In der Auseinandersetzung um den geplanten Bau einer Ferienhaussiedlung auf einer artenreichen Bergwiese im Kurort Oberwiesenthal ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, stellt der NABU Sachsen fest. Aufgrund starker artenschutzrechtlicher Bedenken hatte sich der NABU Sachsen wiederholt ablehnend zu dem Vorhaben geäußert und war gegen die im vergangenen Jahr dennoch begonnenen Baumaßnahmen erfolgreich gerichtlich vorgegangen. Doch Oberwiesenthal bleibt stur.

Nun hat die Stadt Kurort Oberwiesenthal den Bebauungsplan und die entsprechende dritte Flächennutzungsplanänderung neu ausgelegt – und das ohne wesentliche Änderungen an den massiven Eingriffen in die Natur, stellt der NABU Sachsen fest. Die Stadt setze dabei auf die gleichen Annahmen, die von allen beteiligten Naturschutzbehörden und Gerichten als offenkundiger Verstoß gegen das Arten- und Biotopschutzrecht gewertet wurden. Der Umweltverband hat daher mit Unterstützung der Rechtsanwaltskanzlei Baumann Rechtsanwälte Partnerschaftsgesellschaft mbB wieder eine ablehnende Stellungnahme eingereicht und behält sich weitere Schritte vor.

Dr. Maria Vlaic, Landesvorsitzende des NABU Sachsen, kommentiert den Vorgang mit den Worten: „Weshalb sich die Stadt hier so hinter die Investoren stellt, bleibt uns vollkommen schleierhaft. Insbesondere vor dem immensen medialen Druck, der schon entstanden ist, ist dieser Mangel an Rücksicht auf den Erhalt der Artenvielfalt erschreckend. Mit einem allgemeinen Interesse am Ausbau touristischer Infrastruktur sind derartig schwerwiegende Eingriffe in die Natur nicht zu rechtfertigen.“

Bergwiesen stellen gesetzlich geschützte Biotope dar, deren Zerstörung lediglich unter Ausnahmeentscheidung möglich ist, die insbesondere einen vollständigen Ausgleich der Beeinträchtigungen voraussetzt. Gegen die biotopschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung des Landratsamts Erzgebirgskreis hatte der NABU Sachsen daher Widerspruch erhoben. Die für die Bebauung mit Ferienwohnungen vorgesehene Fläche ist ein bedeutendes Habitat für Wiesenbrüter, wie etwa den in Sachsen stark gefährdeten Wachtelkönig.

Dass dem Tourismus hier der Vorzug gegeben wird, ist nach Ansicht des NABU Sachsen eine schwerwiegende Fehleinschätzung seitens der Stadt und des Landratsamts. Denn auch der Tourismus im Erzgebirge muss im Einklang mit dem Naturschutz entwickelt werden, um der Region einen langfristigen Mehrwert zu bringen.

Der kürzlich veröffentlichte „Masterplan Tourismus Sachsen“ erkennt das gesteigerte Umwelt- und Klimabewusstsein der Reisenden und spricht selbst davon, dass die Naturschutzbehörden als mittelbar Beteiligte rechtzeitig einbezogen werden sollen. Tourismus im Erzgebirge ist nur mit einer gut erhaltenen Natur überhaupt möglich, betont der NABU. Mit der derzeitigen Planung zerstöre die Stadt Oberwiesenthal die eigene wirtschaftliche Grundlage.

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