der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln beantragt die Durchführung von Fluglärmmessungen und bittet die Stadt Leipzig einen entsprechenden Antrag in der Fluglärmkommission einzubringen“, lautet dieser Antrag an die Ratsversammlung. Denn einen eigenen Sitz haben die vom Fluglärm besonders belasteten Leipziger Ortsteile im Leipziger Norden in der Fluglärmkommission nicht.

Wie das klingt, wenn die Deutsche Flugsicherung in der Fluglärmkommission über neuen Abflugverfahren berichtet, liest sich z. B. im Protokoll der letzten Sitzung der Fluglärmkommission im Mai so: „Die DFS berichtete im Anschluss über die Ergebnisse des nach Einführung dieser im Januar 2023 geänderten Abflugverfahren von ihr durchgeführten Monitorings. Die durch die Fluglärmkommission im Rahmen der Abstimmung über die Flugverfahrensänderung geforderte Flugspurenanalyse ergab eine Übereinstimmung zwischen dem realen Flugbetrieb und dem geplanten Flugverfahren. Das Monitoring wird fortgesetzt, um weiteres Potential zur Verfahrensanpassung zur Verringerung der Fluglärmbelastung zu untersuchen.“

Ein Monitoring, das keins ist

Wenn ein Monitoring nur aus einer reinen Flugspurenanalyse besteht, sagt das natürlich nichts darüber aus, wie sich die Fluglärmbelastung am Boden verändert hat.

Und genau das ist das Problem der Bewohner von Lützschena-Stahmeln: Es scheint deutlich lauter geworden zu sein.

Nur ein Messteam des Flughafens Leipzig/Halle ist nicht aufgetaucht.

„Die Einführung der neuen Abflugverfahren per 26. Januar 2023 hat zur Folge, dass von den beiden Routen NEVKO/GOLAT_lE/Q (Kurze Südabkurvung Ost), die Route NEVKO/GOLAT_lQ [Abflug von der Piste 08L (Nordbahn)] entfällt und somit der Gesamtverkehr über NEVKO/GOLAT_lE [Abflug von der Piste 08R (Südbahn)] abgewickelt wird“, stellt der Ortschaftsrat Lützschena-Stahmeln fest.

Ergebnis: „Die Flugzeuge haben bei Überflug über Siedlungsgebiet bei Start von der Südbahn geringere Flughöhen als bei Start von der Nordbahn. Die Lärmbelastung der Betroffenen ist eine höhere als bei Start von der Nordbahn.“

Womit sich das Argument der Deutschen Flugsicherung, die Änderung der Abflugbahn diene der Lärmminderung, bei genauerem Hinsehen als Ausweichmanöver erweist. Wer aber die Folgen solcher Änderung nicht am Erdboden zeitnah wirklich misst – und vor allem auch Vergleichsdaten aus der Zeit davor besitzt, der wird kein belastbares Monitoring erstellen können.

Die Bewohner von Lützschena und Stahmeln sind sogar bereit, ihre eigenen Grundstücke für die Aufstellung von Messstationen zur Verfügung zu stellen: „Aufstellmöglichkeit für die Messstationen sind auf Privatgrundstücken von Bürgern gegeben. Energieanschlüsse sind dort vorhanden. Die Adressen der Aufstellungsorte wird dem Flughafen vom Ortschaftsrat mitgeteilt.“

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