Das große Zittern begleitete den 1. FC Lok auf seinem holprigen Weg ins Halbfinale. Nach Rückstand und Platzverweis war es Torwart Niclas Müller, der den Leipzigern in der letzten Sekunde der Nachspielzeit per Kopfballtor den Weg in die Verlängerung ebnete. Dort konnte Lok seine Konditionsvorteile ausspielen und traf noch zweimal. Im Parallelspiel zog Siebtligist SV Lipsia Eutritzsch gegen Oberligist Neugersdorf in einem ebenfalls dramatischen Spiel den Kürzeren.

FC Grimma (Oberliga) vs. 1. FC Lok Leipzig (Regionalliga) 1:3 (1:1/1:0) n. V.

Von der Papierform her war die Favoritenfrage klar beantwortet. Der 1. FC Lok reiste als aktuell Regionalliga-Fünfter beim eine Liga darunter in Abstiegsgefahr schwebenden FC Grimma an. Dass eine solche Konstellation im Pokal nicht immer etwas zu sagen hat, zeigte sich dann einmal mehr auf dem Platz.

Zwar übernahmen die Leipziger direkt das Heft des Handelns, doch wirkliche Chancen vermochten sich die Probstheidaer äußerst selten zu erarbeiten. Die größte Möglichkeit vergab Djamal Ziane in der 18. Minute, als er nach schönem Angriff über links und Doppelpass mit Osman Atilgan dessen Eingabe nicht richtig erwischte. Der Ball trudelte knapp am rechten Pfosten vorbei.

Etwa ab Mitte der ersten Halbzeit überließ Lok dann zusehends den Grimmaer Gastgebern die Initiative im Husaren-Sportpark. Ein Ziffert-Kopfball, der knapp über den Lok-Kasten strich (32. Minute) und ein ebenfalls übers Tor abgeschlossener Freistoß aus sehr aussichtsreicher Position (35. Minute) sorgten dabei für erste Torgefahr.

Leipzig ließ in dieser Phase einfach zu viel zu und kassierte fast folgerichtig in der 38. Minute den Gegentreffer zum 1:0. Nach einer Ecke von der linken Seite stand Nikita Bondarenko überraschend frei am kurzen Pfosten und nickte unbedrängt aus Nahdistanz ein. Nur drei Minuten später glaubten die Lok-Fans ihren Augen nicht zu trauen: Als Lucas Bartsch mutterseelenallein auf das Leipziger Tor zulief, sprang Atilgan den Grimmaer im Rugby-Style an und riss ihn mit beiden Armen zu Boden. Eine völlig überflüssige Aktion, die direkt mit der Roten Karte geahndet wurde.

Die letzte Möglichkeit

Mit einem Mann weniger fiel Lok auch in der zweiten Hälfte nicht wesentlich mehr ein als zuvor. Es gelang ihnen einfach nicht, dem Spiel den eigenen Stempel aufzudrücken. Grimma verteidigte leidenschaftlich, Leipzig kam weiterhin kaum zu Großchancen, agierte oft auch zu kompliziert und ungenau.

In die Rubrik „verheißungsvolle Möglichkeiten“ waren lediglich ein gehaltener Ogbidi-Schuss (78. Minute) sowie ein neben das Tor gesetzter Außenrist-Versuch von Bogdan Rangelov einzusortieren. Und als Leipzig in der vierten Minute der Nachspielzeit noch eine allerletzte Ecke zugesprochen bekam, rappelte es doch noch in der Kiste. Lok-Keeper Niclas Müller war mit nach vorne gekommen und köpfte den von Riccardo Grym nach innen getretenen Ball zum viel umjubelten Ausgleich in die Maschen.

Rettungsanker Verlängerung

Die Verlängerung war für Grimma dann konditionell einfach zu viel. Lok übernahm mit dem Auftrieb des späten Ausgleichs immer mehr die Kontrolle über das Spiel. Eine zunehmende Chancen-Frequenz – ein Grym-Schlenzer streicht am langen Pfosten vorbei (102.) und ein Ogbidi-Aufsetzer wird auf der Linie geklärt (104.) – läutete die Wende des Spiels ein.

Doch wieder musste zunächst eine Standardsituation her. Einen Freistoß vom linken Strafraumeck streichelte Farid Abderrahmane mit der Innenseite gefühlvoll über die Grimmaer-Abwehrmauer ins kurze Eck zur 1:2-Führung (105. Minute) für Lok.

