Es geht auch kurz und schnell im Stadtrat und Oberbürgermeister Burkhard Jung muss den Redner/-innen nicht den Saft abdrehen, weil sie ihre Maximalredezeit von 5 Minuten überschritten haben. Manchmal wird auch gar nicht mehr diskutiert, weil allen im Raum klar ist, dass der Antrag vollauf berechtigt ist. So wie am 13. Juli der SPD-Antrag „Mangelhafte Anzahl von Fahrradübungsplätzen“.

Denn wenn Leipzig eine Fahrradstadt werden will – und sie tut sich ja bekanntlich sehr schwer damit – dann braucht das nicht nur mehr und sichere Radwege, sondern auch junge Verkehrsteilnehmer, die sich mit dem Rad sicher in der Stadt bewegen und die grundlegenden Regeln kennen.

Und die lernen sie in der Schule. Das ist nämlich kein fakultatives Angebot, wie SPD-Stadträtin Ute Köhler-Siegel bei ihrer Rede zum SPD-Antrag erklärte. Sie ist ja selbst Lehrerin. Sie weiß, wo es fehlt.

Nur zwei öffentliche Übungsplätze

Denn in den „Jahrgangsstufen 3 und 4 steht das Anwenden von Regeln zur Verkehrssicherheit als Radfahrer im Lehrplan. In der Regel sollen die Viertklässler ihre Fähigkeiten in einer praktischen Fahrradausbildung anwenden“, benannte sie das Selbstverständliche an ihrem Antrag.

„Derzeit stehen in der Stadt Leipzig jedoch nur zwei Verkehrsübungsplätze zur Verfügung. Vier weitere Übungsplätze können nur schulintern genutzt werden, da sich diese auf dem Pausenhof der Schule befinden. Die genannten Fahrradübungsplätze im Freien sind ausschließlich von März bis November nutzbar, ggf. müssen Fahrradprüfungen während dieser Monate bei Schlechtwetter abgesagt werden.“

Die beiden offenen Fahrradübungsplätze befinden sich an der Franz-Mehring-Grundschule in der Kolmstraße und der Wilhelm-Hauff-Grundschule in der Diderot-Straße.

„Leipzig wächst, das hat sich schon herumgesprochen, und Leipzig setzt auf den Ausbau des Radwegenetzes. Das Fahrrad ist eines der am häufigsten genutzten Verkehrsmittel“, sagte Köhler-Siegel.

„Daher ist es für uns unverständlich, dass in den letzten Jahren trotz steigender Schülerzahlen und der zunehmenden Bedeutung des Radverkehrs nicht in den quantitativen Ausbau der Verkehrsübungsplätze investiert wurde.“

Der Mangel an Übungsplätzen hat jetzt schon Folgen, wie der SPD-Antrag feststellt: „Mit diesen Voraussetzungen werden am Ende des Schuljahres 2021/22 voraussichtlich nur die Hälfte der Leipziger Viertklässler/-innen die Grundschule mit einer absolvierten Fahrradprüfung verlassen. Es ist also davon auszugehen, dass rund 50 % der Fünftklässler/-innen in Leipzig zum neuen Schuljahr 2022/23 keine Möglichkeit hatten, ihr im Sachunterricht erworbenes theoretisches Wissen zum Thema Fahrrad und Verkehrserziehung in der Praxis zu erproben und professionell durch Fachkräfte der Polizei prüfen zu lassen.“

Die Verwaltung hatte dem Anliegen der SPD-Fraktion übrigens zugestimmt und will vor allem die Schlechtwettervariante prüfen, sodass auch im Herbst und Winter Fahrradprüfungen abgenommen werden können: „Es wird geprüft, welche Halle als Übungshalle für die Radfahrausbildung von Grundschüler-/innen dauerhaft zur Verfügung steht. Sollte keine Halle zur Verfügung stehen, wird ein Standort für eine solche Halle vorgeschlagen.“

Bis zum dritten Quartal 2022 will die Verwaltung ihre Prüfergebnisse vorlegen.

Und es soll auch nicht nur offizielle Fahrradübungsplätze geben, die möglichst auch jene Stadtteile erschließen, wo es derzeit noch keine gibt. Denn prüfen will die Verwaltung auch: „Welche öffentlich zugängliche und zentral gelegene Fläche in einer Grünfläche so gestaltet werden kann, dass Kinder aller Altersstufen das Fahren im Straßenverkehr im geschützten Raum üben können?“

Ute Köhler-Siegel stellte deshalb den zustimmenden Verwaltungsstandpunkt zur Abstimmung. Da gab es keine Gegenrede. Die komplette Ratsversammlung stimmte zu.

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