Spätestens mit dem sich andeutenden Ende der Corona-Pandemie zumindest in Deutschland dürfte die Wohnungsfrage wieder stärker ins Blickfeld rücken. Menschen, die während des Lockdowns darauf verzichteten, umzuziehen, werden nun wieder vermehrt feststellen, dass das gerade im günstigen Preisbereich immer schwieriger wird – auch in Leipzig. Die kommunale Wohnungsgesellschaft LWB gehört zu jenen, auf denen viele Hoffnungen ruhen. Am Montag, dem 7. Juni, präsentierte sie zunächst einmal ihre Bilanz für 2020.

Trotz der Coronakrise sei jenes Jahr gut genutzt worden, sagte Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Neubau, Bestandssicherung und soziales Wohnen seien die wichtigsten Aufgaben der LWB. Zudem werde das Wohnen in der Innenstadt künftig ein wichtiges Thema sein. „Handel wird man hier nicht immer durch Handel ersetzen können“, sagte Jung. „Es wird neuen Leerstand geben.“Die konkreten Zahlen der LWB klingen zunächst beeindruckend. So plant sie für 2021 mit Bauausgaben in Höhe von 137 Millionen Euro. Noch vor drei Jahren war es weniger als die Hälfte davon. Seitdem geht es ziemlich steil nach oben.

Bestand offiziell noch konstant

Der Bestand in Leipzig liegt derzeit zwar konstant bei rund 35.000 Wohnungen, aber schon in der Bilanz des kommenden Jahres wird sich die Zahl deutlich erhöhen. So sind im vergangenen Jahr 353 neue Wohnungen entstanden und 700 Wohnungen von der Stadt Leipzig dazugekommen. Im laufenden Jahr werden 424 Wohnungen gebaut.

Besonderheit an diesen Neubauten in diesem Jahr ist, dass sie allesamt mietpreisgebundene Wohnungen werden. Das heißt, die Miete wird 15 Jahre lang bei rund 6,50 Euro pro Quadratmeter liegen. Das Förderprogramm des Freistaates macht das möglich. Von den 2020 fertiggestellten Wohnungen seien bereits rund 80 Prozent vermietet.

Das derzeit größte Bauprojekt befindet sich in der Saalfelder Straße. Dort sollen 300 neue Wohnungen entstehen. Geplant ist zudem ein großer Neubau in der Johannisallee, das Bauvolumen dort beträgt 56 Millionen Euro.

Sanierungen in vielen Gebieten

Neben dem Neubau liegt der Fokus auch auf Sanierungen. Unter anderem in Grünau, Paunsdorf, Schönefeld, Dölzig und in der Kurt-Eisner-Straße gab es 2020 und gibt es aktuell entsprechende Arbeiten. Im kommenden Jahr ist dann der letzte unsanierte Elftgeschosser in Lößnig dran.

Zu den wichtigen Zahlen, die die LWB am Montag präsentierte, zählen auch eine Vermietungsquote von knapp 96 Prozent, eine Durchschnittsmiete von 5,47 Euro pro Quadratmeter (das ist ein Plus von 0,12 Euro gegenüber dem Vorjahr), ein Umsatzplus von drei Millionen Euro auf 134 Millionen und ein Jahresergebnis von 23,5 Millionen Euro – fünf Millionen mehr als im Vorjahr. Die Kreditverbindlichkeiten der LWB sind auf 600 Millionen Euro gestiegen.

Thomas Dienberg, grüner Baubürgermeister der Stadt und Aufsichtsratsvorsitzender der LWB, betonte zudem, dass diese stark in energetische Sanierungen investieren würden. „Die LWB ist der Vermieter in Leipzig mit den meisten Photovoltaik-Anlagen.“

Es reicht noch nicht

Also alle zufrieden? Wohl nicht ganz. Denn um den Bedarf an sozialen Wohnungen in Leipzig zu decken, sind in den kommenden Jahren noch viele weitere Anstrengungen nötig. Rund 10.000 Sozialwohnungen sollen beziehungsweise müssen bis Mitte des Jahrzehnts in Leipzig entstehen. Ob die vom Freistaat dafür in Aussicht gestellten Fördergelder ausreichen, ist umstritten.

Hinzu kommt die generelle Preisentwicklung auf dem Wohnungsmarkt, die nicht nur Menschen mit wenig Einkommen trifft: 43 Prozent Mietpreiserhöhung gab es in Leipzig in den vergangenen zehn Jahren laut Auskunft der Bundesregierung. Kurz vor der Bundestagswahl könnten Mietendeckel und Mietpreisbremse zu Wahlkampfthemen werden.

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