Für die endgültige Entscheidung sorgte schließlich Theo Ogbidi, der bei einem schnellen Gegenstoß über rechts mit einem feinen Heber über den herausstürmenden Keeper Pascal Birkigt das 1:3 (113. Minute) markierte. Erst jetzt hatte das Leipziger Zittern ein Ende.

SV Lipsia 93 Eutritzsch (Landesklasse) vs. FC Oberlausitz Neugersdorf (Oberliga) 1:2 (0:1)

Der Sensations-Viertelfinalist Lipsia Eutritzsch verkaufte sich auch gegen den Oberliga-Letzten Neugersdorf teuer. Als zweiter noch im Wettbewerb verbliebener Leipziger Verein mussten sie aber ebenfalls mit einem 0:1-Rückstand in die Halbzeitpause gehen. Und wie auch Lok in Grimma, kassierte Eutritzsch dieses Gegentor in der 38. Spielminute. Torschütze war Julian Janz nach einer Ecke.

Als Eric Merkel – ebenfalls im Anschluss an einen Eckball – wenige Minuten nach Wiederbeginn aus der Distanz auf 0:2 (55. Minute) für die Oberlausitzer erhöhte, schien die Sache entschieden. Doch Lipsia hatte bereits in der vorigen Runde seine Stehaufmännchen-Mentalität bewiesen, als sie gegen Bischofswerda einen 0:2-Halbzeitrückstand egalisieren konnten und den Favoriten ins Elfmeterschießen zwangen.

Soweit war es diesmal noch nicht, doch nur drei Minuten nach dem 0:2 antwortete Viet Duc Pham per feiner Einzelaktion mit dem Anschlusstreffer zum 1:2 (59. Minute). Nun schwamm Neugersdorf und hatte Glück, dass Keeper Zlatan Kostal direkt danach eine weitere Großchance der Leipziger gerade noch entschärfen konnte.

Doch Eutritzsch blieb dran und trieb das Drama in der letzten Spielminute noch einmal auf den Gipfel. Wieder war Pham gefährlich vor dem Gästetor aufgetaucht, Torhüter Kostal streckte ihn mit einem Foul zu Boden und sah den roten Karton. Elfmeter für Lipsia Eutritzsch! Ersatzkeeper Lukas Böhm musste zwischen die Pfosten und parierte zum Entsetzen der Gastgeber den Strafstoß von Julius Nitzsche. Glück für Neugersdorf, das sich damit ins Halbfinale retten konnte.

Chemnitzer FC (Regionalliga) vs. FC Erzgebirge Aue (3. Liga) 3:0 (2:0)

Bereits am Mittwoch, dem 22. März, war der Chemnitzer FC als erstes Team ins Pokal-Halbfinale eingezogen. Vor 14.000 Zuschauern hatte der sächsische Rekord-Pokalsieger den eine Liga höher spielenden FC Erzgebirge Aue auf dem völlig falschen Fuß erwischt. Schon in der ersten Spielminute hatte Furkan Kircicek die Himmelblauen in Führung schießen können.

Und als Tim Campulka in der 13. Minute per Kopf auch noch das 2:0 folgen ließ, war das der frühzeitige K.-o.-Schlag für die Veilchen. Aue war die gesamte Spielzeit über der Entschlossenheit des CFC einfach nicht gewachsen, sodass Chemnitz kurz vor dem Ende mit dem 3:0 durch Felix Brügmann (83. Minute) den Deckel drauf machte.

SG Dynamo Dresden (3. Liga) vs. FSV Zwickau (3. Liga)
am Mittwoch, 29. März um 19 Uhr

Die Spitzenbegegnung dieser Pokalrunde geht erst kommenden Mittwoch über die Bühne. Im reinen Drittliga-Duell wird dann der letzte Halbfinalist ermittelt. Sollte es Dynamo bis ins Finale schaffen, könnte das für den dortigen Gegner durchaus von Vorteil sein. Denn schaffen es die Dresdner in der 3. Liga am Ende unter die ersten Vier, wären sie für den DFB-Pokal sowieso qualifiziert. Dadurch wäre der Finalgegner, ganz unabhängig vom Spielausgang, ebenfalls in der 1. Runde des DFB-Pokals startberechtigt.

Die Auslosung des Sachsenpokal-Halbfinals findet in der Halbzeitpause dieser Partie statt.

Die Statistik zum Pokal-Viertelfinale:
www.fussball.de/spieltagsuebersicht/wernesgruener-sachsenpokal …

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